Mercedes V-Klasse: Luxus-Shuttle im XXL-Format
12.4.2019, 13:32 UhrDer über Jahrzehnte andauernde Erfolg des VW Multivan ließ Mercedes keine Ruhe. Deshalb schickte man 1996 die V-Klasse ins Rennen - was sich lohnte, denn allein von der dritten, seit nunmehr fünf Jahren gebauten Generation wurden weltweit rund 209.000 Einheiten verkauft.
Aber die technische Entwicklung geht auch bei den sogenannten MPVs oder Großraumlimousinen weiter und so schien es jetzt an der Zeit, das optional mit Allradantrieb 4Matic erhältliche Modell zu überarbeiten. Besonders bei den Dieselmotoren, beim Automatikgetriebe und bei den Fahrerassistenten war ein Update angesagt, "um Benchmark im Segment" zu sein, wie es Mercedes-Sprecherin Ingeborg Gärtner ausdrückt.
Optisch gab es zu Veränderungen kaum Anlass. Deshalb ist es kein Wunder, dass der Betrachter die aktualisierte Mercedes V-Klasse erst auf den zweiten Blick erkennt. Vor allem die ausdrucksvollere, breiter wirkende Front soll ein wenig zum neuen Look betragen. Im Innenraum sorgen Lüftungsdüsen in Turbinenoptik, mehr Zierelemente und geänderte Polsterungen für frische Akzente.
Kein MBUX für die V-Klasse
Das topmoderne MBUX-Infotainment, das auch auf natürliche Sprachbefehle reagiert ("Hey Mercedes, wie ist das Wetter in Hamburg?"), bleibt dem V-Mercedes allerdings verwehrt. Ein Nachteil gegenüber dem noch für dieses Jahr avisierten und digital aufgerüsteten Rivalen VW T6.1, für den "Hey Bulli" die Schlüsselworte sind.
Anders sieht es unter der Motorhaube aus: Künftig kann der Kunde unter drei sauberen und effizienten Vierzylinder-Dieselmotoren wählen, die alle drei ihre Kraft aus zwei Litern Hubraum schöpfen. Die stärkste Leistungsstufe findet sich im V 300 d, der 176 kW/239 PS und 500 Newtonmeter (kurzzeitig 30 Nm mehr im "Overtorque") auf die Kurbelwelle wuchtet. Im Verbrauchsmix werden 5,9 bis 6,1 l/100 km angegeben (ab 155 g/km CO2) - das sind im Vergleich zum Vorgänger bis zu 13 Prozent weniger Kraftstoff. Alle Motoren erfüllen die Abgasnorm Euro 6d-Temp.
Neu: Neunstufen-Wandlerautomatik
Was auf ersten Probefahrten auffiel: Besonders der Topdiesel entfaltet seine Kraft leise und vibrationsarm. In Kombination mit der jetzt erstmals in der V-Klasse eingesetzten Neunstufen-Wandlerautomatik verrichtet der Selbstzünder seine Arbeit völlig unaufgeregt. Eingriffe sind überflüssig, das Automatikgetriebe legt immer die richtige Fahrstufe ein. Keine Frage, das gesamte Antriebsaggregat gibt sich nun wesentlich harmonischer. Wenn es sein muss, beschleunigt der V 300 d in knapp acht Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreicht eine Spitze von 220 km/h.
Das Fahrwerk ist weiterhin in drei Abstimmungen von komfortabel bis sportlich verfügbar. Trotz ihrer Größe und ihres Gewichts lässt sich die V-Klasse gut über kurvenreiche Strecken dirigieren. Was mitunter stört: Die ziemlich breite und kräftige A-Säule schränkt die Sicht auf den Gegenverkehr ein. Stichwort Parken: Der V-Mercedes passt in die üblichen Garagen, selbst der etwas höhere Allradler.
Einsteiger ab 50.242 Euro
Als Einstiegsversion fungiert der V 220 d, der 120 kW/163 PS leistet und erst ab Oktober lieferbar ist - dann ab 50.242 Euro und als einziger auch mit Schaltgetriebe als Alternative zur Neunstufenautomatik. Alle anderen Modelle sind ab Juni zu Preisen ab 52.133 Euro erhältlich. Zwischen V 220 d und V 300 d ordnet sich der V 250 d (140 kW/190 PS) ein. Im September feiert außerdem die rein elektrisch angetriebene und daher lokal emissionsfreie Version Premiere.
Die V-Klasse ist in drei Längen - 4,90, 5,14 und 5,37 Meter - und mit bis zu acht Sitzplätzen verfügbar. Schon die kürzeste Version bietet wie bisher viel Platz. Egal, ob als Sechssitzer mit Luxusbestuhlung oder als Kleintransporter, der als Zweisitzer hinter der ersten Reihe einen Stauraum von bis zu 5000 Litern bietet. Die optionalen, aus der S-Klasse importierten Einzelsitze im Fond verwöhnen mit Liegefunktion, Rückenmassage und Klimatisierung - Wellness an Bord. Der Sicherheit dienen jetzt 13 verfügbare Assistenzsysteme. Neu sind der Aktive Bremsassistent und der Fernlichtassistent Plus.
Marco Polo für Reisemobilisten
Das Reisemobil Marco Polo, das mit verlängertem Radstand in der Länge 5,14 Meter misst, kann ab 58.060 Euro geordert werden. Der Camper auf Basis der V-Klasse profitiert unmittelbar von allen Maßnahmen der Modellpflege. Geschätzt wird der Marco Polo vor allem wegen seiner Variabilität. Für spontane Übernachtungen entsteht aus der Sitzbank ein 2,03 mal 1,13 Meter breites Doppelbett, ein auf Wunsch elektrisches Aufstelldach schafft weiteren Raum. An Bord gibt es zudem eine Küchenzeile mit zweiflammigem Gaskocher und einer Spüle, sowie davor einen verschiebbaren Klapptisch. Die vorderen Sitze lassen sich drehen. Im Gepäckraum sind zwei Campingstühle und ein Tisch in einer Tasche praktisch verstaut. Dem nächsten Wochenendausflug steht also nichts im Wege.
Ingo Reuss
Mercedes V-Klasse in Kürze:
Wann sie kommt: Im Juni 2019
Wen sie ins Visier nimmt: VW T6 Multivan
Was sie antreibt: Zweiliter-Vierzylinder-Diesel mit 140 kW/190 PS und 176 kW/239 PS
Was sie kostet: Ab 52.134 Euro
Was noch folgt: Einstiegsmodell V 220 d im Oktober (ab 50.242 Euro), rein elektrische Variante
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