Mit den MaiKäfern und "Fridolin" in den Frühling
29.4.2019, 15:53 UhrDer Kleinlieferwagen Caddy war noch lange nicht erfunden, ausgefeilte Raumkonzepte mit verschieb- und einzeln umklappbaren Rücksitzen ebensowenig Standard wie gänzlich wegfaltbare Sitzreihen. Und doch wurde ab 1964 bei Westfalia in Wiedenbrück ein Wagen gefertigt, der schon vielerlei Ansprüche an Variabilität erfüllte.
Kleines Raumwunder
Der Volkswagen-Typ "147" gilt bis heute als kleines Raumwunder. Das liebevoll "Fridolin" genannte Fahrzeug maß keine vier Meter in der Länge, darüber streckt sich heute selbst ein Polo hinaus. Aber der kleine Kastenwagen hatte es buchstäblich in sich: Der Beifahrersitz ließ sich zusammenfalten und nach vorne unter den Armaturenträger klappen, die Schiebetüren ermöglichten komfortablen Zustieg in den Innenraum, und der Kofferraum eröffnete bis zu 2,9 Kubikmeter Fassungsvermögen. Auf Wunsch gab es damals schon eine Standheizung.
Der Goggo-Transporter scheitert
Die Transport-Kompetenz des Fridolin war von Anfang geplant und entsprach den Wünschen des Auftraggebers. Die Deutsche Bundespost hatte Anfang der 1960er-Jahre nach einem Auslieferungsfahrzeug gesucht, den "Goggomobil-Transporter" mit seinem luftgekühlten Zweizylinder-Zweitakter aber als ungeeignet, da im Kurzstreckenverkehr zu wenig belastbar befunden. Auch Käfer (zu klein, zu unpraktisch) und Bulli (zu groß) schieden aus. Also betraute man Volkswagen mit der Maßanfertigung eines Kleinlieferwagens. Entsprechend avancierte die Post später zum Hauptabnehmer des Fridolin, auch die Schweizer Post PTT kaufte zahlreiche Exemplare. Als Vorfeldfahrzeug wurde der Typ 147 zudem von der Lufthansa genutzt.
Die Leistung des Lieferwägelchens (25 bis 32 kW/34 bis 44 PS) blieb überschaubar, andererseits hatte es der Boxermotor nur mit 935 kg Fahrzeuggewicht und 410 kg Zuladung zu tun.
Motor vom Käfer, Chassis vom Karmann Ghia
Letztlich war der Fridolin ein Konglomerat aus Bauteilen verschiedenster anderer Volkswagen-Modelle. Die Achsen, der Motor und das Getriebe stammten vom Käfer, das Chassis vom Karmann Ghia, die runden Scheinwerfer vom Typ 3, dem Vorgänger des Passat. Motor- und Heckklappe steuerte der Transporter T1 ("Bulli") bei. 1968 mussten für einen "147" rund 6800 Mark bezahlt werden.
Von 1964 bis zum Juli 1974 wurden insgesamt 6139 Einheiten des Fridolin gebaut. Von Rostschutz war damals noch nicht viel die Rede, deshalb haben nur wenige Fahrzeuge überlebt: In Deutschland sind noch rund 40 "Typ 147" zugelassen, weltweit gibt es noch etwa 200 Exemplare.
Beim MaiKäfer-Treffen stellen sich elf Fridolins vor, drei von ihnen stammen aus dem Fundus von VW, acht weitere hat das Team von Volkswagen Nutzfahrzeuge Oldtimer bei Fans ausfindig gemacht. Zudem hofft man auf Überraschungsgäste in Gestalt weiterer Fridolins und deren Besitzer.
Für Besucher kostenlos
Das MaiKäfer-Treffen findet in diesem Jahr bereits zum 36. Mal statt. Schauplatz ist das Messegelände in Hannover. Im vergangenen Jahr waren 3000 Teilnehmer mit ihren Autos und insgesamt 15.000 Besucher gekommen, für die der Eintritt im Übrigen kostenlos ist. Weitere Infos gibt es im Internet unter www.maikaefertreffen.de.
Ulla Ellmer
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