Mit der A-Klasse lässt es sich reden
19.12.2018, 12:02 UhrWie er aussieht: Mit 4,42 Metern Länge übertrifft die A-Klasse den VW Golf um ganze 16 Zentimeter. Ein stattlicher Hatchback also, der einen sportlichen Kühlergrill im Gesicht trägt und dem Hintermann ein knackig-properes Heck zeigt. Bieder sieht nach wie vor anders aus. Grundsätzlich fährt das Fließheckmodell als Fünftürer vor. Alternativ gibt es eine Limousine.
Wie viel Platz er hat: Vorne sitzt man gut und komfortabel, im Fond geht es allerdings verhältnismäßig knapp zu, und der Kofferraum ist mit 370 bis 1210 Litern ordentlich, aber nicht überragend bemessen.
Wie er eingerichtet ist: Sportlich, korrespondierend zum Exterieurdesign. Blickfang am Armaturenträger sind zunächst die voluminösen Lüftungsdüsen, vor allem aber die beiden aufrecht stehenden, frei konfigurierbaren Displays mit brillanter Darstellung. Unter einer durchgehenden Glasfläche fügen sie sich zu einer optischen Einheit zusammen, die nahezu zwei Drittel des Armaturenträgers einnimmt. Sehr elegant sieht der superbreite Monitor des volldigitalen Cockpits aus und generiert ganz nebenbei ein ganz neues, sehr modernes Raumgefühl. Auf analoge Instrumente verzichtet die A-Klasse schon im Basismodell komplett.
Wie digital er ist: Sehr digital. Die A-Klasse lockt mit einer Attraktion ins Cockpit, die MBUX heißt (Mercedes-Benz User Experience) und ein völlig neues Multimediasystem meint. MBUX lässt sich über den berührungssensitiven Bildschirm ansteuern, über ein großes Touchpad auf der Mittelkonsole oder über zwei Mini-Touchpads am Lenkrad. Außerdem über eine Spracherkennung, die auch natürliche Sprache versteht, was vorzüglich funktioniert. "Hey Mercedes" sind die Schlüsselworte, mit denen das System zum Leben erweckt wird, Alexa lässt grüßen. Eine Damenstimme (wir fanden ihren Tonfall etwas herablassend) erkundigt sich dann nach dem Begehr, und erstaunlich bald haben wir uns daran gewöhnt, mit dem Auto hauptsächlich verbal zu kommunizieren: "Stell die Heizung auf 21 Grad", "Wie weicht reicht der Sprit noch?", "Navigiere mich nach München in die Sedanstraße", "Regnet es morgen in Erlangen?", "Wechsle den Sender auf Bayern 3" - das geht erstaunlich selbstverständlich und einfach vonstatten. Vor allem in sicherheitstechnischer Hinsicht ergibt sich ein Fortschritt, weil der Blick des Fahrers schlichtweg dort bleibt, wo er hingehört, nämlich auf der Straße.
Und noch eine feine Sache hatte unser Testwagen zu bieten: Navigation mit Augmented Reality. Heißt: An Kreuzungen oder Abbiegestellen überträgt eine Frontkamera die Szenerie aufs Display, auf dem dann zusätzlich eingeblendete Pfeile den richtigen Weg weisen.
Was ihn antreibt: Fast schon nebensächlich scheint angesichts der digitalen Errungenschaften die Frage nach der Motorisierung. Der A 200 nutzt einen 1,3-l-Benziner mit 120 kW/163 PS, der von einem Turbo unterstützt wird und bei dem ein Ottopartikelfilter (OPF) die Abgasnorm Euro 6d-Temp sicherstellt. Die eher bescheiden mit Hubraum ausgestattete Maschine macht den Mercedes nicht eben zum Spitzensportler. Wer diesbezüglich aber keine allzu hohen Ansprüche stellt, sieht sich mit dem laufruhigen, akustisch dezenten und trotz allem schön spritzigen Vierzylinder gut versorgt, im Stadtverkehr sowieso, und auf der Autobahn erreicht der Kompakte ein mehr als zügiges Reisetempo von maximal 225 km/h.
Wie er sich fährt: Verblockt ist der Benziner mit einer manuellen Sechsgangschaltung (7-G-DCT-Doppelkupplungsgetriebe optional), die - ebenso wie die Lenkung - so präzise und flüssig arbeitet, wie man es sich nur wünschen kann. Auch fahrtechnisch liefert der A 200 eine gelungene Vorstellung ab, er lässt sich leicht und locker dirigieren, bleibt ohne Tücke und erweist sich als komfortabel gefedert.
Dass Mercedes für die A-Klasse - meist gegen Extra-Salär - jede Menge Fahrassistenten mobilisiert, bedarf kaum einer Erwähnung. Vor allem der Spurhalteassistent meint es aber zu gut, er lenkt viel zu energisch und gefühlt auch unter Abbremsen gegen, so dass der Fahrer kontraproduktiverweise heftig erschrickt. Man kann das System zwar deaktivieren, verzichtet dann aber auf einen eigentlich sinnvollen Schutzengel.
Was er verbraucht: Nach Norm soll der A 200 durchschnittlich 5,8 l/100 m konsumieren, mit maßvollen 6,1 l l/100 km lagen wir da gar nicht weit entfernt. Bei dezidiert dynamischer Fahrweise ist freilich mit deutlich höheren Werten zu rechnen.
Was er bietet: Einfaches MBUX mit 7-Zoll-Bildschirm, Aktiver Bremsassistent, Aktiver Spurhalteassistent. Optional unter anderem Multibeam-LED-Scheinwerfer, Head-up-Display, verschiedene Navigationspakete bis hin zu MBUX Augmented Reality, Befähigung zum teilautonomen Fahren, Ambientelicht etc.
Was er kostet: Ab 30.232 Euro
Was wir meinen: Der A200 ist ein sehr guter Kompaktwagen, der vor allem in digitaler Hinsicht neue Maßstäbe setzt. Die gebotene Motorleistung ist nicht überragend, reicht aber völlig aus. Wer mehr will, kann beim A 220 oder A 250 einsteigen, die es auch mit Allradantrieb gibt. Schon der Grundpreis fällt allerdings sehr ambitioniert aus. Dass es dabei nicht bleibt, lässt sich erahnen, und doch erschüttert es, wie schnell sich die verschiedenen Posten auf 50.000 Euro summieren. Hey Mercedes, du bist ganz schön teuer.
Ulla Ellmer
Die Daten des Mercedes A 200
Hubraum 1332 ccm, Zylinder 4, Leistung 120 kW/163 PS bei 5500/min, max. Drehmoment 250 Nm bei 1620/min, Spitze 225 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 8,2 sec, Normverbrauch innerorts 7,9, außerorts 4,6, kombiniert 5,8 l S pro 100 km, Testverbrauch 6,1 l S/100 km, CO2-Emission 133 g/km, Schadstoffklasse Euro 6d-Temp, Energie-Effizienzklasse C, Länge 4,42 m, Breite 1,80 m (ohne Außenspiegel), Höhe 1,44 m, Kofferraum 370 bis 1210 l, Tank 43 l, Leergewicht 1355 kg, zulässiges Gesamtgewicht 1870 kg, Zuladung 515 kg, Anhängelast 675 kg gebremst/1600 kg ungebremst. Manuelles 6-Gang-Getriebe, Frontantrieb. Versicherungs-Typklassen 16 (KH), 22 (TK), 22 (VK). Preis ab 30.232 Euro.
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