Smart EQ-Familie: Ausschließlich elektrisch
25.1.2020, 17:35 UhrNicolas Hayek hat es von Anfang an so gewollt: Bereits in den ersten Zeichnungen, sagt Daniel Lescow, Leiter Produkt- und Markenmanagement bei Smart, hätte der Smart-Vater Bauraum für eine Batterie in seinem Ultra-Mini vorgesehen.
Dass aus der elektrischen Vision für seinen zunächst als "Swatch-Mobil" apostrophierten Autozwerg Wirklichkeit wird, durfte der 2010 verstorbene Hayek noch miterleben: Seit 2007 hat es in jeder Smart-Generation auch eine vollelektrische Option gegeben.
Jetzt steigt die Marke endgültig um auf "EQ". Damit ist man der erste Automobilhersteller überhaupt, der den radikalen Wechsel vom Verbrenner auf Elektromobilität vollzieht. In den USA ist das schon früher passiert – überlebt hat es die Marke Smart allerdings nicht. Die E-Smarties wollte keiner mehr kaufen, Smart hat sich deshalb vom amerikanischen Markt zurückgezogen.
Der Smart EQ hat eine Mission
Im kurzstrecken- und kleinwagenaffineren Europa soll die elektrische Karriere besser klappen und muss es auch. Ganz abgesehen davon, dass die Umstellung auf aktuelle Umwelt-Standards den Verbrenner-Smart zu teuer gemacht hätte: Die elektrische Smart-Flotte hat die Mission, den CO2-Flottenausstoß von Mercedes zu senken und dem Unternehmen happige Strafzahlungen an die EU zu ersparen.
Mit neuer Antriebstechnologie kann das Trio aus Zweisitzer fortwo, Cabrio und Viersitzer forfour allerdings nicht dienen. Es bleibt bei dem, was die EQ-Modelle schon bislang angetrieben hat: Einem Elektromotor mit 60 kW/81 PS Maximalleistung und 160 Newtonmetern Drehmoment, der von einer Lithium-Ionen-Batterie der Kapazität 17,6 kWh mit Energie versorgt wird.
Die Reichweite von 133 Kilometern (WLTP-Norm) weist den Smart als Fall für kurze Wege aus. Daniel Lescow sagt, was jeder sagt, der ein Elektroauto zu verkaufen hat – dass nämlich die Tages-Fahrleistung im Schnitt nur 30 bis 35 Kilometer beträgt, die elektrischen Möglichkeiten der EQ-Smarts würden also locker ausreichen.
Flexibles Ladekonzept
Dem könnte man entgegnen, dass auch das Leben des Elektroauto-Fahrers nicht frei von Unwägbarkeiten ist – die Tochter muss überraschend aus dem Schulllandheim abgeholt werden, oder die Oma braucht schnell Hilfe. Fairerweise muss aber ebenso gesagt werden, dass der Smart natürlich das Kurzstrecken- und City-Auto schlechthin ist. Und außerdem ebnet der kleine Akku einem Ladekonzept den Weg, das Smart als "flexibel" preist und damit meint, dass es keiner raren Turbo-Ladesäule bedarf, um die Energievorräte zügig aufzufüllen. Die nahezu überall verfügbare Haushaltssteckdose erledigt das in rund sechs Stunden, und der optional erhältliche dreiphasige 22-kW-Bordlader ermöglicht es, den Akku in weniger als 40 Minuten von 10 auf 80 Prozent zu bringen.
Ja, man hätte dem Smart schon eine höhere Batteriedichte mitgeben können, versichert Lescow. Stattdessen sei aber bewusst die Entscheidung getroffen worden, sich lieber der Optik und dem Digitalen zu widmen.
Fortwo im Lächel-Modus
Dramatisch verändert hat sich das Smart-Trio freilich nicht, der Wiedererkennungswert bleibt hoch, die Neuerungen liegen im Detail – der nach unten gerutschte Kühlergrill im Waben-Design befindet sich beim fortwo im freundlichen Lächel-Modus, während er beim forfour eine entschlossene Mimik generiert. Als Extra sind nun LED-Scheinwerfer zu buchen, die Heckleuchten bekommen eine kreuzförmige Grafik. Als Extra sind nun LED-Scheinwerfer zu buchen, die Heckleuchten bekommen eine kreuzförmige Grafik.
Mehr Neuheitswert vermittelt das Interieur mit seiner umgestalteten Mittelkonsole und dem (allerdings erst im dritten Quartal 2020 erhältlichen) Media-System "connect", zu dem ein vergrößerter Acht-Zoll-Touchscreen gehört, der via UX-Konzept die Inhalte von Apple- sowie Android-Smartphones visualisiert und deren Rechenleistung nutzt. Optional übernimmt aber auch ein TomTom-Navi die Wegführung.
Mit diesem Infotainment gibt der Smart EQ neuen Konkurrenten wie Seat Mii electric und Skoda Citigo iV Kontra, die einerseits deutlich mehr Reichweite (rund 250 Kilometer) liefern, andererseits aber zwecks Navigation und Infotainment das an einer Halterung befestigten Smartphone bemühen müssen.
Ausleihen gegen Bezahlung
Diverse Dienste mit schicken Namen machen es zudem möglich, seinen Smart mit Freunden und Bekannten - auch gegen minutengenau abgerechnete Bezahlung - zu teilen (ready to share), Parkplätze zu finden (ready to park) oder sich von einem Algorithmus ausrechnen zu lassen, ob und wie die Einkäufe in den Smart passen (ready to pack). Und selbstredend lassen sich via App Reichweite oder Ladezustand abfragen beziehungsweise die Vorklimatisierung starten, das funktioniert übrigens auch mit der Apple Watch.
Auf ersten Probefahrten bestätigte der Smart seinen Ruf als idealer Cityflitzer. Zu Attributen wie wendig und parkplatzfreundlich klein addieren sich beim EQ extraflotter Antritt und eine modern flüsterleise Art der Fortbewegung, die weder Passanten noch Anwohner akustisch belästigt. In 11,6 Sekunden flitzt der fortwo von 0 auf 100 km/h, auf der Autobahn lässt er sich maximal mit Richtgeschwindigkeit 130 bewegen.
Hinzunehmen gilt es nach wie vor, dass vor allem der fortwo mit seinem kurzen Radstand eher unsanft über Kanaldeckel und Asphaltflicken hinweghoppelt.
Die erwähnte WLTP-Reichweite hat sich in der Praxis bestätigt; wird der Elektro-Smart auf Sparflamme im Eco-Modus bewegt - dann auch mit stärkerer Rekuperationsleistung -, erhöht sich der Aktionsradius laut Anzeige von 134 auf 148 Kilometer.
Sechs bis acht Wochen Lieferzeit
Ab 14. Februar steht die smarte EQ-Familie beim Händler, die Preise beginnen bei 21.940 Euro (fortwo), 25.200 Euro (fortwo Cabrio) und 22.600 Euro (forfour), hiervon darf noch der neue (aber immer noch nicht endgültig festgesetzte) Umweltbonus in Höhe von 6000 Euro abgezogen werden. Die Lieferzeiten sollen sich im Vergleich zu 2019 – als Kunden teilweise bis zu einem Dreivierteljahr warten mussten – auf sechs bis acht Wochen reduzieren.
Smart befindet sich inzwischen zur Hälfte in chinesischer Hand. "Smart Automobile Co., Ltd" heißt das 50:50-Joint-Venture, das die Daimler AG und Geely (dem auch Volvo gehört) im vergangenen Jahr gegründet haben. 2022 soll der erste Smart einer neuen Generation vorgestellt werden. Denkbar ist ein kleiner Crossover, der zusätzlich zu fortwo und forfour ins Programm aufgenommen wird. Zumindest das hätte sich Nicolas Hayek vermutlich nicht träumen lassen.
Ulla Ellmer
Smart fortwo, fortwo Cabrio und forfour in Kürze:
Wann sie kommen: Beim Händler ab 14. Februar 2020
Wen sie ins Visier nehmen: Seat Mii electric, Skoda Citigo iV, den künftigen elektrischen Renault Twingo Z.E.
Was sie antreibt: Elektromotor mit 60 kW/81 PS, versorgt von einer 17,6-kWh-Lithium-Ionen-Batterie
Was sie kosten: 21.940 Euro (fortwo), 25.200 Euro (fortwo Cabrio) und 22.600 Euro (forfour)
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