Frank Behnke wagt Stück-Kombination

26.02.2009, 00:00 Uhr
Frank Behnke wagt Stück-Kombination

© Marion Bührle

«Das Ganze lebt natürlich vom Kontrast«, sagt Regisseur Behnke. Die großen Unterschiede von Entstehungszeit, gedanklicher Herangehensweise und formalen Mitteln zwischen dem Lustspiel, das Lessing mit gerade mal 20 Jahren 1749 schrieb, und George Taboris Abrechnung mit dem Holocaust 50 Jahre nach der Machtergreifung der Nazis will er gar nicht glattbügeln. Doch es gibt auffällige Bezüge zwischen den Einaktern: In beiden geht es um den Umgang mit Juden, mit Andersdenkenden allgemein.

Absurdität der Vorurteile

Lessing ging «mit naiver Leichtigkeit«, wie Behnke findet, an das Projekt, seinen Mitmenschen die Absurdität ihrer Vorurteile gegen Juden vorzuführen. Er zeigt einen Reisenden, der einen Baron vor einem Überfall bewahrt, als dessen Gast die Zuneigung der Tochter gewinnt und durch sein Verhalten Sympathien gewinnt. Erst spät stellt sich heraus, dass er Jude ist Umso unsinniger sind die Vorbehalte.

Tabori dagegen versammelt eine schräge Gesellschaft auf dem Friedhof: Niemand kommt dort zur Ruhe, weder die Juden noch die Homosexuellen noch die Behinderten, die alle einen gesellschaftlichen Makel mit sich herumtragen, aber auch nicht der Neonazi, der irgendwann nicht mehr so recht weiß, woher der ganze Hass kommt. Alle zerbrechen an ihrem Ausgestoßensein aus der Gesellschaft und verhandeln ihre Leben nun auf dem nächtlichen Friedhof.

Meister des Komischen im Tragischen

Dass Tabori das Stück 1983 auf das Jubiläum der Machtergreifung gemünzt hat, tut der Sache keinen Abbruch: auch 2009 jähren sich einige Daten, die mit Naziherrschaft und dem Beginn der deutschen Demokratie verbunden sind.

«,Jubiläum’ zeigt praktisch den katastrophalen Endpunkt einer aufklärerischen Idee«, sagt Behnke. Dass Lessing das Problem in einem Lustspiel abhandelte, passt zu Tabori, dem Meister des Komischen im Tragischen. Kein Zufall, dass Taboris letzte Regiearbeit eben jenes Stück von Lessing war.

Schlichtes Bühnenbild

Günter Hellweg hat ein schlichtes Bühnenbild für die Kongresshalle gebaut: Aus Luken in der schrägen, weißen Fläche, auf der Lessing gespielt wird, schauen später die Toten in ihren Gräbern.

Behnke will die Verschränkung der beiden Komödien nicht überstrapazieren, zumal die Stücke nicht sehr bekannt sind. «Wir zeigen zuerst ein leichtes Rokoko-Lustspiel in historischen Kostümen. Erst gegen Ende erahnt man schon das Tabori-Stück.« Die Parallelität des Stoffes soll durch die Doppelbesetzungen klar werden. So spielt etwa Felix-Axel Preißler zuerst das in den reisenden Juden verliebte Fräulein, später den Neonazi Jürgen. «In den Köpfen wird Lessing nachhallen«, hofft der Regisseur. Und seine Utopie vom aufgeklärten Umgang mit dem Fremden.

Premiere am 28.2., 19.30 Uhr, Karten-Telefon 01805/ 231600.