„Das Schießen ist eine unangenehme Notwendigkeit“
09.09.2014, 10:00 Uhr„Was? Ihr trefft euch mit Leuten, die Spaß daran haben, unschuldige Tiere zu töten? Mit denen würde ich niemals reden!“, sagte eine Freundin von uns, als wir ihr erzählten: Wir lassen uns von einigen Jägern der Kreisgruppe Forchheim durch den Wald führen.
Das Beispiel zeigt: Es gibt durchaus Vorbehalte, oder besser: Vorurteile gegen Jäger. Das weiß auch Eva Rost-Windecker genau. Und deshalb sagt die Jägerin aus der Kreisgruppe Forchheim: „Das Schießen bei der Jagd ist für mich eine unangenehme Notwendigkeit!“
Wegweisend für Eva Rost-Windecker war ein Urlaub in Afrika, wo sie nicht nur Tiere beobachtete, sondern vor allem von dem breiten Wissen der Wildhüter in den Nationalparks beeindruckt war. Wieder daheim in Erlangen wollte sie sich ähnliches Wissen über die heimische Tier- und Pflanzenwelt aneignen.
Daher entschloss sie sich – zusammen mit ihrem Mann – den Jagdschein zu machen. Bei der Ausbildung, die über ein Jahr dauert, hat sie eine Menge gelernt. Und jetzt weiß sie: „Nur was man gut kennt, das sieht man auch!“
Eva Rost-Windecker verbringt gerne ihre Freizeit im Wald. Dabei genießt sie besonders die frühen Morgenstunden, wenn alles ruhig ist, weil die meisten Menschen noch schlafen. Sie erklärt uns, dass es hier vor allem Rehe, Hirsche und Wildschweine gibt. Und sie zeigt uns, was ein Jagdhund alles kann und wie Jäger Spuren lesen können.
Die Jagd ist ein Jahrtausende altes Kulturgut der Menschheit. Dabei übernimmt der Jäger die Verantwortung für die Natur und die heimischen Wildarten. Es geht nämlich hauptsächlich darum, die Pflanzen- und Tierwelt im Wald zu erhalten.
Zu den Aufgaben eines Jägers gehört es aber auch, die land- und forstwirtschaftlichen Interessen zu berücksichtigen. Da die natürlichen Feinde des Wildes wie Wolf und Luchs kaum mehr eine Rolle spielen, ist es heute eine wichtige Aufgabe der Jäger, für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Zahl des Wildes und der Waldverjüngung zu sorgen. Wenn also Tiere geschossen werden, dient dies allein der Regulierung der Wildbestände.
Das Fleisch von Rehen, Hirschen und Wildschweinen ist ein zu 100 Prozent biologisches Lebensmittel. Die Tiere können sich ihr ganzes Leben lang frei bewegen und nehmen nur natürliche Nahrung zu sich.
Deshalb ist ihr Fleisch fettarm und reich an Eiweißen, Mineralstoffen und Vitaminen. Wildtiere sind weder gemästet noch mit Hormonen oder Medikamenten vollgespritzt.
Wenn überschüssiges Wild geschossen wird, dient es nicht nur dem Grundeigentümer, auf dessen Fläche gejagt wird. Es stellt auch im Interesse der Gesellschaft sicher, dass sich der Wald verjüngen kann.
Um Wildschaden zu verhindern, greifen die Jäger zu verschiedenen Maßnahmen: Eine ist der sogenannte Verbissschutz für Jungbäume. Dabei wird der Leittrieb wertvoller Bäume mit Draht umgeben, damit ihn die Rehe nicht abknabbern können. Eine andere Möglichkeit sind Verstänkerungsmaßnahmen durchzuführen. Dabei werden am Rande eines Maisfeldes Pflöcke aufgestellt und mit Buttersäure bestrichen, was vor allem Wildschweine abschreckt.
Die relativ hohen Kosten für Wildschaden und Revierpacht sind einer der Gründe, warum die Jäger Nachwuchssorgen haben. Dazu kommt: Ein Wildrevier kostet nicht nur Geld, sondern vor allem viel Zeit. Deshalb können in jüngster Zeit viele Reviere nicht mehr besetzt werden.
Manchen mag auch das schlechte Image der Jäger in der Öffentlichkeit abschrecken. Klar, es gibt häufig Interessenskonflikte zwischen Jägern, Förstern und Landwirten.
Aber wir waren positiv überrascht, dass es zum Beispiel in Forchheim einen „Stammtisch Natur“ gibt, der regelmäßig stattfindet. Dort treffen sich alle betroffenen Akteure und kommen in entspannter Atmosphäre miteinander ins Gespräch.
Ein Tipp für Interessierte: Im Veldensteiner Forst gibt es den Wildpark „Hufeisen“ (Hubertusweg 4 in Pegnitz; www.wildgehege-hufeisen.de), in dem Rot-, Dam-, Muffel-, Schwarz- und Rehwild zu sehen sind und sogar gefüttert werden dürfen. In das Wildgehege ist ein Lehrpfad integriert, auf dem man sich anhand von Schautafeln über den Wald und die Natur informieren kann.
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