Der ewige Zweifler auf der Suche nach der Wahrheit
7.11.2017, 20:12 UhrZweifeln kann gefährlich sein. Vor allem, wenn es den Glauben und scheinbar gottgegebene Gesetze in Frage stellt. René Descartes zweifelt trotzdem – an allem. Er ist davon überzeugt: "Der Zweifel ist der Wahrheit Anfang."
Aus diesem Gedanken heraus entwickelt der Franzose eine Methode des systematischen Hinterfragens für alle Lebensbereiche, von der Ethik bis zur Physik. Im Jahr 1637 veröffentlicht er diese Theorie in seinem berühmten Buch "Discours de la méthode". So gelingt es ihm, "mit einem Handstreich die bis dahin geltende Philosophie außer Kraft zu setzen", sagt Michael Albrecht. Der Philosoph aus Trier spricht heute Abend über "Descartes, Leibniz und der Aufbruch in die Neuzeit" in der Reihe "Einfach genial – die einflussreichsten Denker und Wissenschaftler der Geschichte", die das Cauchy-Forum organisiert und die Nürnberger Zeitung präsentiert.
"Descartes hat in den Naturwissenschaften und in der Medizin gewaltig eingeschlagen", sagt Albrecht. 1663 setzt die Kirche
seine Schriften auf den Index. "Mit seinem Ansatz betrachtet Descartes Tiere, Pflanzen und auch den Menschen als Körper, die mathematisch beherrschbar und berechenbar sind." So wie das bis
heute alle Naturwissenschaftler tun. "Doch damals war das völlig neu und sehr einflussreich", erklärt Albrecht. "Das war das Ende des Mittelalters, das Ende der Scholastik und der Beginn der Neuzeit in der Philosophie."
Descartes begründet den Rationalismus: Richtig kann nur sein, was sich durch vernünftiges Nachdenken schrittweise analysieren und logisch erklären lässt. Außerdem entwickelt er die Vektorgeometrie, mit der sich Räume und Bahnen berechnen lassen. Das bis heute im Matheunterricht verwendete kartesische Koordinatensystem ist nach ihm benannt.
Der deutsche Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz, geboren 1646 in Leipzig, führt diese Ideen fort. Er erfindet die Infinitesimalrechnung und das binäre Zahlensystem, mit dem heute alle Computer arbeiten. "Er war seiner Zeit voraus", sagt Albrecht. "Seine Zeitgenossen konnten das noch nicht verstehen."
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