Die Antwort auf viele Fragen: Straßen-Weise
40 Bilder 22.10.2018, 11:42 Uhr© Lea-Verena Meingast
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Jürgen Huck, 48, auf der Messe in Nürnberg:
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Oli, 21, in der Schwabacher Straße in Fürth:
"Es hat mit der Spielekonsole meines Vaters angefangen. In den Ferien hat er die aus dem Keller geholt und ich durfte zocken. Während der Schulzeit nicht, aber das war ok, so war ich viel draußen. Erst wenn es dunkel wurde und die Straßenlaternen angingen, bin ich nach Hause gegangen. Das ist mittlerweile anders, glaube ich. Ich habe neulich erst gesehen, wie ein Kind am Nachbartisch zur Beschäftigung ein Tablet in die Hand gedrückt bekommen hat. Das finde ich nicht gut, mein Kind würde nicht schon mit sechs Jahren ein Handy bekommen. Mit dem Zocken wird es allerdings schon aufwachsen, so wie ich. Manche Leute verstehen nicht, warum ich zocke. Es gibt die immer gleichen Klischees, das machen nur Nerds, die waschen sich nicht und essen nur Junk Food. Dabei ist es einfach ein Hobby, genau wie Badminton oder Fußball spielen. Man braucht sein Hirn, muss ständig Entscheidungen treffen. Es macht einfach Spaß, verschiedene Möglichkeiten und Welten auszuprobieren. Ich denke, dass das die Fantasie anregt, genau wie Filme oder Bücher. Ich habe früher selbst unglaublich viel gelesen. Filme und Spiele haben viel gemeinsam, beide starten mit einem Drehbuch. Beim Film ist aber alles vorgegeben, beim Spiel kann man eingreifen - das mag ich." © Julia Ruhnau
Sven, 43, in der Kirchenstraße in Hilpoltstein:
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Adrian Asenov, 53, in der Dr.-Konrad-Adenauer-Anlage in Fürth:
"Ich bin erst seit einem halben Jahr in Deutschland, zum Arbeiten, ich helfe auf einer Baustelle. Eigentlich komme ich aus Bulgarien. Ich war schon in vielen Ländern, ich spreche Russisch, Tschechisch, Kroatisch, Türkisch, Jiddisch… Deutsch kann ich noch nicht so gut, aber ich verstehe viel. Deutsch ist schwer, weil es ein anderes System ist als die slawischen Sprachen. Am besten hat es mir bis jetzt in Tschechien gefallen, kein Stress dort. Deutschland ist auch gut, aber stressiger. Und eine Wohnung zu finden ist sehr schwer. Meine Frau ist noch in Bulgarien. Ich habe da auch ein Jahr gearbeitet, aber woanders gibt es mehr Geld. Deswegen gehen viele Bulgaren und Rumänen ins Ausland. Meine Kinder auch, einer arbeitet in Paris, auch auf einer Baustelle, der andere ist als Jurist in Glasgow. In ein paar Jahren gehe ich wieder zurück nach Bulgarien - für meine Rente." © Julia Ruhnau
Marit, 18, in der Marktstraße in Hilpoltstein:
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Stefan Ehrenfried, 53, in der Kirchenstraße in Hilpoltstein:
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Tatiana, 37, im Stadtpark in Nürnberg:
"Wir Tänzer sind etwas offener als andere Menschen, glaube ich. Auf der Bühne zu stehen ist das geilste Gefühl überhaupt. Die Leute kommen, nur um dich zu sehen. Ich tanze seit ich zehn bin. Mein erstes Stipendium habe ich in Rom gewonnen, aber ich habe die Stadt nicht so geliebt. Genau wie Berlin, große Städte sind nicht so für mich. Ich brauche auch etwas anderes, Freund, Familie. Weihnachten ist für mich Familie. Ich arbeite da ungern, obwohl man als Tänzer die doppelte Gage bekommt. Meine Mamma, meine Schwester und ich sind sehr eng, Mamma fängt immer schon im August an, Geschenke zu kaufen. An Weihnachten ist dann das ganze Zimmer voll mit ganz vielen Päckchen. Ich glaube, als Mutter hat man da kein Limit. Aber das ist ok, ich finde es sehr schön so!" © Julia Ruhnau
© deh
Tarzan, 4, in der Werner-von-Siemens-Allee in Röthenbach:
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Tabea, 21, in der Flaschenhofstraße in Nürnberg:
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© deh
Alexi, 16, in der Rudolf-Breitscheid-Straße in Fürth:
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Talina, 17, in der Pfannenschmiedsgasse in Nürnberg:
"Als Auszubildende in der Pflege bekomme ich den Pflegenotstand in Nürnberg und Umgebung sehr zu spüren. Ich muss beispielsweise Doppelschichten in der ambulanten Pflege des Roten Kreuzes schieben. Das wird sich auch im Sommer, wenn ich ausgelernt habe, nicht ändern. Die Bezahlung ist vielerorts schlecht und wir ausgebildeten Fachkräfte werden durch Zeitarbeiter ersetzt. Darum mache ich mir große Sorgen um die Zukunft. Was die Pflege-Arbeit als solche angeht, bereue ich meine Entscheidung nicht. Weitermachen und dabei nichts zu verdienen, ist aber eben keine schöne Aussicht." © Bernlocher
Bambou, 12, im Stadtpark in Fürth:
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André, 41, an der U-Bahnhaltestelle Wöhrder Wiese in Nürnberg:
"Ich war 20 Jahre lang verheiratet, habe sechs Kinder. Ich hab viel gearbeitet, um genug Geld für alle zu verdienen. Dann hat meine Frau auf Facebook einen anderen kennengelernt. Er hat sie so lange auf Rosen gebettet, bis sie gesagt hat, der ist der bessere Umgang für mich. Und dann ist sie mir fremd gegangen. Da habe ich gesagt, Mausi, jetzt ist Schluss. Wer einmal fremd geht, macht das immer wieder. Wir sind im Guten auseinander gegangen, die Kinder kriegen von mir Geschenke an Weihnachten und zum Geburtstag. Immerhin hat sie mir von ihm erzählt. Inzwischen haben sich die beiden getrennt: Es kam raus, dass er arbeitslos ist und auch kein Geld hat. Weil ich auch den Unterhalt zahle, kann ich mir keine Wohnung leisten. Ich bin Sanitär- und Heizungsinstallateur. Seit knapp zwei Jahren habe ich keine Wohnung mehr. Aber ich wurde gut aufgenommen von anderen, denen es auch so geht. Gestern Nacht wollten uns welche beklauen, deswegen sehe ich auch so aus. Aber es ist nichts weggekommen. Wir halten zusammen." © Julia Ruhnau
Margit Reimann, 65, im Heugäßchen in Nürnberg:
© Daniel Hertwig
© Michael Fischer
Rosi, 56, in der Burker Straße in Wimmelbach:
"Ich halte nicht viel davon, wenn man im Leben alles plant. Meistens ist das Zeitverschwendung, weil es doch eh anders läuft als man denkt. Lieber bin ich spontan und lasse mich ein wenig treiben. Ich versuche das Beste aus dem zu machen, was auf mich zukommt und habe dabei 'Lass uns leben' von Marius Müller-Westernhagen auf den Lippen." © Philipp Rothenbacher
Dominik Schäffer, 27, in der Fürther Straße in Nürnberg:
“Zurzeit trage ich ein egoistisches Anliegen mit mir herum. Ich habe nämlich Angst, wohin es in Europa geht. Die Angst vor Fremden geht um, die Menschen schätzen die vielfältige Kultur in Europa immer weniger. Ehrlich gesagt sehe ich ziemlich schwarz. Ja, ich bin pessimistisch veranlagt, aber die meisten Menschen fragen nicht selbst nach, sondern glauben Verschwörungstheorien oder allem, was im Internet veröffentlich wird. Niemand hinterfragt mehr etwas.” © Patrick Schroll
Fritz, 55, in der Neuhauser Straße in Hesselberg
„Ich male seit der Schulzeit, damals noch mit Bleistift. Vor zehn Jahren hat mir meine Frau eine Staffelei geschenkt. Dann habe ich Kreide und Aquarell ausprobiert, aber Acrylfarben gefallen mir am besten. Mein Vorbild ist Bob Ross. Was der mit dem Spachtel macht, beeindruckt mich. Von meinen Vorfahren hat keiner gemalt, da bin ich der Erste. In meinem Beruf als Kfz-Meister sind die Sachen vorgegeben, ich kann einen Zylinder nicht einfach woanders hinschrauben. Wenn ich ein Bild male, kann ich kreativ sein.“ © Julia Ruhnau
Dionisia Vlachou, 42, in der Celtisstraße in Nürnberg:
“Mit Politik konnte ich nie viel anfangen. Ich dachte mir immer, dass ich alleine sowieso nichts ändern könnte. Dann habe ich auf einer Reise nach Griechenland aber einige Politiker kennengelernt, kurz danach bin ich in die SPD eingetreten. Heute engagiere ich mich in der Arbeitsgemeinschaft Migration und Vielfalt.” © Michael Fischer
Shirley Bleisteiner, 24, in der Fürther Straße in Nürnberg:
“Meine Oma musste operiert werden. Es stand nicht gut um sie. Mit meiner Familie habe ich vor dem OP-Saal gewartet. Dann kam der Arzt. Er hat gesagt, dass sie alles gut überstanden hat. Diesen Moment werde ich nie vergessen.” © Patrick Schroll
Elena, 39, am Bahnhofsplatz in Nürnberg:
“Glück in der Liebe zu haben, ist mein größter Traum. Ich bin verheiratet, allerdings ist es im Moment schwierig. Deswegen möchte ich die Zeit zurück, in der es mit meinem Mann schön war.” © Patrick Schroll
Sarah Debler, 15, im Garten des Spielhauses Rädda Barnen in Nürnberg:
"Eine einzelne Person? Ich denke eine Person alleine kann die Welt nicht verändern. Aber dass eine Person viele Menschen dazu bewegen kann, es zu tun, glaube ich schon. Ich würde mich dafür einsetzen, dass es keine Kriege mehr gibt. Es ist schrecklich, wenn Leute sterben müssen, die nichts für einen Konflikt können. Um sie zu lösen, sollte man andere Wege finden." © Patrick Schroll
Kazumi Nakayama im Heilkräutergarten am Hallertor in Nürnberg:
“Ich arbeite ehrenamtlich als Migrationsbeauftragte beim Bund Naturschutz in Nürnberg. Eigentlich mag ich aber das Wort ‘Migranten’ nicht besonders. Das ist keine homogene Masse, sondern einfach Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen. Ich organisiere für sie Workshops und Veranstaltungen zu Themen wie Umweltschutz, Energiesparen oder Mülltrennung. Draußen zu sein und interessante Menschen kennenzulernen, ist für mich ein wunderbarer Ausgleich zu meinem Bürojob.” © Thomas Correll
Bruder Czeslaw, 32, in der Allersberger Straße in Freystadt:
"Ich bin vor sieben Jahren in den Orden der Franziskaner eingetreten. In meiner Heimat Polen habe ich vorher Mathematik studiert und dann ein Jahr als Programmierer gearbeitet. Im dritten Jahr meines Studiums gab es den Punkt, als mich die Mathematik nicht mehr erfüllt hat. Mir hat der Sinn gefehlt. Ich hatte schon vorher überlegt, in ein Kloster zu gehen, aber habe mich lange nicht getraut, weil ich Angst hatte, was meine Familie oder meine Freunde sagen würden. Irgendwann habe ich es dann einfach gemacht." © Viola Bernlocher