"Direkt": In Fürth gibt es ein neues Jugendmagazin

Kathrin Walther

Kinder- und Jugendredaktion

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13.2.2019, 15:49 Uhr

© Foto: Kathrin Walther

Jugendlichen vorzuwerfen, dass sie nicht mehr lesen würden, ist Quatsch. Genau genommen sind sie nur noch am Lesen – in digitaler Form. Twitter, WhatsApp, Online-News: elektronische Daten fliegen nur so über die Displays. Papier dagegen scheint out zu sein. Oder? Luca M. Schallenberger und Lara Heiße sehen das anders. Sie haben dafür gesorgt, dass Fürth um ein gedrucktes Magazin, genauer: um ein gedrucktes Jugendmagazin reicher ist. Es heißt: "direkt".

Online ist das Magazin direkt hier zu finden.

Wir sitzen im Fürther Kulturcafé Zett9, die beiden haben das erste Heft mitgebracht und ich blättere darin herum. "Rausch" heißt die Titelgeschichte, sie ist unterteilt in verschiedene Berichte. Eine Cannabis-Reportage gehört dazu, ein Interview mit einem Suchtberater und, zur Aufheiterung, der persönliche Beitrag einer Seriensüchtigen. "Klatsch und Tratsch, also Oberflächliches, interessiert uns nicht. Wir wollen lieber tiefgründige und vielschichtige Geschichten schreiben", sagt Luca.

So beginnt die Titelgeschichte in der ersten Ausgabe.

So beginnt die Titelgeschichte in der ersten Ausgabe. © Kathrin Walther

Er ist die treibende Kraft hinter dem Magazin. Luca, 17 und in der 11. Klasse im Heinrich-Schliemann-Gymnasium in Fürth, hat dort bereits für die Schülerzeitung gearbeitet. Auf die Idee mit dem Jugendmagazin kam er, "weil Themen, die Jugendliche interessieren und die hier vor Ort stattfinden, in Fürth bisher kaum eine Rolle spielen." Auf der letzten Seite des Magazins steht deshalb auch: " . . . , denn mal ganz ehrlich, wer von euch liest eine normale Zeitung oder wer von euch interessiert sich ernsthaft für Journalismus?"

"Und warum glaubt ihr, dass Jugendliche e u e r Magazin lesen?", habe ich Luca und Lara gefragt. Da müssen beide zugeben: Es ist schwer, ihre Altersgruppe zu erreichen. "Aber ich habe gemerkt, dass Jugendliche Themen auf jeden Fall spannend finden, die vor ihrer Haustüre passieren", sagt Luca. Themen also, die in ihrem Leben eine Rolle spielen. Wie "Rausch".

250 direkt-Exemplare hat Luca drucken lassen, sie wurden in Jugendhäusern ausgelegt, "und sie waren sehr schnell weg". Das erste Heft kostete nichts. Denn die Produktion wurde über das Bundesprogramm "Demokratie leben!" finanziert. Über dieses Programm werden Vereine, Initiativen oder einzelne Personen aus dem Kinder- und Jugendbereich unterstützt, die sich für ein demokratisches und vielfältiges Miteinander einsetzen.

Natürlich ist das Magazin auch auf Facebook (DirektMagazin), Twitter (@direktFuerth) oder Instagram (@direkt_fuerth) vertreten und zu finden. Aber das Hauptprodukt gibt‘s eben auf Papier – und die zweite Ausgabe auch nicht mehr umsonst, weil die Förderung einmalig war und Luca nicht auch noch draufzahlen will. "Habt ihr da nicht die Befürchtung, auf euren Heften sitzenzubleiben?", frage ich. Wieder sind Luca und Lara ehrlich: "Das wird auf jeden Fall spannend."

Aber beide sind der Meinung, dass Gedrucktes "eine höhere Wertigkeit hat" (Luca), und "Lesen einfach viel mehr Spaß macht, wenn man es in der Hand hält" (Lara).

Der Journalismus – beide wollen beruflich in diese Richtung gehen – spielt "eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft", sagt Lara. Sie studiertPolitikwissenschaft in Erlangen. Gerade weil wir täglich überflutet werden mit Informationen, "brauchen wir jemanden, der recherchiert, sortiert, einordnet", findet die 19-Jährige.

Luca nickt und fügt noch hinzu: "Die Leute haben keine Ahnung, was sie alles nicht wissen würden, wenn es die Medien nicht gäbe. Blöd daherreden kann jeder. Was ganz anderes ist es, eine Meinung zu haben, die auf Fakten, auf Recherche, auf Informationen beruht."

Wann die zweite Ausgabe erscheint? Das wissen Luca und Laranoch nicht. "Gerechtigkeit" heißt das Titelthema, aber um mit der Recherche weiterzukommen, brauchen sie Jugendpresseausweise. Die haben sie schon vor Wochen beantragt. Seither warten sie. Guter Journalismus braucht: Zeit und Geduld.

Hier gibt es mehr Infos über das Bundesprogramm "Demokratie leben!"

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