Erlanger Medienmacher wollen trimedial durchstarten
2.6.2016, 17:57 Uhr„Ruhe bitte! Die Party-WG, Klappe, die erste“, ruft Filmassistent Benjamin und schlägt seine Handflächen vor der Videokamera zusammen. Alexander steht hinter der Kamera, blickt konzentriert durch die Linse und ruft: „Und bitte!“
Schräg hinter ihm hat Ulrich Position bezogen und richtet die Tonangel auf die Szene aus: Dominik geht einen Reihenhausweg entlang. Das Filmteam bewegt sich mit vorsichtigen Schritten um ihn herum, damit kein Störgeräusch auf die Aufnahme gelangt.
Dominik bleibt vor einem chaotischen Vorgarten stehen: Ein weißer Gartenstuhl hängt über dem Zaun, ungezählte Bierflaschen liegen herum, auf einem Schubkarren liegt eine Gorillamaske. Dominik runzelt die Stirn, wirft einen Blick auf sein Smartphone, schaut wieder auf die Hausnummer – und klingelt.
Nach einer Weile öffnet ein junger Mann mit müden Augen die Tür einen Spalt. „Ich bin wegen der WG-Besichtigung hier“, sagt Dominik zögerlich. „Ihr hattet gesagt, ich soll einfach mal vorbeikommen?“ „Ähm ja, ach so, dann komm mal rein“, antwortet der sichtlich übermüdete Student und öffnet Dominik die Tür.
Kurze Stille. „Danke, haben wir im Kasten!“, ruft Alexander, der das Drehbuch geschrieben hat, und fügt hinzu: „Domi, könntest du im nächsten Take bitte probieren, etwas verzweifelter zu wirken? So dass man merkt: Du willst das WG-Zimmer unbedingt? Die Wohnungssuche in Erlangen ist ja auch kein Spaß.“
Aus dem Drehmaterial soll eine Videoreihe werden, die das studentische Leben unterhaltsam verarbeitet. Studentische Themen sind „funklust“ wichtig, aber nicht ausschließlich: „Wir wollen über die Uni hinaus in der Region bekannter werden durch unsere abwechslungsreiche Musik und regionale sowie popkulturelle Themen“, sagt Julia, die Chefin vom Dienst.
Inhaltlich gibt es bei „funklust“ keine Grenzen: Die insgesamt etwa 60 Studierenden, die zur Zeit dabei sind, erarbeiten Berichte, Rezensionen, Interviews oder Reportagen – je nachdem, was sie am liebsten machen wollen. Auch für experimentelle Formate gibt es Raum. „Bei uns geht es gerade darum, sich ausprobieren zu können“, erklärt der Theater- und Medienwissenschaftstudent Dominik, der die Video-Redaktion leitet.
Aus drei mach eins
„funklust“ entstand aus drei Medien-Initiativen: dem Uniradio Unimax, dem Campusradio bit express und dem Videoformat t°fau. Unimax war 1997 als Radioprojekt für Studierende der Medienwissenschaften gestartet. Bit express kam 2003 als Webradio von Studierenden aller Fachrichtungen hinzu. Und t°fau wurde 2011 gegründet.
Jetzt sind der Radio-Webstream sowie Audio- und Video-Beiträge auf www.funklust.de abrufbar. Die Fusion unter einem gemeinsamen Namen hatte mehrere Gründe. „Wir wollten mehr Sichtbarkeit unter den Studis erreichen und einfacher neue Mitglieder anwerben“, erklärt Anika aus der Chefredaktion. Vorbild für die Multimedialität sind etablierte Medien wie der Bayerische Rundfunk.
Und wer heute Journalist werden will, sollte Erfahrung in mehreren Bereichen mitbringen. Bisheriges Vorzeigeprojekt von „funklust“ ist eine multimediale Seite zum vorjährigen Wunschkonzert der Uni Erlangen-Nürnberg, die mit dem Reportagetool Pageflow erarbeitet wurde.
Im Redaktionsraum neben dem Sendestudio im Fraunhofer-Institut IIS in Erlangen-Tennenlohe bereiten Anika und Julia ihre nächste Sendung vor. Neben der Musikplanung sind die beiden damit beschäftigt, die Moderation für die Sendung zu schreiben. „Ich hoffe“, sagt Anika, „dass noch mehr Studierende bei uns mitmachen, weil sie erkennen, welche Möglichkeiten sie haben. Ddenn wir haben professionelle Technik, und man kann hier sehr gute Arbeitsproben sammeln.“Zu Beginn jedes Semesters findet ein Workshop-Wochenende statt, an dem Interessierte den Umgang mit Filmkamera und Aufnahmegerät lernen können.
Aber auch während des Semesters kann jeder einsteigen, der an Medien interessiert ist, indem er an den wöchentlichen Redaktionskonferenzen teilnimmt.
Neulinge und alte Hasen
„Ich bin stolz darauf, wie gut es funktioniert, dass die alten Hasen bei uns ihr Wissen an Neueinsteiger weitergeben“, meint Dominik. „Zum Beispiel, wie man Kameras bedient, wie redaktionelle Arbeit aussieht oder wie der Schnitt funktioniert.“
Im Radiobereich ist vor allem Independent-Musik zu hören. Die Sendungen sind montags, dienstags und donnerstags von 18 bis 20 Uhr live. Montags läuft „auftakt – Dein Campusmagazin zum Wochenstart“, dienstags „freiraum – Deine Themen der Woche“ und donnerstags „mischpult – Dein Kultur- und Musikmagazin“. Darüber hinaus gibt es Spartensendungen zu Punk und HipHop und vereinzelt Livesendungen mit Bands. Verschiedene Videobeiträge sind auch abrufbar auf www.youtube.com/channel/UC94gjoiT1_0S8NjHtLOnclg. Einmal im Semester gibt es auch eine Live-Sendung.
Neben der Audio- und Videobeitragsproduktion sowie der Radiomoderation kann man bei „funklust“ weitere Erfahrungen sammeln: Regelmäßig finden DJ-Workshops statt, weil die Redaktion von den Fachschaften der Uni für Sommerfeste angefragt wird. Der Arbeitskreis Marketing plant Werbeaktionen, und einige Redaktionsmitglieder werden von Kooperationspartnern als Moderatoren für Veranstaltungen gebucht.
Wer mitmachen möchte: Die Radioredaktion trifft sich mittwochs ab 18 Uhr (Raum PSG 00.14, Kochstraße 6a in Erlangen), die Videoredaktion donnerstags ab 18 Uhr (Raum ITM 204, Bismarckstraße 1 in Erlangen).
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