Gute Lehre soll nicht sterben

18.8.2020, 20:26 Uhr
Gute Lehre soll nicht sterben

© Foto: Stuve FAU

Auf dem Grabstein steht: "Hier ruht innovative Lehre." Die Studenten der Uni Erlangen-Nürnberg hoffen , sie wiederbeleben zu können. Deshalb sammeln sie Unterschriften. Mehr als 1000 haben schon unterschrieben.

Ende des Jahres läuft das Projekt "Qualität in Studium und Lehre" (QuiS) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung aus. Die Uni Erlangen-Nürnberg hat damit vieles finanziert. Zum Beispiel ein Online-Portal, auf dem sich Schüler über ihren Wunschstudiengang informieren können. Auch die Studienberatung konnte die Uni mit dem Geld ausbauen, Vorbereitungskurse anbieten und Tutoren bezahlen, die die Neuen gerade zum Beginn ihres Studiums unterstützen.

"Wir haben Angst, dass all das wegfällt", sagt Paulus Guter. Der 26-Jährige studiert im Master Elektrotechnik und setzt sich in den Gremien der Uni für die Belange seiner Kommilitonen ein. Zusammen mit der Studierendenvertretung hat er die Unterschriftensammlung gestartet. "In den vergangenen neun Jahren konnten mit dem Geld aus der ersten und zweiten Phase von QuiS viele Projekte aufgebaut werden", erklärt Guter. "24 neue Stellen wurden geschaffen – sie verlieren jetzt zum Jahresende ihren Job."

"Wir sind immer hingehalten worden"

Mit der Hochschulleitung haben die Studierendenvertreter seit Beginn des Jahres mehrmals über ihre Befürchtungen gesprochen. "Wir sind immer wieder hingehalten und vertröstet worden", sagt Guter. "Im Juli haben wir dann erfahren, dass die Stellen gestrichen werden." Deshalb haben sie die Petition gestartet: Die gute Lehre soll nicht sterben. "Eine exzellente Uni besteht nicht nur aus Spitzen-Forschern, sondern auch aus Profs, die richtig gute Lehre können."

Die Studierenden fordern, dass vor allem das Grundlagen- und Orientierungsstudium (GOS) weitergeführt wird, dass den Einstieg ins Studium erleichtert. Außerdem hoffen sie, dass das Schreibzentrum erhalten bleibt, das Tipps zum Verfassen von Seminar- und Abschlussarbeiten gibt. Auf der Wunschliste stehen außerdem die Koordinatoren für das elektronische Lernen und "Diversity Scouts", die sich für mehr Vielfalt und gegen Diskriminierung an der Uni einsetzen.

"Wer als Universität vorne mitspielen will, muss nicht nur in der Forschung exzellent sein, sondern Studierenden qualitativ hochwertige Lehre und angemessene Studienbedingungen bieten können", sagt dazu Universitätspräsident Joachim Hornegger. Insgesamt 21,3 Millionen Euro hat die FAU aus QuiS einwerben können. Aber "grundsätzlich bedeutet eine Projektfinanzierung, dass Mittel über einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung stehen", erklärt Hornegger. Das Ende war absehbar. "Jedoch ist der FAU natürlich daran gelegen, erfolgreiche Maßnahmen nachhaltig zu sichern." Nach der ersten Projektphase 2016 hat die Uni deshalb fünf Vollzeitstellen selbst weiter finanziert.

"Im Übrigen machen die Mittel für QuiS zwar einen wichtigen, aber längst nicht den größten Teil der Gelder aus, die uns für die Verbesserung von Studium und Lehre zur Verfügung stehen", sagt der Präsident. Die FAU erhält derzeit 22,3 Millionen Euro jährlich an Studienzuschüssen vom Freistaat Bayern. Außerdem hat die Uni weitere knapp 26 Millionen Euro pro Jahr explizit für Studium und Lehre zur Verfügung.

Bund und Länder wollen weiter fördern

Auch Lehrende, Dozenten und Mitarbeiter haben die Petition schon unterschrieben. In den Kommentaren darunter ist zu lesen: "Die Kurse von QuiS schaffen viel, was bei den Studiengängen sonst auf der Strecke bleibt." Eine "langjährige Mitarbeiterin" schreibt: "Ich sehe, wie Studienanfänger im Vergleich zu früher von dem Projekt profitiert haben, Lehre macht so allen viel mehr Spaß und verhindert hohe Abbruchquoten." Ein Student findet: "Die GOS Schlüsselqualis waren mit meine Lieblingsseminare und die, die mir mit Abstand für mein Privatleben, meinen Beruf und mein Studium am meisten gebracht haben."

Bayerns Wissenschaftsministerium teilt auf Anfrage mit, dass das Geld durchaus weiter fließen soll. Der "Qualitätspakt Lehre" wird durch die neue Bund-Länder-Vereinbarung "Innovation in der Hochschullehre" fortgesetzt. "Das Besondere an dieser neuen Vereinbarung ist, dass sie nun dauerhaft angelegt ist, also nicht mehr auslaufen kann", schreibt das Ministerium. "Durch das Programm soll die Lehre an strategischer Bedeutung für die Hochschulen gewinnen."

Sechs Wochen lang kann jeder die Petition noch unterschreiben.

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