Die Ernüchterung folgt auf dem Fuße
24.06.2009, 00:00 Uhr Vor nicht allzu langer Zeit schien es, die EU hätte ihre Bürgernähe wiederentdeckt. Jede Gurke durfte endlich wieder so grün, so krumm und so lang sein, wie sie wollte. Hurra! Doch die Ernüchterung folgt auf dem Fuße... Klonfleisch darf auf den Tisch. Na Mahlzeit. Wie beruhigend, dass die Politik das kritisch sieht. Von Natur aus böse, wie ich es als kritischer Wähler nun mal bin, finde ich es fast nicht mehr merkwürdig, dass wir dieses delikate Thema kurz nach -und nicht vor- der Europawahl serviert bekommen. Und Bayerns (versprochene) eigene Stimme in Europa gibt sich zerknirscht.
Keinem Labor ist es bisher gelungen, einen Klon «herzustellen«, der gesund war und ein natürliches Alter erreicht hat. Aber essen kann man so etwas wohl. Muss man hier fragen: Wie oft? Was sollen wir Verbraucher noch alles schlucken? Reicht es noch nicht, dass wir uns bereits an Formvorderschinken, Analog-Käse, Genmais oder weiteren Leckereien ergötzen dürfen? Welche Chance haben wir als Verbraucher überhaupt, diesem großflächigem Feldversuch der so genannten Lebensmittelindustrie zu entkommen? Wie schön waren da doch die Zeiten, als man sich nur über Gammelfleisch aufregen musste. Das stammte wenigstens noch von ganz normalen Tieren.
Freuen wir uns also auf die schöne neue Welt. Offenbar hat man in Industrie und Politik bereits vergessen, wie es vor rund zwanzig Jahren anfing: Mit schwammartigen Veränderungen im Gehirn. Die Fachleute sagten damals BSE. Einen treffenderen Begriff prägten die Medien: Rinderwahnsinn. Dass man aus zwanzig Jahren BSE nichts gelernt hat – das ist für mich der eigentliche Wahnsinn.
Markus Kainer, Altdorf