Als die Cadolzburg 1945 in Flammen aufging
27.4.2015, 13:00 UhrEine friedliche Ruhe liegt über der Veste, ein paar Vögel ziehen ihre Kreise, nur das Gemurmel der Versammelten ist zu hören.
Es verstummt, als um Punkt 17 Uhr die Burgglocke ertönt. Zunächst kommt das feine Glöckchen kaum gegen den lauten Stundenschlag der nahen Markgrafenkirche an, umso eindringlicher wirkt ihr Läuten, als es kurz darauf alleine weiterklingt. Kaum vorstellbar, was sich hier vor 70 Jahren ereignete.
Nürnberg im Fokus
Das erklärte Ziel der amerikanischen Streitkräfte war, bis zum 20. April, dem Geburtstag Hitlers, Nürnberg eingenommen zu haben. Die Stadt sollte umzingelt und von allen Seiten angegriffen werden. Um eine Lücke in diesem Belagerungsring freizuhalten, versuchten die Deutschen besonders im Westen von Nürnberg das Vordringen der Amerikaner zu stoppen. Dreh- und Angelpunkt dieses Widerstandes waren Cadolzburg und Zautendorf.
Bis Gonnersdorf waren die Amerikaner vorgerückt, ohne dass sich ihnen jemand entgegenstellte. Die zwei Panzereinheiten, die auf Cadolzburg zurollten, stießen jedoch auf so viel Gegenwehr, dass sie Luftunterstützung mit dem Marktplatz als Ziel anforderten.
„Cadolzburg hatte unsagbares Glück, denn es standen keine Jagdbomber zur Verfügung. Was wäre wohl passiert, wenn der Marktplatz mit seinen eng stehenden Fachwerkhäusern mit Spreng- und Brandbomben angegriffen worden wäre?“, fragte Bürgermeister Bernd Obst bei seiner Ansprache.
Das Schaudern der älteren Anwesenden bei diesen Worten ist förmlich zu spüren. Viele von ihnen haben den Tag als Kinder miterlebt, versteckt im Felsenkeller unter dem Marktplatz.
Statt der Luftwaffe kamen Raketenpanzer zum Einsatz. Weil die in der Burg verschanzte SS-Kampfgruppe nicht aufgab, wurden 57 Gebäude zerstört, die Burg fiel in weiten Teilen den Flammen zum Opfer. Zahlreiche Menschen, Soldaten wie Zivilisten, ließen dabei ihr Leben. Am Ende des 17. April 1945 war der Krieg in Cadolzburg vorüber, nicht ohne eine letzte sinnlose Spur der Zerstörung zu hinterlassen.
„Das Läuten der Glocke soll uns an die Geschehnisse von damals erinnern, aber gleichzeitig auch ermahnen, dass Frieden und Demokratie in einem zusammenwachsenden Europa keine Selbstverständlichkeit sind, sondern ein hohes Gut, das es zu bewahren, zu pflegen und auszubauen gilt“, so Obst.
Mit Narben leben
Pfarrer Michael Büttner fügt in seinen berührenden Worten hinzu, dass auch diese schrecklichen Bilder aus- und wachgehalten werden müssten, denn „wir sind und bleiben verwundbar und dürfen und müssen mit den Narben leben“.
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