Augustinskis Comeback

11.09.2011, 12:30 Uhr
Augustinskis  Comeback

© Mark Johnston

Dem Skelett ist nicht mehr zu helfen. Jopi, sagt Volker Heißmann, heißt der knochige Typ. Das erklärt einiges. Bei Autor Ray Cooney gibt es dagegen statt Durchblick Konfusion pur — eine Kunst, die der britische Boulevard-Meister perfekt beherrscht.

Nicht nur deshalb bedienen sich Martin Rassau und Heißmann gerne im Fundus der Cooney-Werke: „Das neue Stück bietet wieder zwei gleichberechtigte Rollen für zwei Herren.“ Neben den beiden Hausherren stehen neun Mitstreiter auf der Bühne und werden nach allen Regeln des Boulevards verarztet. Mit dabei: Peer Augustinski in seiner ersten Bühnenrolle seit seiner schweren Erkrankung.

Der 71-Jährige wurde Mitte der 70er mit der Mutter aller Comedy- Serien, „Klimbim“, bekannt und ist unter anderem die deutsche Synchronstimme von Robin Williams. In der Comödie steht Augustinski zum vierten Mal auf der Bühne und sagt: „Ich freue mich, bei alten Bekannten zu sein.“ Seit dem Schlaganfall ist seine linke Körperseite gelähmt. Dank intensivem Training kann er wieder gehen, seinen Part in Fürth, einen nervigen Patienten, spielt er passend zum Stück im Rollstuhl. Vom ersten Proben-Schock berichtet Heißmann: „Der Stuhl wurde mit etwas viel Schwung angeschoben, Peer hätte fast einen Stunt über den Bühnenrand hingelegt.“ Augustinski: „War doch ganz schön, endlich ist mal was los.“

Ziemlich trickreich sind auch die Schwingtüren im Bühnenbild. Regisseur Rassau: „Sie geben sofort nach, aber kommen schnell wieder zurück.“ Wer hindurch will, sollte sich also vorsehen, dass ihm die Dinger nicht unversehens wieder entgegenschlagen. Noch um einiges listiger ist allerdings die Story, die Ray Cooney für „Alles auf Krankenschein“ zusammengemixt hat. Rassau und Heißmann fassen zusammen: „Da ist ein Assistenzarzt und ein angehender Oberarzt, der soll eine wichtige Rede halten, aber dann kommt eine Frau und sagt, dass er einen Sohn hat. Der Knabe trinkt sich Mut an und kommt auch in das Krankenhaus, das bei uns Franken-Klinik heißt. Zwischendrin nörgelt immer ein Patient, dargestellt von Peer Augustinski, und sorgt für noch mehr Durcheinander. Und dann verkleiden sich die Ärzte als Krankenschwestern, aber zwischendurch müssen sie aus dem Fenster klettern...“

Was sich bei den Proben ebenfalls als tückisch erwies: „Auf der Bühnenrückseite gibt es an diesem Fenster einen Haltegriff. Der ist abgebrochen, als wir uns zu dritt da drangeklammert haben.“ Jetzt sitzt an der Stelle ein neuer Griff mit Extraverstärkung. Völlig problemlos kommt dagegen Peer Augustinski mit dem Fränkisch seiner Mitspieler klar. Er verstehe alles, sagt der gebürtige Berliner, müsse nur aufpassen, nicht selbst so zu sprechen: „Ich habe ein gutes Ohr, da prägt sich so ein Dialekt schnell ein.“ Eine Ausnahme gibt es allerdings, verrät Rassau. Wenn er sich mit Heißmann ebenso schnell wie fränkisch abstimmt, dann interveniert Augustinski: „Ich versteh’ euch nicht.“

Augustinskis  Comeback

© Mark Johnston

Für das Bühnenbild dieses turbulenten Abends, den auch das Bayerische Fernsehen aufzeichnet, ist, wie bereits bei „Hotel im Angebot“ im April, Franz Schwarz zuständig. Viele liebevolle Details — vom vergoldeten Ottmar-Hörl-Gartenzwerg bis zum Weihnachtsbaum — gehören dazu. Nach dem Aufbau wurde allerdings schmerzlich ein nicht unwesentliches Requisit vermisst — die Toilettentür war schlichtweg in München vergessen worden.

„Alles auf Krankenschein“: Premiere am Mittwoch, 19.30 Uhr, Comödie (Theresienstraße 1). Bis 6. Oktober. Ticket-Tel.: 749340.