Aus in Ammerndorf
6.9.2015, 06:00 UhrAnlass war die Kündigung von MGH-Koordinatorin Hildegard Nitsche. Die Sozialpädagogin hatte ihren Job am 1. August vergangenen Jahres angetreten und damals im FLN-Interview von einer „Traumaufgabe“ gesprochen. Ihr Abschied davon soll nun private Gründe haben, wie es heißt. Damit wird das Kapitel MGH am 31. Dezember 2015 nach acht Jahren geschlossen.
Warum der Gemeinderat jedoch Nitsches Schritt zum Anlass genommen hat, sich vom MGH zu verabschieden, dazu will Bürgermeister Alexander Fritz (FW) auch auf Nachfrage der Fürther Landkreisnachrichten nichts sagen. Denn: Der Beschluss ist in nichtöffentlicher Sitzung gefallen. Trotzdem ist die Nachricht bereits nach draußen gesickert und auch im Dorf bekannt.
Fritz hatte sich noch im Kommunalwahlkampf im Frühjahr 2014 klar zum MGH bekannt. Seither, so scheint es, hat seine Begeisterung allerdings einige Dämpfer erlitten. Es gebe Veranstaltungen im MGH, „die richtig gut laufen“, betont das Gemeindeoberhaupt. Als da wären der Babysitterdienst, das Ferienprogramm oder der Generationentreff. Fritz macht freilich aus einer gewissen Enttäuschung keinen Hehl: Als Nitsches Vorgängerin Marlen Laurien, zermürbt von diversen Vorwürfen und Angriffen auf die Institution MGH, im Mai letzten Jahres den Job hinwarf, ging auch eine ganze Reihe ehrenamtlicher Helfer von der Fahne, die dringend weiter gebraucht worden wären. Das übrig gebliebene Grüppchen lobt Fritz in höchsten Tönen, gleiches gilt für die Arbeit von Hildegard Nitsche. Sie beweise „ein hohes Engagement“, sagt Fritz. „Ich bin sehr zufrieden.“
Im Vorfeld von Nitsches Einstellung hatte der Gemeinderat noch auf breiter Basis beschlossen, das wöchentliche Kontingent der Koordinatorenstelle von 15 auf 25 Stunden zu erhöhen. Machte früher insbesondere die CSU Front gegen das MGH, scheint sich die Stimmung inzwischen auch bei anderen Gemeinderäten gedreht zu haben, ansonsten wäre in der entscheidenden Sitzung am 17. August keine entsprechende Mehrheit zustande gekommen.
Der Klotz am Bein
Damit wird im Dezember ein Schlussstrich unter das von Beginn an umstrittene Mehrgenerationenhaus gezogen. 2007 hatte der damalige Bürgermeister Franz Schmuck das Projekt an Land gezogen. Der SPD-Mann erkannte die Chance, die eine solche Einrichtung für Ammerndorf barg, eine Gemeinde, die im Landkreis zu jenen Kommunen zählt, die von der demografischen Entwicklung, sprich der zunehmenden Überalterung, stark betroffen ist. Allerdings versäumte es der Sozialdemokrat, das Vorhaben entsprechend zu kommunizieren und sich breiter Unterstützung zu versichern. Dieser Geburtsfehler hing dem MGH wie ein Klotz am Bein. Dazu gesellte sich die von Schmuck zunächst favorisierte Trägerschaft des MGHs durch den TSV Ammerndorf, die Konfliktstoff barg.
Der Streit um die alte Sporthalle im Ortszentrum kam hinzu. Das Gebäude wird derzeit für rund 1,5 Millionen Euro – so lautet zumindest die letzte offizielle Schätzung – komplett saniert. Eine große finanzielle Last, die Ammerndorf schultert und die interessierte Kreise in der Vergangenheit gerne dem MGH in die Schuhe schieben wollten. Nur weil das Mehrgenerationenhaus eine Heimat brauche, müsse die Gemeinde so tief in die Tasche greifen, wurde gestreut. Dabei ist seit längerem klar, dass hier ein „Bürgerhaus“ entsteht, in dem – unter anderem – auch das MGH eingezogen wäre. Das hat sich nun erledigt.
Auf die Entscheidung angesprochen, schweigt auch Jürgen Götz. Ammerndorf brauche ein Mehrgenerationenhaus, sagt der SPD-Fraktionssprecher nur. Diese Haltung habe er schon immer vertreten, ohne MGH würde es ein Defizit geben. Weitere Aufklärung zum Thema gibt es wohl erst in der Gemeinderatssitzung am 21. September, dann wird der MGH-Beschluss vom August öffentlich gemacht.
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