Ausgebombt, neu aufgebaut, abgebrannt, rekonstruiert: Die Christuskirche

19.4.2019, 15:03 Uhr
So pittoresk sah die in den Jahren 1891 bis 1894 errichtete Christuskirche in Nürnberg Steinbühl einmal aus. Der Stil, für den sich die Architekten im ausgehenden 19. Jahrhundert entschieden haben, heißt "Neugotik". Neugotische Kirchen lehnen sich optisch an gotische Sakralbauten wie den Kölner Dom oder Notre-Dame in Paris an. Sigmund Schuckert unterstützte den Bau damals großzügig: Er stiftete 10.000 Mark für eine Kanzel und sorgte dafür, dass die Christuskirche als erste Kirche in Deutschland eine elektrische Beleuchtung und Heizung erhielt. Den Strom lieferte die Zentrale der Siemens-Schuckert-Fabrik in der Südstadt.
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So pittoresk sah die in den Jahren 1891 bis 1894 errichtete Christuskirche in Nürnberg Steinbühl einmal aus. Der Stil, für den sich die Architekten im ausgehenden 19. Jahrhundert entschieden haben, heißt "Neugotik". Neugotische Kirchen lehnen sich optisch an gotische Sakralbauten wie den Kölner Dom oder Notre-Dame in Paris an. Sigmund Schuckert unterstützte den Bau damals großzügig: Er stiftete 10.000 Mark für eine Kanzel und sorgte dafür, dass die Christuskirche als erste Kirche in Deutschland eine elektrische Beleuchtung und Heizung erhielt. Den Strom lieferte die Zentrale der Siemens-Schuckert-Fabrik in der Südstadt. © NN-Archiv

Nach einem Bombenangriff im Januar 1945 lag das Bauwerk in Trümmern, nur noch einzelne Fragmente des Mauerwerks ragten in den Himmel. Der Turm blieb fast unversehrt stehen.
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Nach einem Bombenangriff im Januar 1945 lag das Bauwerk in Trümmern, nur noch einzelne Fragmente des Mauerwerks ragten in den Himmel. Der Turm blieb fast unversehrt stehen. © Stadtarchiv

Nach einem Bombenangriff im Januar 1945 lag das Bauwerk in Trümmern, nur noch einzelne Fragmente des Mauerwerks ragten in den Himmel. Der Turm blieb fast unversehrt stehen.
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Nach einem Bombenangriff im Januar 1945 lag das Bauwerk in Trümmern, nur noch einzelne Fragmente des Mauerwerks ragten in den Himmel. Der Turm blieb fast unversehrt stehen. © Otto Frey

Nach einem Bombenangriff im Januar 1945 lag das Bauwerk in Trümmern, nur noch einzelne Fragmente des Mauerwerks ragten in den Himmel. Der Turm blieb fast unversehrt stehen.
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Nach einem Bombenangriff im Januar 1945 lag das Bauwerk in Trümmern, nur noch einzelne Fragmente des Mauerwerks ragten in den Himmel. Der Turm blieb fast unversehrt stehen. © Stadtarchiv Nürnberg

Nach dem Krieg entschied sich die Kirchengemeinde dazu, das Gotteshaus im Stil der Zeit neu aufzubauen. Nach Plänen von Werner Lutz, Robert Elterlein und Hans-Anton Meyer entstand anno 1956/57 eine schlichte, klar gegliederte, rechteckige Saalkirche aus Stahlbeton.
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Nach dem Krieg entschied sich die Kirchengemeinde dazu, das Gotteshaus im Stil der Zeit neu aufzubauen. Nach Plänen von Werner Lutz, Robert Elterlein und Hans-Anton Meyer entstand anno 1956/57 eine schlichte, klar gegliederte, rechteckige Saalkirche aus Stahlbeton. © Eckhard Graf von Mandelsloh

Nach dem Krieg entschied sich die Kirchengemeinde dazu, das Gotteshaus im Stil der Zeit neu aufzubauen. Nach Plänen von Werner Lutz, Robert Elterlein und Hans-Anton Meyer entstand anno 1956/57 eine schlichte, klar gegliederte, rechteckige Saalkirche aus Stahlbeton.
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Nach dem Krieg entschied sich die Kirchengemeinde dazu, das Gotteshaus im Stil der Zeit neu aufzubauen. Nach Plänen von Werner Lutz, Robert Elterlein und Hans-Anton Meyer entstand anno 1956/57 eine schlichte, klar gegliederte, rechteckige Saalkirche aus Stahlbeton. © Gertrud Gerardi

Bald konnten in der Christuskirche wieder Gottesdienste abgehalten werden, wie dieses Bild aus den 1960er-Jahren zeigt. Zur Konfirmation 1966 saßen die Menschen dicht gedrängt in den Kirchenbänken.
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Bald konnten in der Christuskirche wieder Gottesdienste abgehalten werden, wie dieses Bild aus den 1960er-Jahren zeigt. Zur Konfirmation 1966 saßen die Menschen dicht gedrängt in den Kirchenbänken. © Hans Kammler

Am 4. Juni 1993 glich das "Wahrzeichen der Südstadt" einer überdimensionalen lodernden Fackel: Zwei 12 und 13 Jahre alte Jungs hatten in den Jugendräumen des Turms gezündelt und die Kontrolle über das Feuer verloren. Die Flammen schossen wie durch einen Kamin in die Spitze des über 70 Meter hohen Bauwerks, der Wind fegte die Glut meterweit davon.
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Am 4. Juni 1993 glich das "Wahrzeichen der Südstadt" einer überdimensionalen lodernden Fackel: Zwei 12 und 13 Jahre alte Jungs hatten in den Jugendräumen des Turms gezündelt und die Kontrolle über das Feuer verloren. Die Flammen schossen wie durch einen Kamin in die Spitze des über 70 Meter hohen Bauwerks, der Wind fegte die Glut meterweit davon. © NZ/Hagen Gerullis

Am 4. Juni 1993 glich das "Wahrzeichen der Südstadt" einer überdimensionalen lodernden Fackel: Zwei 12 und 13 Jahre alte Jungs hatten in den Jugendräumen des Turms gezündelt und die Kontrolle über das Feuer verloren. Die Flammen schossen wie durch einen Kamin in die Spitze des über 70 Meter hohen Bauwerks, der Wind fegte die Glut meterweit davon.
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Am 4. Juni 1993 glich das "Wahrzeichen der Südstadt" einer überdimensionalen lodernden Fackel: Zwei 12 und 13 Jahre alte Jungs hatten in den Jugendräumen des Turms gezündelt und die Kontrolle über das Feuer verloren. Die Flammen schossen wie durch einen Kamin in die Spitze des über 70 Meter hohen Bauwerks, der Wind fegte die Glut meterweit davon. © Karlheinz Daut

Am 4. Juni 1993 glich das "Wahrzeichen der Südstadt" einer überdimensionalen lodernden Fackel: Zwei 12 und 13 Jahre alte Jungs hatten in den Jugendräumen des Turms gezündelt und die Kontrolle über das Feuer verloren. Die Flammen schossen wie durch einen Kamin in die Spitze des über 70 Meter hohen Bauwerks, der Wind fegte die Glut meterweit davon.
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Am 4. Juni 1993 glich das "Wahrzeichen der Südstadt" einer überdimensionalen lodernden Fackel: Zwei 12 und 13 Jahre alte Jungs hatten in den Jugendräumen des Turms gezündelt und die Kontrolle über das Feuer verloren. Die Flammen schossen wie durch einen Kamin in die Spitze des über 70 Meter hohen Bauwerks, der Wind fegte die Glut meterweit davon. © NZ/Hagen Gerullis

Die Löscharbeiten in so großer Höhe gestalteten sich schwierig. Der Turm war zum Zeitpunkt des Brandes eingerüstet, weil er für die 100-Jahr-Feier des Gemäuers im Jahr 1994 renoviert werden sollte. Es entstand ein Schaden von rund 3,8 Millionen D-Mark.
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Die Löscharbeiten in so großer Höhe gestalteten sich schwierig. Der Turm war zum Zeitpunkt des Brandes eingerüstet, weil er für die 100-Jahr-Feier des Gemäuers im Jahr 1994 renoviert werden sollte. Es entstand ein Schaden von rund 3,8 Millionen D-Mark. © Karlheinz Daut

Die Löscharbeiten in so großer Höhe gestalteten sich schwierig. Der Turm war zum Zeitpunkt des Brandes eingerüstet, weil er für die 100-Jahr-Feier des Gemäuers im Jahr 1994 renoviert werden sollte. Es entstand ein Schaden von rund 3,8 Millionen D-Mark.
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Die Löscharbeiten in so großer Höhe gestalteten sich schwierig. Der Turm war zum Zeitpunkt des Brandes eingerüstet, weil er für die 100-Jahr-Feier des Gemäuers im Jahr 1994 renoviert werden sollte. Es entstand ein Schaden von rund 3,8 Millionen D-Mark. © NZ/Hagen Gerullis

Die Löscharbeiten in so großer Höhe gestalteten sich schwierig. Der Turm war zum Zeitpunkt des Brandes eingerüstet, weil er für die 100-Jahr-Feier des Gemäuers im Jahr 1994 renoviert werden sollte. Es entstand ein Schaden von rund 3,8 Millionen D-Mark.
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Die Löscharbeiten in so großer Höhe gestalteten sich schwierig. Der Turm war zum Zeitpunkt des Brandes eingerüstet, weil er für die 100-Jahr-Feier des Gemäuers im Jahr 1994 renoviert werden sollte. Es entstand ein Schaden von rund 3,8 Millionen D-Mark. © NZ/Hagen Gerullis

Der damalige Bürgermeister Willy Prölß informierte sich noch in der Brandnacht über den Stand der Löscharbeiten
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Der damalige Bürgermeister Willy Prölß informierte sich noch in der Brandnacht über den Stand der Löscharbeiten © Wilhelm Bauer

Bei den Untersuchungen des Gebäudes nach dem Feuer bot sich dem Betrachter ein trauriges Bild: Im Turmstübchen waren nur noch verkohlte Reste vorzufinden. Allein eine Bibel hatte den Brand fast unversehrt überstanden.
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Bei den Untersuchungen des Gebäudes nach dem Feuer bot sich dem Betrachter ein trauriges Bild: Im Turmstübchen waren nur noch verkohlte Reste vorzufinden. Allein eine Bibel hatte den Brand fast unversehrt überstanden. © Karlheinz Daut

Verkohlte Reste der Holzkonstruktion fielen bis ganz nach unten. Der Dachstuhl, zwei Giebel und das Treppenhaus wurden komplett zerstört.
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Verkohlte Reste der Holzkonstruktion fielen bis ganz nach unten. Der Dachstuhl, zwei Giebel und das Treppenhaus wurden komplett zerstört. © Erich Guttenberger

Trümmer der Turmspitze stürzten in die Parkanlage an der Schonerstraße.
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Trümmer der Turmspitze stürzten in die Parkanlage an der Schonerstraße. © Erich Guttenberger

Dieses Archivbild aus dem Jahr 1993 zeigt die zerschmetterte Turmspitze nach ihrem Sturz auf den Boden.
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Dieses Archivbild aus dem Jahr 1993 zeigt die zerschmetterte Turmspitze nach ihrem Sturz auf den Boden. © Erich Guttenberger

Der hölzerne Dachstuhl und zwei Giebel wurden zerstört. Glück im Unglück: Die Substanz des Mauerwerks wurde nicht beschädigt. Ein Statiker urteilte, dass keine Einsturzgefahr besteht.
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Der hölzerne Dachstuhl und zwei Giebel wurden zerstört. Glück im Unglück: Die Substanz des Mauerwerks wurde nicht beschädigt. Ein Statiker urteilte, dass keine Einsturzgefahr besteht. © Erich Guttenberger

Der hölzerne Dachstuhl und zwei Giebel wurden zerstört. Glück im Unglück: Die Substanz des Mauerwerks wurde nicht beschädigt. Ein Statiker urteilte, dass keine Einsturzgefahr besteht.
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Der hölzerne Dachstuhl und zwei Giebel wurden zerstört. Glück im Unglück: Die Substanz des Mauerwerks wurde nicht beschädigt. Ein Statiker urteilte, dass keine Einsturzgefahr besteht. © Karlheinz Daut

Die Glocken aus dem Turm konnten - äußerlich scheinbar unversehrt - aus dem Brandschutt geborgen werden. Später stellte sich heraus, dass die Hitze des Feuers die Glocken verstimmt hatte. Eine Neuanschaffung wurde nötig.
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Die Glocken aus dem Turm konnten - äußerlich scheinbar unversehrt - aus dem Brandschutt geborgen werden. Später stellte sich heraus, dass die Hitze des Feuers die Glocken verstimmt hatte. Eine Neuanschaffung wurde nötig. © privat, Archiv VNP

Dieses Bild zeigt den Auftakt der Brandsanierung: Der Turm der Christuskirche wurde sowohl außen als auch innen eingerüstet. Pfarrer Dirk Wessel erläuterte die geplanten Arbeiten.
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Dieses Bild zeigt den Auftakt der Brandsanierung: Der Turm der Christuskirche wurde sowohl außen als auch innen eingerüstet. Pfarrer Dirk Wessel erläuterte die geplanten Arbeiten. © Michael Matejka

Der mehrere Millionen D-Mark teure Wiederaufbau des Turms der Christuskirche nahm im Laufe des Jahres 1994 immer mehr Gestalt an: Hier wird gerade der neue Dachstuhl des Turms zusammengezimmert, um später auf die Turmspitze gezogen zu werden.
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Der mehrere Millionen D-Mark teure Wiederaufbau des Turms der Christuskirche nahm im Laufe des Jahres 1994 immer mehr Gestalt an: Hier wird gerade der neue Dachstuhl des Turms zusammengezimmert, um später auf die Turmspitze gezogen zu werden. © Eduard Weigert

Ersatz für die durch das Feuer verstimmten Glocken wurde in Bad Friedrichshall gegossen: Vertreter der Gemeinde nahmen am Glockenguss teil. Die Glocken unter den Lehmkegeln im Vordergrund waren für Slowenien bestimmt. Die Nürnberger Formen waren tiefer in die Erde eingegraben.
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Ersatz für die durch das Feuer verstimmten Glocken wurde in Bad Friedrichshall gegossen: Vertreter der Gemeinde nahmen am Glockenguss teil. Die Glocken unter den Lehmkegeln im Vordergrund waren für Slowenien bestimmt. Die Nürnberger Formen waren tiefer in die Erde eingegraben. © Rudolf Contino

Im März 1994 konnte die Glockenweihe in Nürnberg gefeiert werden. Den neuen Glocken wurde in Steinbühl ein festlicher Empfang bereitet, die beauftragten Spediteure setzten eine Glocke nach der anderen behutsam mit einem Kran vor der Christuskirche ab.
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Im März 1994 konnte die Glockenweihe in Nürnberg gefeiert werden. Den neuen Glocken wurde in Steinbühl ein festlicher Empfang bereitet, die beauftragten Spediteure setzten eine Glocke nach der anderen behutsam mit einem Kran vor der Christuskirche ab. © Eduard Weigert

Ein großes Herz bewies der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde: Die Nürnberger Nachrichten zitieren ihn im August 1994: "Wir wollten den Schadensersatz möglichst gering halten", sagt Pfarrer Dirk Wessel, "unser guter Wille soll ein Signal an die Versicherung sein, damit sie die Kosten nicht den beiden Jungen aufbürdet. Die zwei könnten ja nicht einmal die monatlichen Zinsen bezahlen." Auch das Versicherungsunternehmen zeigte sich in der Folge großherzig: "Wir wollen keine Existenzen gefährden oder gar vernichten", "wenn die Jungen keine Haftpflicht haben, müssen wir mit 99prozentiger Sicherheit auf unsere Ansprüche verzichten."
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Ein großes Herz bewies der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde: Die Nürnberger Nachrichten zitieren ihn im August 1994: "Wir wollten den Schadensersatz möglichst gering halten", sagt Pfarrer Dirk Wessel, "unser guter Wille soll ein Signal an die Versicherung sein, damit sie die Kosten nicht den beiden Jungen aufbürdet. Die zwei könnten ja nicht einmal die monatlichen Zinsen bezahlen." Auch das Versicherungsunternehmen zeigte sich in der Folge großherzig: "Wir wollen keine Existenzen gefährden oder gar vernichten", "wenn die Jungen keine Haftpflicht haben, müssen wir mit 99prozentiger Sicherheit auf unsere Ansprüche verzichten." © Wilhelm Bauer

Nach dem Brand renovierte die Kirchengemeinde auch die Orgel im Gotteshaus. Zur Finanzierung wurde eigens dafür abgefüllter und etikettierter Birnenschnaps zum Verkauf angeboten.
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Nach dem Brand renovierte die Kirchengemeinde auch die Orgel im Gotteshaus. Zur Finanzierung wurde eigens dafür abgefüllter und etikettierter Birnenschnaps zum Verkauf angeboten. © epd

Die Fassade zieren bis heute Glasfenster von Georg Meistermann.
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Die Fassade zieren bis heute Glasfenster von Georg Meistermann. © Bernd Hafenrichter

Die Fassade zieren bis heute Glasfenster von Georg Meistermann.
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Die Fassade zieren bis heute Glasfenster von Georg Meistermann. © Thomas Bachmann/Georg-Meistermann-Nachlassverwaltung

Die Christuskirche heute: Nach wie vor ist sie ein Wahrzeichen für Steinbühl.
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Die Christuskirche heute: Nach wie vor ist sie ein Wahrzeichen für Steinbühl. © Stefan Hippel