Ein Social-Media-Funfact?
„Absoluter Tiefpunkt“: Roth greift Söder nach Kniefall-Inszenierung scharf an
14.12.2024, 15:24 UhrMarkus Söder hat einmal mehr bewiesen, wie sehr er in seiner Rolle als Markus Söder aufgeht: Seien es obskure Eier mit Söder-Gesicht darauf, die er insbesondere für ebendieses lobt, Weihnachtspullis im Kanon der Eier, kulinarische Exkurse oder unablässiges Rumhacken auf den Grünen. In Warschau löste der bayerische Ministerpräsident nun mit einer besonders abenteuerlichen Aktion nicht nur Erstaunen, Kopfschütteln und Irritation aus - Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat den bayerischen Ministerpräsidenten für sein, wie die Grünen-Politikerin es wohl interpretiert, anmaßendes Verhalten bei seiner Stippvisite in Polen massiv kritisiert.
"Söders Selbstverliebtheit wirkt inzwischen grotesk"
Zum Auftakt seiner Polenreise versuchte der CSU-Chef in große Fußstapfen zu treten. Wie der damalige Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) am 7. Dezember 1970, legte auch Söder nun einen Kranz vor dem Denkmal der Helden des Warschauer Ghettos nieder und vollzog jenen berühmten Kniefall, der in die Geschichtsbücher als ein Akt der Demut und Aussöhnung Deutschlands mit seinen Nachbarn im Osten eingehen sollte. Der Warschauer Kniefall gilt als die vielleicht größte Geste eines deutschen Politikers nach dem Zweiten Weltkrieg.
Markus Söders Imitation dieser Geste wirkt für viele dagegen wie ein billiges Plagiat, einzig zum Zwecke, sich selbst und nur sich selbst in Szene zu setzen. Die "SZ" titelte gar: "Söders Selbstverliebtheit wirkt inzwischen grotesk". Denn wer künftig "Warschau" und "Kniefall" googelt, der bekommt zwei Ergebnisse angezeigt: Einmal Willy Brandt und einmal Markus Söder. Der bayerische Ministerpräsident stellt oder besser kniet sich damit auf die gleiche Höhe wie Brandt - zumindest, was die Sucherergebnisse im Internet betrifft.
"Absoluter Tiefpunkt"
Und um nichts anderes geht es Söder in seiner Inszenierung, so sieht es die amtierende Kulturministerin Roth. Die Aktion vor wenigen Tagen sei ein "absoluter Tiefpunkt" gewesen: Das Andenken an den großen Staatsmann Willy Brandt habe das nicht verdient - Söders Geste sei nur ein "Social-Media-Funfact", danach sei das Foto mit einer polnischen Wurst gekommen, sagte Roth in Hirschaid (Landkreis Bamberg), wo Bayerns Grüne ihre Landesliste für die Bundestagswahl aufstellten. Daneben steht: "Söder isst eine traditionelle Polnische Bratwurst. Schmeckt super!"
Pathologische Hetze" gegen die Grünen
Hauptanlass von Söders Reise war weniger die Ehrung der polnischen Weltkriegsopfer, sondern ein Treffen mit Polens Ministerpräsident Donald Tusk, wie tags zuvor bereits CDU-Chef Friedrich Merz. Roth bescheinigte Söder "pathologische Hetze" gegen die Grünen. Dabei funktionierten etwa in Nordrhein-Westfalen oder Schleswig-Holstein schwarz-grüne Koalitionen sehr gut.