Brauchtum

Benediktinermönch Anselm Grün: Fasten macht sensibler

05.03.2025, 08:07 Uhr
Anselm Grün sieht im Verzicht etwas Positives. (Archivbild)

© Daniel Karmann/dpa Anselm Grün sieht im Verzicht etwas Positives. (Archivbild)

Der Benediktinermönch Anselm Grün hat einen Tipp für die Fastenzeit, der nichts mit dem Verzicht auf Alkohol oder Süßigkeiten zu tun hat: "Man könnte sich eine Woche vornehmen, dass man nicht über andere redet, auch nicht in Gedanken. Das tut gut", sagte er der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwoch).

"Die Fastenzeit könnte eine Reinigung und Verwandlung der Gesellschaft sein. Wenn ich faste, dann bin ich viel achtsamer, dann kann ich die Luft besser spüren, wenn ich spazieren gehe, die Sonne, den Wind. Dann ist man einfach viel mehr in den Sinnen und sensibler." 

Fasten ist keine Bestrafung

Verzichten müsse nichts Negatives sein. "Verzichten hat immer einen negativen Touch. Aber schon Sigmund Freud hat gesagt, wer nicht verzichten kann, der kann auch nie ein starkes Ich entwickeln. Verzichten gehört zur inneren Freiheit", sagte der 80-Jährige. "Wenn ich jedes Bedürfnis sofort erfüllen muss, bin ich abhängig, dann lebe ich nicht selber, sondern werde gelebt."

Grün erinnerte an den Ordensgründer Benedikt, der gesagt habe, man solle die Fastenzeit nicht grimmig, sondern in Freude auf Ostern leben. "Fasten braucht eine positive innere Haltung. Wenn ich mich mit Fasten bestrafe, weil ich zu viel gegessen habe, dann hat es keine gute Wirkung."

Am Aschermittwoch beginnt für die Christen die Fastenzeit als Vorbereitung auf Ostern. Grün lebt in der Benediktinerabtei Münsterschwarzach in Unterfranken. Er ist über kirchliche Kreise hinaus bekannt als Autor zahlreicher Bücher, spiritueller Begleiter und Referent.