Vierschanzentournee
Paschke jetzt der Jäger: Österreich dominiert Tournee-Start
29.12.2024, 05:32 UhrRot-weiß-rote Dominanz statt deutsche Siegesparty: Österreichs Adler haben den Auftakt bei der Vierschanzentournee dominiert und auch den letzten deutschen Skisprung-Hoffnungsträger Pius Paschke bereits ordentlich distanziert.
Als der viertplatzierte Paschke in Oberstdorf bereits seinen Interviewmarathon absolvierte, warteten Sieger Stefan Kraft und seine hinter ihm platzierten Teamkollegen Jan Hörl und Daniel Tschofenig im Auslauf noch auf die Siegerehrung. Gefeiert wurde Paschke von seinen Mannschaftskameraden und Fans trotzdem.
Bundestrainer Horngacher: "Ich bin sehr zufrieden mit Pius"
"Er hat einen super Job gemacht heute. Er ist mit dabei. Ich bin sehr zufrieden mit Pius", sagte Bundestrainer Stefan Horngacher im ZDF. Dank Paschke lebt die Chance der deutschen Springer auf den ersten Tournee-Sieg seit Sven Hannawalds Triumph vor 23 Jahren noch.
Der 34-Jährige liegt nach seinem nicht glänzenden, aber überzeugenden Auftritt beim stimmungsvollen Auftakt des Schanzen-Spektakels noch im Rennen um den goldenen Adler. Angesichts der Formstärke des Co-Gastgebers aus dem Nachbarland und des Rückstands auf Platz eins von 13,8 Punkten muss jetzt aber schon wirklich alles passen, damit es noch etwas wird.
Umgerechnet knapp acht Meter muss Paschke gutmachen. Er ist jetzt der Jäger, die Österreicher sind die Gejagten. "Man muss immer dran glauben. Das machen wir als ganzes Team, dass wir hoffentlich einen durchbringen. Das ist ein großer Wunsch von uns", sagte Kraft zum möglichen Tourneesieg.
Paschke: "Emotionen im Stadion nutzen können"
Paschke sprang vor 25.500 Zuschauern in der ausverkauften Arena 138 und 133,5 Meter weit. "War cool. Hat Spaß gemacht", sagte der beste Deutsche nach seinem ersten Sprung. "Ich habe die Emotionen im Stadion nutzen können." Karl Geiger (Rang acht) gelang das nur bei seinem zweiten Sprung auf 137 Meter, Andreas Wellinger (20. Platz) überhaupt nicht. Die beiden Leistungsträger sind im Kampf um den Gesamtsieg schon raus. Der ganze Druck lastet nun auf Paschke.
Die Vorgabe von Horngacher erfüllte nur der Skisprung-Oldie: "Man muss Oberstdorf nicht gewinnen, aber man muss dranbleiben. Man sollte nicht zu viel Rückstand aufreißen hier - und das ist unser Ziel", hatte der 55-Jährige vor dem Wettkampf gesagt.
Paschke zuletzt mit schwächsten Saison-Ergebnissen
Dass das gelingt, war nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Paschke trat zwar im Gelben Trikot des Führenden im Gesamtweltcup an und verteidigte es auch. Seine Formkurve hatte zuletzt jedoch einen deutlichen Knick gezeigt. Bei der Tournee-Generalprobe in der Schweiz kurz vor Weihnachten war er nur auf Platz zehn und 18 gelandet. Auch die Trainingssprünge in Oberstdorf waren nicht die eines Tournee-Favoriten.
Paschke ist die große Überraschung des bisherigen Winters. Von den zehn Einzel-Weltcups vor der Tournee gewann er fünf. Erst vor gut einem Jahr hatte der Spätstarter im deutschen Team seinen ersten Weltcupsieg überhaupt gefeiert.
Public Viewing in Paschkes Heimat
Nach den Erfolgen der vergangenen Wochen war ein Hype um den introvertierten Polizeiobermeister entstanden, mit dem wohl niemand mehr gerechnet hatte. Zu Ehren Paschkes organisierten die Menschen in seiner Heimat Kiefersfelden extra ein Public Viewing des Tournee-Starts. Trotz des Stimmungsdämpfers in Engelberg, als Paschke erstmals in dieser Saison Schwächen zeigte, war die Vorfreude groß.
Im rund 250 Kilometer entfernten Oberstdorf feierten Tausende Fans schon Stunden vor dem Wettkampf ein großes Skisprung-Fest. Zu Karnevals- und Ballermann-Hits tanzten und schunkelten die Menschen bei prächtigem Sonnenschein in den Straßen, Gassen und Wirtshäusern. Auch die Polizei trug mit Lautsprechern auf ihrem Bus vor dem Bahnhof zur ausgelassenen Atmosphäre bei. "Hey, wir wollen die Eisbären sehen", dröhnte aus den Boxen.
Langes Warten auf Sieg beim Neujahrsspringen
Die Schattenbergschanze, der zum Auftakt auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) einen Besuch abstattete, war in den vergangenen Jahren so etwas wie die Lieblingsschanze der deutschen Springer gewesen. Von den fünf deutschen Tournee-Tagessiegen seit Hannawalds Vierfach-Erfolg vor 23 Jahren gab es vier im Allgäu.
In Garmisch-Partenkirchen wartet das deutsche Team seit 2002 auf einen Platz ganz oben auf dem Podest. Die nächste Chance, diese Serie zu beenden, gibt es beim Neujahrsspringen am Mittwoch.