NS-Geschichte

Doku Obersalzberg: 25 Jahre Aufklärung über NS-Verbrechen

18.10.2024, 04:03 Uhr
In grandioser Berglandschaft plante Hitler wenige Minuten Fußmarsch von der Ausstellung entfernt Krieg und Vernichtung. (Archivbild)

© Sven Hoppe/dpa In grandioser Berglandschaft plante Hitler wenige Minuten Fußmarsch von der Ausstellung entfernt Krieg und Vernichtung. (Archivbild)

Am Obersalzberg bei Berchtesgaden im Südosten Bayerns spielte sich in der Idylle eine düstere Vergangenheit ab. Hier empfing Adolf Hitler seine Gäste und führte teils die Regierungsgeschäfte. Seit einem Viertel Jahrhundert klärt die Dokumentation Obersalzberg über die Geschehnisse in der Bergidylle im Berchtesgadener Land auf.

Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Dokumentation Obersalzberg wird am 20. Oktober eine Sonderausstellung eröffnet. Dazu werden Heimatminister Albert Füracker, Landrat Bernhard Kern (beide CSU) und der Direktor des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin, Andreas Wirsching, erwartet. Am 21. Oktober startet die Schau dann für das Publikum.

Idylle als Fassade für Verbrechen

Etwa ein Viertel seiner Regierungszeit verbrachte Adolf Hitler im Berghof als Zentrum des Führersperrgebiets. Fünf Minuten Fußmarsch von der heutigen Dokumentation entfernt fällte Hitler in seinem Berghof weitreichende und todbringende Entscheidungen, hier plante er Krieg und Massenmord. Zugleich wurden hier Propagandabilder inszeniert, die ihn als volksnahen "Führer" zeigten.

"Idyll und Verbrechen" ist der Titel der neuen und erweiterten Ausstellung, die vor einem Jahr nach sechsjähriger Bauzeit eröffnet hatte. Seither besuchten bereits rund 220.000 Menschen die neue Dauerausstellung. Das Institut für Zeitgeschichte (IfZ) hat das Konzept der Schau mit gut 350 Exponaten und multimedialen Elementen entwickelt.

Ausstellung lockte mehr Besucher an als erwartet

Das ursprüngliche Doku-Zentrum war für rund 30.000 bis 40.000 Gäste konzipiert - doch schließlich kamen jährlich etwa 170.000 Besucher aus dem In- und Ausland, unter ihnen auch Schulklassen. In Spitzenzeiten drängten sich fast 1.500 Besucher täglich in der Ausstellung. Deshalb wurde 2012 der Neubau beschlossen - gut 30 Millionen Euro soll der teils in den Berg versenkte Bau gekostet haben.

Kaffee vor der Kriegsplanung: Die Widersprüche des Berghofs

Die neue Schau schneidet immer wieder gegeneinander: die nach außen gezeigte vermeintlich heile Welt der Bergresidenz einerseits, Verfolgung, Leid und Tod andererseits. Bilder zeigen Hitler in fröhlicher Kaffeerunde vor wunderbarer Bergkulisse - tatsächlich plante er gerade den Überfall auf Polen.

Vom Täterort zu den Tatorten: Im Zentrum der Ausstellung, von allen Seiten durch Sichtachsen einsehbar, sind exemplarisch fünf Orte beschrieben: Schloss Hartheim mit Morden an behinderten Menschen, Leningrad, die litauische Stadt Kaunas mit Massenerschießungen, Warschau, Treblinka und Auschwitz. Hier umgesetzte Verbrechen waren teils am Obersalzberg konzipiert worden. Auch anhand von Einzelschicksalen erzählt die Ausstellung über Unterdrückung und Verfolgung.

Die Faszination des Obersalzberg-Bunkers

Besondere Faszination übt den Kuratoren zufolge der Bunker am Obersalzberg aus. Rund 6,5 Kilometer Stollen sind in den Berg gegraben. Etwa 500 Meter sind Teil der Ausstellung.

Der Obersalzberg zieht immer wieder auch Rechtsextreme an - auch das zeigt die Ausstellung: Grabkerzen, teils mit Hakenkreuzen, wurden zu Hitlers Geburtstag am ehemaligen Berghof niedergelegt. Nach Kriegsende waren die Ruinen gesprengt worden.

Hitler nutzte die Bergidylle zur Inszenierung - hier beim Besuch von Edward, Herzog von Windsor und Ehefrau Wallis Simpson. (Archivbild)

Hitler nutzte die Bergidylle zur Inszenierung - hier beim Besuch von Edward, Herzog von Windsor und Ehefrau Wallis Simpson. (Archivbild) © -/epa/dpa

Der Bunker übt besondere Faszination aus. (Archivbild)

Der Bunker übt besondere Faszination aus. (Archivbild) © Peter Kneffel/dpa

Rund 220.000 Besucherinnen und Besucher haben in den ersten zwölf Monaten die Dauerausstellung gesehen. (Archivbild)

Rund 220.000 Besucherinnen und Besucher haben in den ersten zwölf Monaten die Dauerausstellung gesehen. (Archivbild) © Sven Hoppe/dpa