Kunstmarkt
Ermittlungen wegen Betrugs gegen Münchner Galerie Thomas
03.02.2025, 11:41 UhrAndy Warhol und Joseph Beuys, Matisse, Munch und Picasso: Die Galerie Thomas listet auf ihrer Homepage das Who’s who der modernen und zeitgenössischen Kunst auf. Jahrzehntelang gehörte die Galerie in unmittelbarer Nähe der Münchner Pinakotheken zu den ersten Adressen auf dem Kunstmarkt der bayerischen Landeshauptstadt. Doch diese Zeiten sind wohl vorbei. Erst kam die Insolvenz - und jetzt kommt es noch schlimmer.
Denn nun ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Betrug, Untreue und Insolvenzverschleppung "in einer Vielzahl von Fällen". Die Ermittler gehen von einem Schaden im zweistelligen Millionenbereich aus, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I bestätigte. Zuvor hatten mehrere Medien über den Fall berichtet. Bis zu einem rechtskräftigen Urteil gilt die Unschuldsvermutung.
Ausgang für die Ermittlungen seien zahlreiche Anzeigen gewesen, sagte die Sprecherin. Daraufhin wurden die Räume der Galerie in der Münchner Türkenstraße sowie Privatwohnungen von Galerist Raimund Thomas und dessen Tochter Silke Thomas durchsucht.
Raimund Thomas verschwunden, Tochter zeitweise in U-Haft
Silke Thomas saß zwischen Mitte Dezember 2024 und Ende Januar dieses Jahres in Untersuchungshaft, bevor sie gegen Auflagen entlassen wurde. "Aus Respekt vor den Ermittlungsbehörden" wolle seine Mandantin sich nicht öffentlich zu dem Ermittlungsverfahren äußern, sagte ihr Anwalt Marcus Traut auf Anfrage. Er betonte aber: "Silke Thomas kooperiert mit den Ermittlungsbehörden."
Der Aufenthaltsort von Raimund Thomas sei der Staatsanwaltschaft derzeit "nicht bekannt", teilte die Ermittlungsbehörde mit. Ob auch gegen ihn ein Haftbefehl erlassen wurde, beantwortete die Sprecherin auf Anfrage nicht: "Aus ermittlungstaktischen Gründen können wir zu möglichen Fahndungsmaßnahmen – unabhängig davon, ob sie bestehen oder nicht – leider keine Angaben machen."
Sein Anwalt, Robert Chasklowicz, wollte während des laufenden Ermittlungsverfahrens keine öffentliche Stellungnahme abgeben. Er habe "bislang auch noch keine Einsicht in die Ermittlungsakte erhalten", sagte er.
Die Galerie Thomas wurde 1964 gegründet. Sie habe sich "als eine der führenden und renommiertesten Galerien für Meisterwerke des Deutschen Expressionismus, der Klassischen Moderne, der Nachkriegskunst und der zeitgenössischen Kunst etabliert", heißt es auf der Homepage.
Dabei meldete die Galerie bereits am 11. Juli 2024 Insolvenz an, am 1. Januar dieses Jahres wurde das Insolvenzverfahren eröffnet, wie Insolvenzverwalter Hubert Ampferl mitteilte. Kunstwerke, die sich noch in den Räumen befunden hätten, seien an ihre Eigentümer zurückgegeben worden. Aber andere Sammler, die ihre Kunst über die Galerie verkauften, warten wohl noch auf ihr Geld. Mehr als 200 Gläubiger wurden nach Angaben Ampferls bislang ermittelt - und das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen.
Ende Januar wurden die Geschäfts- und Galerieräume in der Türkenstraße geräumt. An die erfolgreiche Vergangenheit der Galerie erinnert nur noch ein Schriftzug am Gebäude.