Anhörung im Landtag

Experten: Mehr Schutz vor Hochwasser und Starkregen nötig

06.02.2025, 12:59 Uhr
Der Hochwasserschutz in Bayern muss weiter verbessert werden, fordern Experten. (Archivbild)

© Jason Tschepljakow/dpa Der Hochwasserschutz in Bayern muss weiter verbessert werden, fordern Experten. (Archivbild)

Beim Schutz vor Hochwasser, Starkregen und Überschwemmungen liegt in Bayern nach Einschätzung von Experten noch manches im Argen. Planungen und Bau von Hochwasserschutzmaßnahmen dauern oftmals zu lange, manchen Gemeinden fehlt es an ausreichend finanzieller Unterstützung vom Freistaat, es gibt noch zu wenige Pegel-Messstellen gerade an kleinen Gewässern, und vielerorts fehlt es schlicht an ausreichenden Informationen und Warnungen für die Bevölkerung. Diese und weitere Kritikpunkte nannten Fachleute, darunter mehrere Hydrologen, in einer Sachverständigenanhörung im Umweltausschuss des Landtags.

"Es kann jeden treffen"

Mehrere Experten verwiesen darauf, dass die Klimaerwärmung für eine immer weiter zunehmende Zahl von Hochwasser- und Starkregenereignissen sorge. Gerade Starkregenereignisse könnten im Prinzip überall auftreten. "Es kann jeden treffen", sagte Wolfgang Günther von der Universität der Bundeswehr.

Der Leiter des Instituts für Wasserbau und Technische Hydromechanik an der Technischen Universität Dresden, Jürgen Stamm, räumte deshalb ein: "Einen absoluten Schutz vor Hochwasser gibt es nicht." Gleichwohl seien nach manchen Hochwasserereignissen in der Vergangenheit nicht immer genügend Lehren gezogen worden. "Es mangelt ganz klar an der Umsetzung."

Einig waren sich quasi alle Experten, dass Hochwasserschutzmaßnahmen aller Art ineinandergreifen müssen: von mehr Wasserrückhalt in der Fläche über Renaturierungen von Gewässern bis hin zum Bau von großen Poldern. Natürlicher und technischer Hochwasserschutz gehörten zusammen, hieß es.

Verfahren dauern zu lange

Harald Kunstmann, Hydrologe an der Universität Augsburg, forderte, das Pegel-Netzwerk müsse dringend weiter ausgebaut werden. Es brauche verbesserte Vorhersagen und längere Vorwarnzeiten. Zudem beklagte er, dass Kommunen für den Hochwasserschutz an kleinen Gewässern und Bächen verantwortlich seien – dass die oft hohen Kosten aber für manche Gemeinden kaum zu schultern seien. Hier sei mehr finanzielle Förderung des Freistaats nötig.

Einige Referenten beklagten in der Anhörung zudem, dass der Bau von Hochwasserschutzmaßnahmen oft zu lange dauere, wegen komplizierter Ausschreibungsverfahren, zu viel Bürokratie, nötiger Gutachten und vielem mehr. Unter anderem müssten die Wasserwirtschaftsämter vor Ort mehr Entscheidungs- und auch Budgetkompetenzen bekommen, forderte Tobias Kunz, Erster Bürgermeister von Nordendorf in Schwaben, dessen Gemeinde vergangenes Jahr vom schweren Juni-Hochwasser betroffen war.