Zahl der Fälle stark angestiegen
Immer mehr Kinder in Bayern erkranken: Was Eltern bei einer Scharlachinfektion tun können
8.12.2024, 15:11 UhrEiner Untersuchung der Krankenkasse DAK zufolge sind in Bayern die Scharlach-Fälle bei Kindern drastisch angestiegen. 2023 seien viermal mehr Kinder mit dieser Infektion in den Arztpraxen behandelt worden als im Jahr zuvor. Hochgerechnet waren demnach rund 66.300 Kinder zwischen ein und 14 Jahren betroffen. Das sei der höchste Stand der vergangenen fünf Jahre, teilte eine Sprecherin der DAK mit.
Hochansteckende Krankheit
Scharlach wird durch Streptokokken verursacht und ist hochansteckend. Deshalb tritt Scharlach besonders häufig in Kitas oder Schulen auf. Die Krankheit gilt in der Regel als gut behandelbar mit Antibiotika.
"Von zentraler Bedeutung ist die Arzneimittelversorgung: Wir brauchen eine stabile Versorgung mit oralem Penicillin", sagte Michael Hubmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), laut Mitteilung. Hubmann führt den Anstieg der Scharlach-Infektionen auf Nachholeffekte nach der Corona-Pandemie zurück.
Erkennbar an der "Himbeerzunge"
Für die Studie untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Abrechnungsdaten von rund 107.000 Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren, die bei der DAK in Bayern versichert sind. Analysiert wurden die Jahre 2018 bis 2023.
Symptome bei Scharlach sind unter anderem Halsschmerzen und Fieber, erkennbar ist die Krankheit auch oft durch die sogenannte "Himbeerzunge", die erst weißlich belegt ist und dann rot wird. Die Beschwerden werden von Giftstoffen hervorgerufen, welche die Bakterien bilden. Nach einer Infektion sind Betroffene erstmal vor Erkrankung durch denselben Giftstoff geschützt, erklärt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Da die Bakterien aber unterschiedliche Giftstoffe bilden, ist es möglich, mehrfach an Scharlach zu erkranken.
Scharlach wird von Mensch zu Mensch übertragen. Beim Sprechen, Husten oder Niesen gelangen die Erreger über Speichel-Tröpfchen in die Luft. Atmen Kontaktpersonen diese Luft ein, setzten die Erreger sich an der Schleimhaut fest. Die Bakterien übertragen sich jedoch auch über Hände oder gemeinsam benutzte, verunreinigte Gegenstände. Im Falle einer Erkrankung erklärt das BZgA, dass Betroffene folgendes beachten sollten:
- Eine Halsentzündung mit Fieber und einem Hautausschlag sollte ärztlich abgeklärt werden.
- Scharlach kann mit Antibiotika behandelt werden. Das verkürzt die Ansteckungszeit. Die empfohlene Einnahmedauer muss unbedingt befolgt werden, auch wenn sich die Beschwerden zwischenzeitlich bessern.
- Erkrankte sollten für die Dauer der Ansteckungszeit den Kontakt mit anderen Personen möglichst einschränken.
- Weiche Nahrung wie Brei oder Suppe können helfen, die Schluckbeschwerden erträglich zu machen.
- Vor allem bei Fieber ist es wichtig, viel zu trinken, am besten Wasser, verdünnte Säfte oder Kräutertees.
- Erkrankte sollten beim Husten und Niesen Abstand zu anderen Personen halten und sich von diesen abwenden. Beim Husten und Niesen sollte nicht die Hand, sondern ein Einmaltaschentuch oder die Armbeuge vorgehalten werden. Taschentücher sollten direkt in einen Abfallbehälter mit Deckel entsorgt werden.
- Wichtig: Die Hände regelmäßig und gründlich mit Wasser und Seife waschen!
- Bei Scharlach gelten die Regelungen des Infektionsschutzgesetzes. Personen, die an Scharlach erkrankt sind oder bei denen der Verdacht auf Scharlach besteht, dürfen Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kindergärten vorübergehend nicht besuchen. Die Eltern müssen die Einrichtung über die Erkrankung ihres Kindes informieren.
- Auch erkrankte Personen, die in Gemeinschaftseinrichtungen arbeiten, zum Beispiel Lehrkräfte oder Erzieherinnen und Erzieher, dürfen dort keine Tätigkeit ausüben, bei denen sie Kontakt zu den Betreuten haben, solange sie ansteckend sind.
- Wann die Tätigkeit wieder aufgenommen beziehungsweise die Gemeinschaftseinrichtung wieder besucht werden kann, entscheidet die behandelnde Ärztin, der behandelnde Arzt oder das zuständige Gesundheitsamt. Nach einer Antibiotika-Gabe ist das in der Regel am zweiten Tag möglich.
Um sich vor einer Infektion zu schützen, sollte man Kontakt zu Erkrankten möglichst meiden. Zudem ist regelmäßiges und gründliches Händewaschen wichtig.