"Jeden Euro zweimal umgedreht"

Letzter Hilfeschrei: Insolventer Radiosender aus Bayern bittet Hörer um Unterstützung

Verena Büchner

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Johanna Michel

Online-Redaktion

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07.03.2025, 19:47 Uhr
Der Radiosender "egoFM" tritt den Gang in die Insolvenz an. (Symbolbild)

© IMAGO/Panthermedia & IMAGO/Wolfi Der Radiosender "egoFM" tritt den Gang in die Insolvenz an. (Symbolbild)

Der bayerische Radiosender "egoFM" kämpft schon länger mit finanziellen Problemen. Die wirtschaftlichen und politischen Krisen der letzten Jahre sind an dem Sender nicht spurlos vorbeigegangen, heißt es in einer Pressemeldung von Ende Januar. Bei dem bayerischen Radiosender, der auch in Baden-Württemberg und Sachsen sein Programm ausstrahlt, gingen die Werbeeinnahmen im Jahr 2024 um 40 Prozent zurück.

Auch wenn sie "jeden Euro zweimal umgedreht haben" und die laufenden Kosten verringert werden konnten, wie Geschäftsführer Konrad Schwingenstein zu diesem Zeitpunkt beschrieb, lasse sich der Aufwand nicht finanzieren. Bereits im November hatte der Programmchef in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" erklärt, dass dem Sender um die 400.000 Euro fehlen. Ende Januar hat er sich dazu entschlossen, den Gang in die Insolvenz anzutreten. Die Mitarbeitenden hätten während der Insolvenzphase nichts zu befürchten: Die Gehälter seien ebenso gesichert wie das laufende Programm und die damit verbundenen Werbeeinnahmen.

Anfang März dann aber der nächste Dämpfer: Wie "egoFM" auf Facebook mitteilt, werde dringend Hilfe gebraucht, um dem Team weiter zu ermöglichen, zu senden. Wer jemanden kennt, "der uns als Investor*in, neue Teilhaber*in, Business Angel oder Ähnliches weiterhelfen könnte oder du eine zündende Idee hast", der solle sich melden. Dafür hat der Sender sogar eine eigene Mailadresse eingerichtet.

Unter dem Beitrag, in dem "egoFM" wohl ein letztes Mal ernsthaft um Hilfe bittet, gehen die Meinungen in den Kommentaren auseinander. Viele Fragen sich, was der Grund für die schwierige Situation des Senders ist und, was sich zukünftig ändern soll, sollte ein neuer Investor oder andere Möglichkeiten gefunden werden. Auf den Vorschlag einer Hörerin, die auf sogenanntes Crowdfunding hinwies, reagierte der Sender beispielsweise mit diesem Kommentar: "Für ein Crowdfunding müssten wir erstmal die erste Insolvenzphase überstehen, ansonsten fließt das ganze Geld direkt in die Insolvenzmasse und bringt uns nicht so viel."

Wie sollte es weitergehen?

Der Sender hatte zum Zeitpunkt der Anmeldung der Insolvenz vor, sich neu zu strukturieren. Für das Medium Radio seien neuen Zeiten angebrochen und die Community gehe immer mehr weg vom "klassischen" Radio hin zu digitalen Angeboten. Ideen dazu seien schon vor der Insolvenz da gewesen. Jetzt ergreift der Sender die Chance, diese Gedanken in die Tat umzusetzen. "egoFM" sei ohnehin schon einer der letzten Radiosender für neue Musik und möchte diese Ausrichtung vertiefen, wie aus der Pressemitteilung vom Januar hervorging. "egoFM ist bereits ein wichtiges mediales Bindeglied zwischen den Menschen vor, auf und hinter der Bühne. Diese Bindung wollen wir im Programm, im Netz und auch durch Veranstaltungen weiter festigen", so Programmchef Fred Schreiber.

Geschäftsführer bedankt sich

"Die Wertschöpfungskette, die gerade Musik aus Deutschland generiert, darf man an der Stelle Radio nicht unterbrechen. Denn Musik ist einer der umsatzstärksten Wirtschaftszweige überhaupt" ist sich Schreiber sicher. Künstler, Labels und Veranstalter sehen den Radiosender als eine der letzten Plattformen, um Musik und Konzerte aus dem Indie- und Alternativbereich zu promoten. Allein deshalb möchte Schreiber, dass es mit "egoFM" weitergeht. Geschäftsführer Konrad Schwingenstein bedankt sich bei allen Partnern, Freunden und vor allem bei der einzigartigen "egoFM – Community".

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