Studie enthüllt

Karriere statt Kinder und Angst vor KI - das bedrückt Berufstätige in Bayern

Theresa Neuß

E-Mail zur Autorenseite

24.9.2024, 14:16 Uhr
Die jährliche Studie analysiert die Situation von Berufstätigen in Deutschland und den einzelnen Bundesländern. (Symbolbild)

© Fabian Strauch/dpa Die jährliche Studie analysiert die Situation von Berufstätigen in Deutschland und den einzelnen Bundesländern. (Symbolbild)

Es ist ein großer Widerspruch: Während der Fachkräftemangel in Deutschland immer größer wird, verliert der Job für Beschäftigte zunehmend an Bedeutung. Über die Hälfte der Vollzeit-Arbeitnehmer würden bei einem passenden Angebot gerne in die Teilzeit wechseln. Das ergab eine repräsentative Befragung der HDI-Versicherung 2024.

Seit 2019 untersucht die HDI-Berufe-Studie die Einstellungen von Erwerbstätigen in Deutschland. Jährlich werden rund 4.000 Beschäftigte ab 15 Jahren repräsentativ nach Alter, Geschlecht und Region befragt. Die diesjährige Umfrage, die im Juni und Juli 2024 durchgeführt wurde, bringt erschreckende Ergebnisse ans Licht.

Neben dem wachsenden Wunsch nach Teilzeit zeigen sich besonders beim Thema Familienplanung und Kinderbetreuung gravierende Probleme. So gibt jeder Fünfte der Befragten an, den Kinderwunsch aufgrund mangelnder Betreuungsangebote zurückzustellen. Besonders unter Führungskräften ist dieses Verhalten ausgeprägt: Hier verzichtet fast jeder Dritte auf Kinder und entscheidet sich für die Karriere.

Babyboomer und Personalmangel beschäftigen Berufstätige

Auch für Bayern liefert die HDI-Berufe-Studie Erkenntnisse. Besonders auffällig ist die Zustimmung zu betrieblichen Vorruhestandsregelungen: 73 Prozent der Beschäftigten in Bayern begrüßen die Option. Gleichzeitig sehen jedoch 46 Prozent der Arbeitnehmer im Freistaat eine Gefahr durch den anstehenden Rentenantritt der Babyboomer, also die geburtenstarken Jahrgänge von 1946 bis 1964. "Mit dem Ausscheiden der Babyboomer bekommt der Fachkräftemangel in Deutschland eine neue Dimension", erklärt Jens Warkentin, Vorstandsvorsitzender von HDI Deutschland, in einer Pressemitteilung. Rund 63 Prozent der Befragten spüren bereits negative Folgen des Personalmangels in den Unternehmen. "Gleichzeitig gelingt es nicht, diejenigen ausreichend zu unterstützen, die eigentlich gerne mehr arbeiten wollen, aber an fehlenden Kinderbetreuungsangeboten scheitern. Dieses Spannungsfeld stellt die gesamte deutsche Gesellschaft vor große Herausforderungen", fügt Warkentin hinzu.

Angst vor KI und Cyberangriffen in Bayern

Auch im Bereich der Cybersicherheit und Künstlichen Intelligenz (KI) zeigt sich Bayern alarmiert. 22 Prozent der Beschäftigten halten ihre Unternehmen für unzureichend gegen Cyberangriffe geschützt. Auch die Sorge rund um den Einsatz von KI ist groß. Ganze zwölf Prozent der Arbeitnehmer in Bayern fürchten, dass KI das Geschäftsmodell oder die Existenz ihres Unternehmens bedrohen könnte - ein Spitzenwert im bundesweiten Vergleich. Im Deutschland-Schnitt liegt dieser Wert bei acht Prozent, während beispielsweise in Sachsen-Anhalt nur drei Prozent der Beschäftigten diese Befürchtung teilen.

Keine Kommentare