Bildung

Lehrervertreter: Sprachtests für Kita-Kinder verbessern

07.04.2025, 12:13 Uhr
Alle angehenden Vorschulkinder in Bayern werden getestet. (Archivbild)

© Peter Kneffel/dpa Alle angehenden Vorschulkinder in Bayern werden getestet. (Archivbild)

Lehrervertreter haben massive Kritik an der Umsetzung der neuen Sprachtests für angehende Vorschulkinder geübt und Verbesserungen angemahnt. Es sei schade, „dass ein pädagogisch so wertvolles Instrument so in den Sand gesetzt wird“, sagte die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), Simone Fleischmann, in München. Rückmeldungen aus der Praxis zeigten, dass es neben massiver Mehrarbeit für die Lehrkräfte zu großer Verunsicherung und Verwirrung bei den betroffenen Familien komme.

„Die diagnosegeleitete Förderung ist der Schlüssel zum Bildungserfolg aller Kinder in Bayern“, betonte auch Fleischmann die Vorzüge des flächendeckenden Sprach-Screenings. Doch die per Schnellschuss eingeführte Art und Weise sei nicht sinnig. Außerdem müssten auch zwingend ausreichende Kapazitäten für die anschließend vorgesehene Sprachförderung zur Verfügung gestellt werden. „Jegliche Diagnose bringt nichts, wenn keine Förderung folgt.“

Erstmals lückenlose Sprachtests vor der Vorschule

Seit diesem Jahr wird in Bayern erstmals lückenlos der Sprachstand aller Kinder erhoben, die in eineinhalb Jahren in die Schule kommen. So soll frühzeitig vor der Einschulung auf etwaige sprachliche Defizite reagiert werden können. Wer keine Bestätigung über bereits vorhandene gute Sprachkenntnisse von einer staatlich geförderten Kita vorlegt, muss mit seinem Kind deshalb in diesen Wochen zu einem verpflichtenden Sprachtest in die örtliche Grundschule kommen und sein Kind bei Defiziten in einer Kita mit einem integrierten Deutsch-Kurs anmelden.

Jedoch hatte auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Bayern erst vor wenigen Tagen bilanziert: „Die völlig überhastete Einführung hat nur Chaos verursacht und zu einer Mehrbelastung aller Beteiligten – also Eltern, Erzieher*innen, Schulleitungen und Lehrkräften – geführt.“ 

Viel Verunsicherung bei den Familien

Die Kritik der Lehrervertreter bezieht sich auf verschiedene Aspekte: Zum einen auf den erheblichen bürokratischen Aufwand, der den Schulen durch das Verfahren entstehe. Dann auf den Zeitaufwand für die Tests selbst, der den zuständigen Beratungslehrkräften sowie Schulpsychologinnen und -psychologen laut BLLV oft nicht angerechnet wird. In der Folge leisteten viele die Testungen in ihrer Freizeit oder müssten ihre eigentlichen Aufgaben - darunter auch die Sprachförderung älterer Kinder - vernachlässigen.

Zum anderen aber, und das betonen BLLV und GEW unisono, schaffe das Verfahren viel Verunsicherung bei den Familien der Kita-Kinder. Viele Eltern seien mit den bürokratischen Anschreiben überfordert und kämen gar nicht erst zum Test-Termin. Andere verstünden den Hintergrund des Tests nicht und fürchteten etwa, dass ihr Kind bei Nicht-Bestehen nicht in die Schule dürfe. Außerdem werde der Test oft als „Leistungsüberprüfung“ wahrgenommen - ein schlechter erster Eindruck von Schule.

Ministerium will Verfahren verbessern

Das Kultusministerium verwies darauf, dass die Informationen zur Sprachstandserhebung auch in einfacher Sprache sowie in 18 weiteren Sprachen zur Verfügung stehen. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur kündigte Ministerin Anna Stolz (Freie Wähler) an, die Abläufe verbessern zu wollen. „Wir sammeln aktuell ganz konkret bayernweit Rückmeldungen ein, wie wir das Verfahren optimieren können. Und damit werden wir uns auch ganz selbstkritisch auseinandersetzen!“

„Statt mit einem realitätsfernen ‚Kindergarten-Abitur‘ neue Hürden zu schaffen, sollte die Staatsregierung lieber dafür sorgen, dass jedes Kind in Bayern frühzeitig und kontinuierlich Sprachförderung erhält“, kommentierte die Kita-Expertin der Grünen-Landtagsfraktion, Julia Post, mit Blick auf fehlendes Personal und fehlende Plätze bei den Deutschkursen in den Kitas. Auch die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Simone Strohmayr, forderte: „Wenn ein Kind Förderbedarf hat, müssen dafür auch die Möglichkeiten vorhanden sein.“

Das Ziel des Sprachscreenings: Alle Kinder sollen bei der Einschulung gut genug Deutsch sprechen.

Das Ziel des Sprachscreenings: Alle Kinder sollen bei der Einschulung gut genug Deutsch sprechen. © Peter Kneffel/dpa