Prozess
Prozess um bundesweiten Betrug mit Handwerkerleistungen
20.02.2025, 16:46 Uhr
Die Heizung defekt, ein Rohr gebrochen - das muss schnell repariert werden. Händeringend suchen viele Menschen Handwerker. Das soll eine Firma aus Regensburg ausgenutzt haben. Vor dem Landgericht Regensburg hat ein Prozess gegen mehrere Angeklagte unter anderem wegen versuchten gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs begonnen.
Die Staatsanwaltschaft legt den Angeklagten insgesamt mehr als 200 Fälle zur Last, in denen Handwerker teils unsachgemäße oder gar keine Leistung brachten und dennoch zum Teil hohe Summen oder auch Stornokosten verlangten. Vielfach zahlten die Kunden, in manchen Fällen aber gingen sie auch zur Polizei.
Allein die Verlesung des Dutzende Seiten umfassenden Anklagesatzes nahm den gesamten Vormittag in Anspruch, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft mitteilte.
Die Verhandlung startete zunächst gegen vier der ursprünglich fünf Angeklagten, wie ein Gerichtssprecher mitteilte. Die Kammer hatte demnach das Verfahren gegen einen der Angeklagten vorläufig einstellen müssen, da er auf nicht absehbare Zeit verhandlungsunfähig sei.
Austausch eines Schließzylinders für 2.132 Euro
Wenn die Not groß ist, sind schnell ein paar hundert Euro überwiesen. Immer wieder zahlen Kunden gutgläubig - etwa wenn die Handwerker angaben, das passende Werkzeug nicht dabei zu haben und später wiederzukommen. Doch mehrfach - so der Vorwurf der Anklage - tauchten die Handwerker danach nie mehr auf, die Arbeit wurde nie ausgeführt.
Neben dem versuchten gewerbs- und bandenmäßigen Betrug wirft die Staatsanwaltschaft den Angeklagten in einigen Fällen auch Wucher vor. So wurden laut Anklage beispielsweise in einem Fall für den Austausch eines Schließzylinders 2.132 Euro berechnet, während der Marktwert bei 135 Euro gelegen habe.
Für 15 Minuten Arbeit zur Beseitigung eines Wespennestes wurden den Vorwürfen zufolge gut 600 Euro berechnet. Ein Rohbruch, rasch und laut Anklage laienhaft mit einem Kleber angedichtet: gut 1.800 Euro.
Der Hauptangeklagte soll mit seiner Regensburger Firma über bundesweite Kontakte die Vermittlung der Handwerker getätigt haben. Die Ermittler gehen davon aus, dass Menschen, die im Internet nach einem Handwerker suchten, auf eine von zahlreichen Webseiten für viele Städte bundesweit gelockt wurden. So sollen die Kunden den Eindruck gehabt haben, einen Betrieb in ihrer Stadt gefunden zu haben - landeten aber in einem Call-Center in Regensburg. Dieses soll die Aufträge in der Regel an Vertragspartner vermittelt haben.
Der Prozess dauert an - bis in den Oktober sind zahlreiche Termine angesetzt.