Musikunterricht
Rattle: Instrument lernen sollte kein Luxus werden
24.1.2025, 06:02 UhrDas Erlernen eines Instruments darf nach Ansicht von Simon Rattle nicht nur etwas für Kinder aus wohlhabenden Familien sein. "Ich habe Angst, dass es Teile der Gesellschaft gibt, die abgehängt werden", sagte der britisch-deutsche Stardirigent der Deutschen Presse-Agentur in München. "Es wäre traurig, wenn nur der Teil der Gesellschaft, der es sich leisten kann, die Chance hat, Interessen und Talente zu entdecken und zu entwickeln."
Gegen Kürzungen beim Musikunterricht
Kürzungen beim Fach Musik in der Schule sieht der in Berlin lebende Dirigent deshalb kritisch: "Es ist so leicht, diese Programme zu beschneiden. Musikvermittlung von Orchestern kann Musikunterricht in der Schule nicht ersetzen, auch wenn wir alles versuchen, um die Liebe zur Musik in allen Menschen zu wecken". Rattle ist seit Herbst 2023 Chefdirigent des Symphonieorchesters und des Chores des Bayerischen Rundfunks und setzt sich sehr für Nachwuchsförderung und Musikvermittlung ein.
Musik ist kein verzichtbarer Luxus
"Die Musik ist eine der wertvollsten Disziplinen für junge Menschen, deshalb müssen wir dafür kämpfen", sagte der 70-Jährige. "Es ist sehr frustrierend, dass Musik immer als das Erste angesehen wird, auf das man verzichten kann, als eine Art Luxus. Und das, obwohl wir wissen, wie sie die Lernfähigkeiten verbessern kann, die seelische Gesundheit, das Denken und das Zusammenarbeiten in einer Gruppe."
Dass irgendwann der Nachwuchs in der Musik fehlen wird, fürchtet Rattle allerdings nicht. "Es wird immer exzellente Musiker geben, aus aller Welt. Aber ich mache mir Sorgen um die Leute, die nicht mal wissen, dass sie so ein Talent haben." Schon Vier- und Fünfjährige sollten deshalb seiner Ansicht nach an Musik herangeführt werden. "Als ich aufwuchs, war es normal, dass Kinder Instrumente gelernt haben", erinnerte er sich an seine Kindheit in Liverpool.