Russische Partnerstädte

Städtepartnerschaften nach Russland ruhen weiterhin

23.02.2025, 05:02 Uhr
Die Stadt Erlangen will eine neue Partnerschaft offiziell machen - mit Browary in der Ukraine. (Archivfoto)

© Daniel Löb/dpa Die Stadt Erlangen will eine neue Partnerschaft offiziell machen - mit Browary in der Ukraine. (Archivfoto)

Seit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ruhen in mehreren Kommunen Bayerns die Kontakte zu russischen Partnerstädten. Zumindest offiziell – privat halten Menschen vereinzelt die Verbindung zur russischen Bevölkerung aufrecht. "Weil es hier nicht um Politik geht, sondern um Menschen", sagt die Präsidentin des Partnerschaftsvereins im niederbayerischen Bogen, Elke Häusler.

Am Montag (24. Februar) jährt sich der Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine zum dritten Mal. Bayerische Kommunen, die in der Vergangenheit offizielle Kontakte nach Russland pflegten, hatten damals in der Folge den Austausch zumeist eingefroren.

Besuch? Steht nicht zur Debatte

Ausgeschlossen ist auch für Häusler derzeit ein Besuch in Russland: Im Dezember habe es eine Einladung aus der Partnerstadt Sortawala gegeben, die nahe der finnischen Grenze liegt. "Das steht überhaupt nicht zur Debatte. Ich könnte jetzt gar nicht die Verantwortung übernehmen, dass wir wieder heimkommen", sagt Häusler. Sie informierte nur die Stadtverwaltung.

Schon zu Kriegsbeginn habe es im Stadtrat Stimmen gegeben, die die Partnerschaft vollständig "canceln" wollten. "Ist das sinnvoll? Für meine Begriffe nein", meint die Vereinschefin. 

Viele Russland-Deutsche, die in den 1980er Jahren nach Bogen gekommen seien, hätten noch Familie in Russland. Geschwister einer engen Freundin von Häusler hätten zuletzt nicht zur Beerdigung ihrer Mutter in Bogen kommen können, weil es zu teuer und zu weit sei. Es gebe viele traurige Einzelschicksale. "Das ist nur eines davon", sagt Häusler.

In Neubiberg (Landkreis München) sind die Kontakte in die russische Partnerstadt Tschernogolovka von der Verwaltung bis heute ausgesetzt – von Privatkontakten ist der Stadt ebenfalls nichts bekannt. 

Auch Ingolstadt pflegt derzeit keine offiziellen Beziehungen zum Zentralbezirk Moskau. Die Stadtverwaltung geht aber davon aus, dass Einzelpersonen weiter den Kontakt privat pflegen. Im Landkreis Landshut ruht ebenfalls das Verhältnis ins russische Nowosibirsk. Dort halten laut dem Vorsitzenden des Freundeskreises ebenfalls Menschen privat Kontakte zu früheren Gastfamilien.

Geplante neue Partnerschaft in der Ukraine

Keine Bemühungen gibt es bis heute auch in Erlangen, den offiziellen Kontakt in die russische Partnerstadt Wladimir erneut zu pflegen. Laut Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) vertritt Wladimir die russische Staatsmeinung. Daher fehle eine gemeinsame Basis: "Wenn es nicht mehr die Bereitschaft gibt, auch mal in Graubereichen reden zu können, wenn das alles von der offiziellen Linie vorgegeben ist, dann können wir den Dialog nicht aufrechterhalten, weil man dann ja irgendwann auch immer zum Unterstützer wird."

Eine neue Verbindung habe die Stadt dagegen in die Ukraine aufgebaut. Gemeinsam mit Jena unterstützt Erlangen die Stadt Browary, die nahe Kiew liegt. "Wir hatten zweimal Feriencamps von Kindern aus Browary hier und Sportveranstaltungen, zu denen wir eingeladen haben", beschreibt der OB das Verhältnis, das in Zukunft in einer offiziellen Städtepartnerschaft münden soll.

Dafür, dass die Partnerschaft mit der russischen Stadt Wladimir ruht, habe sein ukrainischer Amtskollege Verständnis gezeigt: "Er hat gemeint, es wird ja die Zeit kommen, wo wir wieder reden müssen."