Vorfälle nach wenigen Festtagen
Tritt gegen Schwangere, Handy unter Rock: Erste Fälle von Gewalt gegen Frauen auf der Wiesn
26.9.2024, 15:50 UhrSeit sechs Tagen ist das Oktoberfest 2024 in vollem Gange. Rund 7,2 Millionen Menschen haben nach offiziellen Angaben im vergangenen Jahr die Wiesn besucht und etwa 6,5 Millionen Liter Bier wurden ausgeschenkt. Doch nicht nur diese Zahlen sind rekordverdächtig. Wo viel Bier fließt, fallen oft auch die Hemmungen und es kommt zu Straftaten. So wurden im Jahr 2023 allein 73 Sexualdelikte registriert, darunter sechs Vergewaltigungen - innerhalb von 16 Tagen.
Erst am vergangenen Montag wurde eine 22-Jährige auf dem größten Volksfest der Welt mutmaßlich vergewaltigt - und das von einem Security-Mann. Der 34-Jährige soll der Frau geholfen haben, nachdem sie gestürzt war und währenddessen sexuelle Handlungen unter ihrem Dirndlrock ausgeführt haben.
Erneut machten weitere Fälle von Gewalt gegen Frauen nach wenigen Festtagen Schlagzeilen.
Mann filmt junger Frau unter den Rock
Am Mittwoch beobachtete eine 32-jährige Frau einen Mann, der auf dem Festgeländer sein Handy unter ihren Rock hielt und heimlich filmte, wie die Polizei laut der "Deutsche Presseagentur" mitteilte. Als der 51-Jährige das Telefon wieder an sich nahm, sprach die Frau ihn an und schaute sein Handy durch. Dabei fand sie mehrere Videos, auf denen sie von unten zu sehen war und rief die Polizei.
Die Beamten nahmen den Mann vorläufig fest und stellten sein Handy sicher. Er wurde wegen der Verletzung des Intimbereichs durch Bildaufnahmen angezeigt. Nachdem er eine sogenannte Sicherheitsleistung im vierstelligen Bereich bezahlt hatte, wurde er wieder entlassen.
Das sogenannte Upskirting, also das heimliche Filmen oder Fotografieren unter den Rock oder in den Ausschnitt (Downblousing) ist in Deutschland seit 2021 eine Straftat und kann mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren bestraft werden.
Schwangere wird in den Bauch getreten
Ein weiterer Vorfall ereignete sich bereits am Sonntagabend, wie die "Deutsche Presseagentur" berichtet. Eine 17-jährige Schwangere erschien auf einer Polizeiwache und berichtete,
dass ihr ein 21-Jähriger, den sie nur vom Sehen kannte, auf der Wiesn mit dem Fuß in den Bauch getreten haben soll. Ihren Angaben nach war sie zu dem Zeitpunkt im siebten Monat schwanger.
Sie wurde zur weiteren Abklärung in ein Krankenhaus gebracht, wo man feststellte, dass es trotz des Trittes keine Probleme mit der Schwangerschaft gab. Die Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung gegen den Tatverdächtigen.
Hilfe für Frauen und Mädchen
Ein Bündnis für Fraueninitiativen hat den sogenannten Safe Space im Jahr 2003 ins Leben gerufen, berichtet die "SZ". Die drei Organisationen Imma, Amyna und der Frauennotruf München sind jeden Abend mit mehr als einem Dutzend Expertinnen im Einsatz. Der Safe Space ist die erste Anlaufstelle bei sexualisierter Gewalt oder sonstigen Notlagen von Mädchen und Frauen. Im vergangenen Jahr haben dort, laut der "SZ", 310 Frauen und Mädchen Hilfe gesucht. Dieser sichere Ort befindet sich im Servicezentrum nahe der Bavaria hinter dem Schottenhamel-Zelt beim Eingang "Erste Hilfe". Dort ist auch die Polizei mit ihrer Wiesnwache stationiert.
Der Safe Space ist geöffnet täglich von 18 bis 1 Uhr, freitags, samstags, sonntags sowie am 2. und 3. Oktober bereits von 15.30 Uhr an. Telefon: 089/8905745188.
Gewalt an Frauen geschieht meist im Verborgenen und hat viele Gesichter. Psychische, physische oder sexuelle Gewalt kann jede Frau betreffen. Stalking, Schläge oder Missbrauch sind oft nur ein Teil davon. Wenn auch Sie das Gefühl haben betroffen zu sein, können Sie die kostenlose Nummer des Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen" wählen. Unter der 08000/116016 haben Sie die Möglichkeit, rund um die Uhr anonym und vertraulich Kontakt zu Beraterinnen aufzunehmen. Die Beratung kann auch über einen Online-Chat oder per E-Mail erfolgen. Das Frauenhaus in Nürnberg erreichen Sie ebenfalls 24 Stunden am Tag unter der 0911/333915, das Frauenhaus in Fürth rund um die Uhr unter 0911/729008. Von Gewalt betroffene Männer können sich beim "Hilfetelefon Gewalt an Männern" unter der 0800/1239900 ebenfalls Unterstützung suchen.