Fast 450 Taten und 51 Beschuldigte
Viele Opfer zwischen sechs und elf Jahren: Etliche Vorwürfe sexueller Gewalt in Bistum Würzburg
08.04.2025, 14:03 Uhr
51 Beschuldigte, 226 Betroffene, 449 mutmaßliche Taten: Das ist das Ergebnis eines Gutachtens über sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen im Bistum Würzburg. Untersucht wurde der Zeitraum zwischen 1945 und 2019.
Von den mutmaßlichen Tätern, gegen die es einen plausiblen Verdacht gebe, seien 50 Männer, teilte die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Diözese mit. 43 von ihnen seien Kleriker gewesen, also religiöse Amtsträger in der katholischen Kirche, die unter Verantwortung der Diözese Missbrauchstaten begangen hätten.
Hunderte Akten gesichtet
Für das Gutachten hatte ein externer Sachverständiger 240 Akten des Bistums geprüft, die im Zusammenhang mit Missbrauchsverdacht vorlagen. Vereinzelt seien Strafakten von Staatsanwaltschaften ausgewertet worden und für einzelne Fragen auch Akten des Diözesanarchivs.
Ferner seien 30 Menschen befragt worden, darunter aktuelle oder ehemalige Funktionsträger des Bistums, anderer kirchlicher Institutionen, der Strafverfolgungsbehörden, Experten sowie Betroffene. Durch ein Hinweisgebersystem im Internet konnten bisher nicht bekannte mutmaßliche Missbrauchstaten anonymisiert mitgeteilt werden.
Viele Opfer sechs bis elf Jahre alt
Aufgrund ungenauer Angaben in Akten wurden auch Schätzwerte für das Gutachten herangezogen: Danach ergäben sich sogar 3.053 Taten für denselben Personenkreis, hieß es.
Bei der ersten Tat seien die Verdächtigen im Schnitt 40,5 Jahre alt gewesen. Die Mehrheit der mutmaßlich Geschädigten (62 Prozent) war zwischen 6 und 11 Jahre alt. Dem Bistum wurden die mutmaßlichen Übergriffe durchschnittlich 25,7 Jahre nach Tat bekannt.
Bei mehr als einem Vierteil der Taten (28,7 Prozent) soll es sich um sexuellen Missbrauch von Kindern gehandelt haben, unter anderem gewaltsam. Gegen 34 Beschuldigte (67 Prozent) sei Strafanzeige gestellt worden - in 15 Fällen vom Bistum selbst, hieß es.
Bei 18 Verdächtigen habe es Hinweise gegeben, dass die mutmaßlichen Täter oder Bistumsangehörige auf Betroffene einwirkten, um Taten zu verschleiern. In 6 Fällen hätten Gemeinde- oder Familienmitglieder des Opfers derart gehandelt.