Filmfestspiele
Berlinale: Timothée, Tilda und Trump als Elefant im Raum
16.02.2025, 08:32 Uhr
Männer mit Größenwahn und geplatzte Hoffnungen von Migranten: Eine Reihe Filme der diesjährigen Berlinale lassen an US-Präsident Donald Trump und seine Politik denken. Obwohl Jessica Chastain, Robert Pattinson, Timothée Chalamet und Tilda Swinton der Berlinale Star-Glamour verliehen, waren ihre Auftritte latent auch von Trump und anderen politischen Fragen geprägt.
Auffallend: Kein Star nahm den Namen Trump in Reden oder auf Pressekonferenzen in den Mund. Er war sozusagen der Elefant im Raum. Das erinnerte daran, dass Hollywood generell seit Trumps Amtsantritt auffallend still ist. Die Promis halten sich mit politischen Statements zurück.
Im Wettbewerb liefen unterdessen die ersten der 19 Beiträge an. Der chinesische Spielfilm "Sheng Xi Zhi Di" ("Living the Land") von Huo Meng und der französische Wettbewerbsbeitrag "Ari" von Léonor Serraille waren erste Favoriten.
Jessica Chastain in Migranten-Drama
Am Wochenende feierte das Drama "Dreams" von Michel Franco Weltpremiere. Oscar-Preisträgerin Chastain spielt die Hauptrolle in diesem Liebesdrama, das sich um eine Affäre zwischen einer wohlhabenden US-Amerikanerin und einem illegalen Migranten aus Mexiko dreht.
"Ich werde mein Land nicht aufgeben", sagte die US-Amerikanerin auf die Frage, ob die USA noch das Land der Träume sei. "Viele von uns sind immer noch sehr hoffnungsvoll - und wir kämpfen für eine gute Sache."
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Obwohl Chastain den Namen Trump nicht aussprach, wurde deutlich, dass sie sich auf die Zeit seit dem Amtsantritt des US-Präsidenten bezieht. Seine Regierung treibt Festnahmen und Abschiebungen von Migranten ohne Aufenthaltserlaubnis ungeachtet aller Kritik von Bürger- und Menschenrechtlern voran.
Chalamet weicht politischer Frage aus
Auch auf der Pressekonferenz zum Bob-Dylan-Film "Like A Complete Unknown" ging es kurz um die gegenwärtige Lage der USA. Hauptdarsteller Chalamet blieb dabei äußerst vage. Der Frage einer Journalistin, was er in seiner Hauptrolle als Bob Dylan darüber gelernt habe, die Gegenwart mit dem Aufstieg des Populismus zu deuten, wich er eher aus.
Der Oscar-Anwärter betonte lediglich - ohne den US-Präsidenten zu erwähnen: "Ich würde sagen: Vorsicht vor jeglicher Retterfigur, ganz gleich, wer das ist". Vor jedem, der sage, er habe eine Lösung, müsse man sich in Acht nehmen. Anschließend mahnte die Moderatorin der Pressekonferenz an, nur Fragen zum Film zu stellen.
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Ein skrupelloser Politiker in "Mickey 17"
Erinnerungen an den US-Präsidenten werden auch in "Mickey 17" wach: Robert Pattinson ist der Star dieser Sci-Fi-Satire, die ebenfalls am Wochenende auf der Berlinale lief. Regisseur Bong Joon-ho ("Parasite") erzählt darin von einer Weltraum-Mission, die sich einen neuen Planeten unterwerfen will. Pattinson spielt Mickey, dem eine besonders undankbare Aufgabe zukommt.
Er wird auf der Mission für besonders gefährliche Aufgaben eingesetzt. Stirbt er dabei, wird mit Hilfe eines Bioprinters einfach eine Art Klon von ihm angefertigt. Eines Tages hält das Team ihn für tot, obwohl er noch lebt. Und plötzlich gibt es zwei Mickeys, die sich gegenseitig bekämpfen.
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Interessant dabei: Der US-Amerikaner Mark Ruffalo spielt in "Mickey 17" einen skrupellosen Politiker und Anführer der Raumfahrtmission - mit einer Sprechweise, die auffallend an Trump erinnert.
Auch Oscar-Preisträgerin Tilda Swinton hatte bei der Eröffnungsgala indirekt gegen den US-Präsidenten ausgeteilt. Dabei bezog sie sich auf seine umstrittene Aussage, die Vereinigten Staaten würden die Kontrolle über den Gazastreifen übernehmen, das vom Krieg zerstörte palästinensische Küstengebiet wirtschaftlich entwickeln und die Gegend so in eine "Riviera des Nahen Ostens" verwandeln.
Jury-Präsident Todd Haynes sagte, die USA stehe nach der Trump-Wahl noch "komplett unter Schock".
Ein Hollywood-Star in Babyrosa - und einer, der gern Schnitzel isst
Doch es gab auch Gesprächsstoff abseits der Politik. Chalamet - einer der derzeit gefragtesten Schauspieler überhaupt - kam zu Fan-Gekreische in einer Kombination aus Kapuzenpullover, Tanktop und Baggy auf den roten Teppich - passend zum Valentinstag komplett in Babyrosa. Bei der Premiere seines Films gesellte sich seine Freundin Kylie Jenner im Kinosaal zu ihm.
Schauspielerin Fiona Shaw - bekannt aus "Harry Potter" und im Wettbewerbsbeitrag "Hot Milk" bei der Berlinale vertreten - hatte sich zuvor über die lange Schlange vor der Pressekonferenz mit Chalamet gewundert. So viel Gedränge gab es, mutmaßten manche, nicht mehr, seit Madonna zur Berlinale kam.
Auch Pattinson verursachte Aufregung. Passend zum toughen Image der Hauptstadt kam er in Leder-Look und mit Springerstiefeln auf den Teppich. Lange Zeit gab er Autogramme und machte Selfies mit Fans. Auf die Frage, was er in Berlin am liebsten mache, sagte er: "Ich gehe immer in dasselbe Lokal. Es ist ein Schnitzel-Restaurant."