Rennen um das Weiße Haus

Unser Nachbar Trump - Alexis Bugs Paraderolle

4.11.2024, 08:03 Uhr
Alexis Bug hat sich nach eigenen Worten "mit Haut und Haaren" in die ihm verhasste Figur Trump hineinversetzt.

© Bug/Hannah Koch/dpa Alexis Bug hat sich nach eigenen Worten "mit Haut und Haaren" in die ihm verhasste Figur Trump hineinversetzt.

Populisten sind für den narzisstischen Friseur Toni Trump wie frisch geschnittene Haare: Sie wachsen immer wieder nach. Das ist die bittere Erkenntnis des Abends, wenn Schauspieler Alexis Bug in seiner Paraderolle als Toni Trump über deutsche Bühnen tobt.

"Kallstadter Saukerl" heißt der wenig schmeichelhafte Titel des Drei-Personen-Stücks, in dem der in Speyer geborene Bug auf den US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump anspielt. Nach dessen Wahlniederlage 2020 schien die Realsatire erledigt. Welch ein Irrtum: Vor dem Hintergrund der US-Wahl ist das Stück wieder brandaktuell.

Dabei wäre es Bug "natürlich lieber gewesen", wenn Donald Trump - dessen Vorfahren väterlicherseits aus dem pfälzischen Kallstadt stammen - nach der Wahlschlappe von der politischen Bühne verschwunden wäre. "Aber ich bezweifle, dass sich damit viel verändert hätte", sagt der 51-Jährige im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur. "Das gesellschaftliche Klima ist längst so stark vergiftet, dass Figuren wie Trump immer wieder nachwachsen – nicht nur in den USA, sondern überall."

Trump-Tour durch Deutschland

Seit sieben Jahren tourt Bug mit dem Stück durch Deutschland. Darin leistet er sich ein Gedankenspiel: Was wäre, wenn der Großvater von Donald Trump nach seiner Auswanderung nach Amerika reich in die Pfalz heimgekehrt wäre? Und sein Enkel wäre nicht Politiker, sondern Leiter einer Kette von Frisörläden?

Die Wirklichkeit sieht anders aus. Umfragen gaben dem Ex-Präsidenten zuletzt durchaus Chancen, wieder ins Weiße Haus einzuziehen - nach einem harten Wahlkampf. "Schon zwei Attentäter hatten es auf Trump angelegt", meint Bug. "Es sollte spätestens jetzt allen klar sein, dass wir aufeinander zugehen müssen. Leider ist Trump der Letzte, der das begreift." Es ist eine nachdenkliche Bestandsaufnahme, während Bug seinen Toni auf der Bühne mal cholerisch, mal einnehmend spielt.

Wie Trumps Vorfahren stammt Bug aus der Pfalz. Dort wurde der Künstler nach Gastspielen des "Saukerls" mehrfach ausgezeichnet - etwa als Weinpate des Rhein-Pfalz-Kreises und Ende Oktober erhielt er den Pamina-Kulturpreis von Germersheim.

Was ist bei Bug seit der ersten Vorstellung größer geworden gegenüber Trump: sein Verständnis oder seine Abneigung? "Mein Verständnis für meine Abneigung", sagt der Schauspieler. "Als Trump 2016 auf der Bühne erschien, war diese Abneigung so extrem, dass sie mich beinahe überwältigte und ich das Bedürfnis hatte, sie zu verstehen. Also habe ich mich in die verhasste Figur hineinversetzt - mit Haut und Haaren."

Ein Spiegelbild der Verblendungen

Die Rolle habe ihn verändert. "Als Toni identifiziere ich mich zu 100 Prozent mit einem Menschen, der die Welt von gestern zurückmöchte. Ich habe das tatsächlich gebraucht, um zu kapieren, wie ernst es diesen Menschen ist." Wenn man aber nicht zurück in die Vergangenheit wolle, müsse man diese Menschen ernst nehmen und in Dialog mit ihnen treten - ob in den USA oder in Deutschland, betont Bug. "Davon bin ich überzeugt."

Als Parodie sieht der Schauspieler seine Kunstfigur nicht. Das weiße Hemd und der rote Schlips sind als Zitat zu verstehen. Bugs Trump ist eher ein Spiegelbild der Widersprüche und Verblendungen, die in der politischen Landschaft brodeln.

Doch - möchte das Publikum Toni Trump überhaupt noch sehen? Reicht nicht der echte Trump? "Ob sie wollen oder nicht – die Leute müssen Toni sehen", findet Künstler Bug natürlich. Donald Trump mag für viele "irgendeiner aus dem Fernsehen" sein, dessen Existenz sich verdrängen lasse. Toni dagegen sei der Nachbar, der Spinner im Haus nebenan. "Du hast keine Wahl, als dich mit ihm auseinanderzusetzen."

Bug stammt wie Donald Trumps Vorfahren aus der Pfalz.

Bug stammt wie Donald Trumps Vorfahren aus der Pfalz. © -/Steffen Jänicke/dpa