Zehn Bewerber stellen sich vor
Bundestagswahl in Schwabach: Der digitale Kandiaten-Check
19.8.2021, 06:04 UhrEigentlich, so hatte sich das Joachim Süß gedacht, hätte er gern alle Direktkandidaten und Direktkandidatinnen zu einer großen Runde in den Markgrafensaal eingeladen. Eine klassische Podiumsdiskussion gewissermaßen. Oder auch Gesprächsrunden in kleineren Kreisen.
Das wäre der Plan gewesen
Michael Frieser wäre natürlich ein gern gesehener Gast gewesen, aber auch Thomas Grämmer (SPD), Sascha Müller (Grüne), Marco Preißinger (FDP), Matthias Vogler (AfD), Kathrin Flach Gomez (Die Linke), Sonja Mack (Freie Wähler), Claudia Zankl (ÖDP) sowie Karoline Polster-Strobl und Deniz Celik von den jungen Splitterparteien „Die Basis“ und „Volt“ (siehe die Direktkandidaten unten).
Aber: „Als wir uns daran machen mussten, den Saal zu buchen, wurde gerade wieder mal Lissabon wegen Corona abgeriegelt“, erzählt Süß, der Vorsitzende des Limbacher Bürgertreffs. Als ehrenamtlicher THW-ler ist Süß mit dem Thema durchaus vertraut. Und er ist deshalb auch vorsichtig. „Wir wollten an keiner einzigen zusätzlichen Infektion Schuld sein“, erzählt der Diplom-Informatiker.
Ein digitales Format
Weil sich sein Bürgertreff aber als eine politische Gruppierung sieht (aber nicht parteiisch!), suchte Süß nach einem anderen Format. Er kam über Umwege an das Schwabacher Adam-Kraft-Gymnasium. Dort beschäftigten sich die Elftklässler im Sozialkunde-Unterricht ebenfalls mit der Bundestagswahl.
Und so entstand eine neue Zusammenarbeit. Die Schülerinnen und Schüler erarbeiteten gemeinsam einen Fragenkatalog, der an die Direktkandidaten geschickt wurde.
Die Fragen sollten die Politikerinnen und Politiker dann in einem maximal zehnminütigem Video beantworten. Es geht darin um Auslandseinsätze der Bundeswehr, um Migration, um die EU, um die Entkriminalisierung von Drogen, natürlich um Umweltfragen und um das jeweilige Top-Thema des Kandidaten/der Kandidatin. Seit dieser Woche steht ein Großteil der Videos online – Abzurufen unter www.schwabach-fragt.de
Handgemacht
Wer sich durch die Beiträge, in aller Regel zwischen sechs und zehn Minuten lang, durchklickt, der stellt fest, dass die technischen Unterschiede zwischen den Profis der großen Parteien und den letztlich chancenlosen Kandidaten aus Klein- und Kleinstparteien gar nicht so groß sind.
Selbst bei „Titelverteidiger“ Michael Frieser, der seit 2009 als direkt gewählter Kandidat den Wahlkreis Nürnberg Süd/Schwabach in Berlin vertritt und der auf ein professionelles Team bauen kann, wirkt es so, als würde er auf dem heimischen Balkon in sein Handy plaudern.
Ausnahme 1998
Im Wahlkreis Nürnberg Süd/ Schwabach ging das Direktmandat übrigens seit mehr als 20 Jahren immer an die CSU. Nur 1998 war die Bastion einmal kurz gefallen, als Rot-Grün die letzten bleiernen Jahre der Kohl-Ära beendete und der Nürnberger SPD-Politiker Horst Schmidbauer mit 48 Prozent der Erststimmen den Wahlkreis gewann.
Einen Sieger wird es auch in diesem Jahr geben. Allerdings könnten es einige Kandidaten auch über die Liste in den Deutschen Bundestag schaffen. Der gelernte Sportjournalist Sascha Müller von den Grünen ist hier sehr aussichtsreich platziert.
Steckbrief
Zurück zum Bürgertreff Limbach und zu seinem Engagement in Sachen Bundestagswahl: Schwabach-fragt.de bietet nicht nur ein Video der Kandidatinnen und Kandidaten. Die zehn Frauen und Männer stellen sich auch mit einen Porträtfoto und einem kurzen Steckbrief vor.
Für die Elftklässler des Adam-Kraft-Gymnasium, die den Fragenkatalog zusammengestellt haben, ist die Arbeit im Übrigen noch nicht getan. Sie werden sich ab September weiter mit dem Thema Bundestagswahl beschäftigen – dann halt als Zwölftklässler.
Am 26. September war die Bundestagswahl 2021. Alle Ergebnisse - regional und landesweit - sowie weitere Entwicklungen rund um die Koalitionsbildung finden Sie auf nordbayern.de/bundestagswahl.
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