Neu in Nürnberg: Asia-Geheimtipp heißt jetzt My Mum's Kitchen

Von Robin Walter

Robin Walter

Online-Redaktion

20.9.2021, 10:29 Uhr

Hai Nguyen führt jetzt das Restaurant My Mum's Kitchen.

Die Geschichte ist filmreif, tragisch und scheint doch ein Happy-End zu haben: Nach über 30 Jahren in Familienhand musste das Restaurant Asialand von Hai Nguyens Eltern im Nürnberger Stadtteil Gostenhof im vergangenen Jahr den Betrieb einstellen. Doch bald zeigte sich, dass es der Familie ohne ihre Gäste und ohne das Kochen an Lebensqualität fehlte. So wagte die Tochter einen Neustart.

In My Mum's Kitchen in Gostenhof wird authentisches Viet-Food serviert. © Robin Walter

Am 17. September wurde im Nürnberger Asialand nach fast einem Jahr wieder Essen aufgetischt. Bereits auf den ersten Blick hat sich einiges verändert: Alles wirkt moderner und minimalistischer. "Während des Lockdowns haben wir renoviert und unserem Restaurant ein Makeover verpasst", verrät Hai Nguyen. Bis zum vergangenen September betrieben ihre Eltern das Asialand in der Bärenschanzstraße 83 in Nürnberg für 34 Jahre.

My Mum's Kitchen

Im Asialand, wie Stammgäste und Liebhaber der authentischen vietnamesischen Küche das Restaurant bis letzten Herbst kannten, tat sich während der vergangenen zwölf Monate so einiges. Als erstes fällt der neue Name auf: My Mum’s Kitchen. "Der Name drückt die Motivation in unserem Restaurant ziemlich deutlich aus", erklärt Nguyen; die Passion ihrer Mutter zum Kochen soll nach der Neueröffnung im Fokus stehen.

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"Der Lockdown hat meine Eltern im vergangenen Jahr hart getroffen", erzählt Nguyen, "Dann ist meine Mutter auch noch sehr krank geworden. So haben sich die beiden, die ihr Restaurant allein betrieben haben, dazu entschlossen, einen Schlussstrich zu ziehen." Da das Asialand keinen Biergarten oder Außenbereich hat, gestaltete sich die Suche nach einem neuen Pächter schwer. In dieser Zeit stellte die Familie fest, wie sehr ihnen das Leben in der Küche und der Austausch mit den Gästen fehlte. "Meine Eltern haben sehr viel in unserem Restaurant erlebt, mit all den Erinnerungen und Erlebnissen fiel es beiden schwer sich zu verabschieden."

In der Zeit, in der das Restaurant geschlossen war, erkannte Nguyen, welche Rolle die Gastronomie im Leben ihrer Eltern spielte © Privat

"Als Kind konnte ich das Restaurant gar nicht ausstehen"

In den 80er Jahren flüchteten Nguyens Eltern mit ihr und ihrer Schwester als Boat-People von Südvietnam über Indonesien nach Deutschland. Ihr Vater arbeitete zunächst zehn Jahre bei Siemens. Parallel dazu eröffnete ihre Mutter das Asialand im damaligen Arbeiterviertel. "Zu Beginn gab es dort typisch chinesisches Essen, wie Pekingente oder Süß-Sauer-Gerichte", erinnert sich Nguyen. Damals seien vietnamesische Kultur und Essen in der westlichen Gesellschaft noch nicht in der breiten Masse angekommen gewesen, doch nach und nach gewann auch traditionelles Viet-Food an Beliebtheit.

Das Asialand in Gostenhof eröffnet unter neuem Namen als My Mum's Kitchen. © Robin Walter

"Als Kind konnte ich das Restaurant gar nicht ausstehen", verrät Nguyen, alles habe sich immer nur um das Geschäft gedreht. Gerade in als Teenager sei das ständige Aushelfen im Restaurant eine Quälerei gewesen, so die heute 41-Jährige. "Ich konnte mich auch mit dem gekochten Essen nicht wirklich identifizieren. Ich wollte immer europäisches Essen, wie Spagetti oder Pommes", erinnert sich Nguyen.

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In der Zeit, in der das Restaurant geschlossen war, erkannte Nguyen, welche Rolle die Gastronomie im Leben ihrer Eltern spielte: "Ohne das Kochen ging es meiner Mutter sehr schlecht, also entschieden wir uns dazu, das Lokal wieder zu öffnen", berichtet Nguyen, die nun das Restaurant führt. In der Küche gehen ihre Eltern ihrer Leidenschaft – dem Kochen – weiter nach.

Hai Nguyen, die selbst als Yogalehrerin in Firmen aktiv ist und eine eigene Yoga-Schule in der Rosenau betreibt, wollte ihre eigene Handschrift in der Gestaltung des neuen Konzeptes und Ambientes einbringen. © Robin Walter

Künftig können Gäste immer Donnerstag und Freitag in Gostenhof mittags und abends authentisches Viet-Food genießen. My Mum's Kitchen soll vorerst ein Pop-Up Restaurant sein, sprich temporär. "Nach den ersten Wochen schauen wir, wie es weitergeht", erklärt Hai Nguyen. Bis dahin packt die ganze Familie mit an.

Sogar Nguyens Freund steht in seinem Feierabend im Restaurant hinter dem Tresen und mixt regelmäßig wechselnde Cocktails. © Robin Walter

Der Geschmack Saigons aus den 50er Jahren

Wie auch vor der Neueröffnung zeichnet sich My Mum’s Kitchen vor allem dadurch aus, dass alles selbstgemacht ist. "Jede Soße und Brühe auf der Karte wird von uns eingekocht", verrät Nguyen. Die Speisekarte, die auch mit vegetarischen und veganen Gerichten punkten kann, bietet den Gästen einen Einblick in die authentische vietnamesische Küche der 50er Jahre. Den ehrlichen Geschmack Saigons kennt Nguyens Mutter, die früher in Vietnams Hauptstadt als Händlerin arbeitete, nur zu gut.

Hai Nguyen führt jetzt das Restaurant, die Eltern stehen in der Küche. © Robin Walter

Reich an Gewürzen und fruchtig-frisch sind die Gerichte in Nguyens Familienrestaurant; typisch für die südvietnamesische Küche. Ein wahres Geschmackserlebnis für Fans außergewöhnlicher und traditioneller Spezialitäten aus Saigon.