Deep Talk Dienstag: Wahnsinnige Ideale im Netz

Nora Täumer

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16.6.2021, 14:01 Uhr
Auf Social Media herrscht die Darstellung des Schönen und Perfekten vor. Alle von uns werden unfreiwillig in diesen Sog gezogen - und fühlen uns im Zugzwang, miteifern zu müssen. 

© colourbox.de Auf Social Media herrscht die Darstellung des Schönen und Perfekten vor. Alle von uns werden unfreiwillig in diesen Sog gezogen - und fühlen uns im Zugzwang, miteifern zu müssen. 

Die wenigsten können sich heutzutage noch einen Alltag ohne soziale Medien vorstellen – vor allem die jüngere Generation. Instagram, Facebook, TikTok und Co. gehören heute einfach dazu, aber:

Kaum öffnet man Instagram und Co., schon werden einem zahlreiche wunderschöne Frauen und Männer angezeigt. Doch oft erscheinen diese Fotos aufgesetzt, unrealistisch und bearbeitet. Große Augen, Stupsnäschen, große Lippen, möglichst schmale Taille und eine große Oberweite. Das ist gerade zum Beispiel das Schönheitsideal einer Frau schlechthin. Vor allem Influencer und Influencerinnen präsentieren sich oft nur von ihren besten Seiten. Sie scheinen immer makellos und top gestylt zu sein. Die wenigsten zeigen sich so, wie sie tatsächlich sind, also mit Ecken und Kanten - denn schließlich ist niemand perfekt. Immer jüngere Menschen, die zwangsläufig auf solche Bilder im Internet stoßen, vergleichen sich und beginnen, an sich selbst zweifeln.


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Es ist statistisch bewiesen, dass sich heutzutage immer mehr junge Leute unter das Messer legen lassen. Und diese Ideale im Netz tragen dazu bei, sind auch oftmals der Auslöser für Selbstzweifel oder starke Komplexe mancher Menschen. Zwar ist es jeder und jedem selbst überlassen, wie und was man von sich zeigt, jedoch tut diese perfekt inszenierte Social-Gesellschaft Menschen, die vielleicht ein geringeres Selbstbewusstsein haben, gar nicht gut.

Groteske Trends und Beauty challenges

Vor allem die jüngere Generation, die vielleicht nicht weiß, wie viel bei solchen Frauen und Männern echt ist, (ver)zweifelt oft an sich selbst. Durch TikTok und Instagram beispielsweise entstehen immer wieder neue Trends im Internet, darunter auch sehr fragwürdige Beauty-Trends, die viele versuchen nachzuahmen.

Ein Beispiel für solch einen Beauty-Trend ist die berühmt-berüchtigte „Kylie Jenner Lip Challenge“, die vor ein paar Jahren aktuell war. Um die Lippen der jungen Berühmtheit zu imitieren, haben Teenager der ganzen Welt durch Saugen an Gläsern versucht, größere Lippen zu bekommen. Zum Vorschein kamen übertriebene Schlauchboot-Lippen und Flecken, die teilweise aussahen wie Blutergüsse und Quetschungen. Daraufhin hat Kylie Jenner tatsächlich zugegeben, dass ihre Lippen doch nicht 100-prozentig natürlich sind. Daran wird deutlich, dass einige Trends, die im Internet kursieren, sehr fragwürdig sind und vielleicht lieber nicht nachgemacht werden sollten. Doch oftmals bleibt es nicht nur bei vorübergehenden Challenges im Netz, die Jugendliche mitmachen, sondern kommt es zu größeren Eingriffen, die risikobehaftet und waghalsig sein können.


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Denn: Viele denken schon gar nicht mehr groß darüber nach, bevor sie sich einer Beauty-OP oder Ähnlichem unterziehen und das kann natürlich auch kritische Folgen mit sich bringen, wenn man sich zu wenig im Vorfeld informiert hat und bei einem schlechten Mediziner landet.

How to...

Da stellt sich einfach die Frage, wie man mit diesen extremen Schönheitsidealen im Internet umgehen sollte. Am besten wäre es natürlich, wenn solche übertriebenen Beauty-Standards aufhören würden - doch sie sind so alt wie die Zeit und werden wahrscheinlich immer eine gewisse Rolle im Leben der Menschheit spielen.


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Man könnte auch versuchen, sich davon freizumachen und zu lernen, sich selbst so zu akzeptieren, wie man ist. Nur das ist für manche schwieriger als man denkt, wenn einem fortlaufend unverhältnismäßige Schönheitsideale gezeigt werden. Natürlich kann man nicht alle Influencer und Influencerinnen in eine Schublade stecken, doch leider sieht man solche Bilder noch viel zu häufig.

Hoffnung auf mehr Mut zur Realität

Man kann nur hoffen, dass sich in Zukunft noch viel mehr Menschen, vor allem diejenigen, die im Internet sehr präsent sind, trauen, eine realistischere und natürlichere Seite von sich zu zeigen und anderen dabei sinnvollere Wertvorstellungen zu vermitteln und uns so mehr Souveränität für unsere Unterschiedlichkeit bringen. Etwas mehr Ehrlichkeit, Offenheit und der Fokus auf die wichtigeren Dinge im Leben würde uns allen einfach nur guttun.­

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