Lebensmittelvorräte und Notstrom: So ist die Stadt Nürnberg auf einen Blackout vorbereitet
28.9.2022, 12:44 UhrHamsterkäufe sind out. Das Zauberwort lautet jetzt Prepping. Während am Anfang der Pandemie die Angst vor Versorgungsengpässen die Menschen in den Supermärkten dazu getrieben hat, haufenweise Konserven, Nudeln und Klopapier zu kaufen, ist es jetzt die Angst vor dem Blackout. Haltbare Lebensmittel, die zuhause gelagert werden, um auf einen möglichen langandauernden Stromausfall oder andere Krisen vorbereitet zu sein, werden als Prepper-Vorräte bezeichnet. Der Unterschied zum Hamstern besteht darin, dass diese Art der Vorratshaltung gezielt erfolgt und nichts impulsiv und undurchdacht gekauft wird. "Wenn jede und jeder Einzelne in sicheren Zeiten einen Vorrat anlegt, können Engpässe im Ernstfall gemeinschaftlich überbrückt werden. Ein Notvorrat ist daher sogar gut für die Gemeinschaft!", schreibt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe auf der Webseite.
Das bestätigt auch Volker Skrok, der Leiter der Berufsfeuerwehr Nürnberg. Jede:r sollte in der Lage sein, sich mindestens drei Tage selbst mit Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten zu versorgen, denn die Stadt halte keine Lebensmittel auf Vorrat. Erst einige Tagen nach einem Stromausfall würde von Seiten des Bundes die Ernährungsnotversorgung der Bevölkerung starten.
"Kraftstoff ist ein Problem"
Beim Trinkwasser sieht Skrok für Nürnberg keine großen Probleme im Falle eines Blackouts, denn die Stadt habe eine gute und unabhängige Trinkwasserversorgung. Für Medikamente ist aber auch zunächst jede:r selbst verantwortlich. Vor allem lebenswichtige Arzneien wie Blutdruckmittel oder Insulin, die täglich eingenommen werden müssen, sollten Betroffene immer für einige Tage, besser noch ein bis zwei Wochen vorrätig haben. Apotheken würden bei einem Stromausfall natürlich eine Notversorgung einrichten, aber bei einem längeren Ausbleiben der Stromversorgung kann es bei der Nachlieferung zu Engpässen kommen
Welche Lebensmittel und weiteren Produkte zu einem vollständigen Prepper-Vorrat gehören, erfahrt ihr hier:
Während die Stadt laut Skrok zumindest für die ersten Tage auf die Eigenverantwortung der Bürger:innen setzt, ist das bei der Energieversorgung nicht möglich. "Kraftstoff ist ein Problem", gibt der Leiter der Feuerwehr zu. "Die wenigsten Tankstellen haben eine Notstromversorgung." Konkret heißt das: "Es wird bei einem längeren Stromausfall keine Benzinversorgung geben", zumindest nicht für private Autos und Lieferfahrzeuge von Betreiben und Unternehmen. Die Stadt Nürnberg habe zwar einen Vorrat an Kraftstoff, doch dieser werde für die Einsatzfahrzeuge von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei vorgehalten. Die Tankstelle der städtischen Berufsfeuerwehr sei außerdem mit einem Notstromaggregat versorgt, das das Tanken sicherstellt.
72-Stunden-Frist für Krankenhäuser
Auch was Notstrom angeht, ist die Stadt nur bedingt ausgestattet. Nur für wenige relevante Stellen wie Feuerwehren gebe es städtische Notstromaggregate, sagt Skrok. "Jeder Betrieb, der weiter funktionieren muss, muss sich selbst um Notstromversorgung kümmern." Da könne der Katastrophenschutz nur bedingt helfen. Krankenhäuser in Nürnberg hätten für den Notfall vorgesorgt, sagt Skrok. Zumindest für 72 stunden könnten sie auf Notstrom zurückgreifen, um die wichtigsten Funktionen am Laufen zu halten. Doch genauso wie die Justizvollzugsanstalten sind sie dafür selbst verantwortlich.
Stadt Nürnberg plant "Katastrophenleuchttürme"
Wenn der Strom ausfällt, bricht auch das Kommunikationsnetz relativ schnell zusammen. Internet und Festnetztelefon funktionieren nicht mehr, Handynetzte streiken, der Fernseher bleibt dunkel. Um die Bürger:innen über die aktuelle Lage informieren zu können, plant die Stadt sogenannte "Katastrophenleuchttürme" einzurichten. Also zentrale Orte, an denen Menschen dann Informationen erhalten. Die Gerätehäuser der Freiwilligen Feuerwehren werden relativ sicher solche "Katastrophenleuchttürme" sein. "Das Konzept haben wir schon seit Jahren in der Planung," sagt Skrok. "Es ist zwar noch nicht fertig, kann aber jederzeit interimsmäßig in Betreib genommen werden."
Doch dass es wirklich so weit kommt, hält Skrok für sehr unwahrscheinlich. "Niemand rechnet momentan in dieser Lage wirklich mit einem Blackout." Viel eher werde es kurzfristige, kleinteilige Ausfälle geben, bei denen einzelne Stadtteile gezielt für kürzere Zeiträume von etwa drei bis fünf Stunden vom Stromnetzt genommen werden, um die Stabilität des Netzes zu bewahren.
Auch Zuhause kannst Du einiges tun:
Weil es neben Energie auch noch andere Probleme gibt:
In Nürnberg gibt es einiges zu entdecken:
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