Feine Leute: Immanuel Reinschlüssel

Johannes Alles

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21.5.2021, 10:00 Uhr
Naturfreund, tierlieb und "nicht immer ganz austariert" (Reinschlüssel über Reinschlüssel): Die Aussage, er habe einen Vogel, stimmt aber nur bei diesem Foto.

© Reinschlüssel Naturfreund, tierlieb und "nicht immer ganz austariert" (Reinschlüssel über Reinschlüssel): Die Aussage, er habe einen Vogel, stimmt aber nur bei diesem Foto.

Immanuel Reinschlüssel ist gebürtiger Nürnberger, wurde aber nur wenige Monate später von seinen Eltern "eingefürthert". Seine Leidenschaft gilt daher dem Kleeblatt - und dem geschriebenen Wort. Er ist Teil des Autorenduos Schaffenskrise und Mitorganisator der "Rooftop Stories", einer beliebten Lesebühne auf dem Dach der Neuen Mitte in Fürth. Weil man von Literatur allein nicht ganz so einfach leben kann, arbeitet er in der Kommunikationsabteilung der Universität Erlangen-Nürnberg.

Was lässt Dein Herz hüpfen?

Mit meiner Frau und ein paar Freundinnen und Freunden in der Fränkischen Schweiz durch die Natur zu laufen und in einer kleinen Wirtschaft ein Schäufele und drei lokale Seidla zu verhaften.

Was ist das Schönste an Nürnberg für Dich?

Unser jährlicher Ausflug mit dem Kleeblatt, um die drei Punkte aus dem grauen Achteck abzuholen. Aber Spaß beiseite: Nürnberg ist wirklich wunderbar und eine der schönsten Städte überhaupt, v.a. wenn die Sonne scheint und es die Menschen nach draußen zieht. Die Menschen und die Stadt haben etwas angenehm unprätentiöses - und aus meiner Sicht macht sie das zehnmal cooler als all die Szenestädte mit ihren "exotisch-individuellen" Einwohnerinnen und Einwohnern, die dann doch alle gleich rumlaufen.

Ein Buch in der Hand - das taugt Immanuel Reinschlüssel, hier bei den "Rooftop Stories" auf dem Dach der Neuen Mitte in Fürth. 

Ein Buch in der Hand - das taugt Immanuel Reinschlüssel, hier bei den "Rooftop Stories" auf dem Dach der Neuen Mitte in Fürth.  © Blind

Wovon dürfte es mehr geben?

Blaumeisen. Und Buchfinken. Und Zaunkönige. Vögel allgemein. Und damit mehr Bäume und Sträucher. Es gibt unendlich viele Flächen in unseren Städten, die aktuell noch für die temporäre Verwahrung von privaten Blechboliden genutzt werden - da könnte man sehr viele Bäume und Sträucher pflanzen. Und eines Tages wird das auch passieren, auch wenn die Boomer grad noch ein bisschen strampeln.

Was fasziniert Dich an Deiner Arbeit?

Dass eine Universität Menschen aus der ganzen Welt zusammenbringt und es hier keinerlei Unterschiede gibt, woher Menschen kommen oder wie sie aussehen, solange sie an der gleichen Idee und an den gleichen Zielen arbeiten. Das ist natürlich eine Blase und entspricht nicht annähernd einer realen Gesellschaft - aber die Möglichkeit zu sehen, dass es im abgeschlossenen System funktionieren kann, ist schon cool. Ich bin aber viel zu sehr Realist, um dadurch irgendwelche Hoffnungen abzuleiten.

Was bringt Dich zur Weißglut?

Dummheit, Verschwendung und Irrationalität. Es will mir einfach nicht in den Kopf gehen, dass wir in einer Welt leben, in der wissenschaftliche Fakten für so viele Menschen nicht mehr zählen. Dafür habe ich keinerlei Verständnis. Die aktive Entscheidung zu Dummheit und Desinformation ist ein so grundsätzlicher Bruch mit sämtlichen anthropologischen und humanistischen Idealen - da muss zumindest die Frage erlaubt sein, ob solche Leute denn wirklich noch Menschen sind.

Wann hast Du das letzte Mal was zum ersten Mal gemacht?

Ich habe im letzten Jahr zum ersten Mal geheiratet. Meine Frau würde an dieser Stelle jetzt einen (schlechten) Witz erwarten à la "beim nächsten Mal denke ich aber an dies oder das". Aber genau aus dem Grund, dass sie all die dummen "Witze", Launen und meine nicht ganz austarierte Art so geduldig und manchmal auch mit Belustigung hinnimmt, bleibt es mit Sicherheit bei diesem einen Mal.

Was ist Dein größtes Abenteuer?

Jeden Morgen aufstehen und abliefern und freundlich sein ist das krasseste Abenteuer, dass man sich ausdenken kann. Und dann wartet am Ende des Tages kein Goldschatz und keine heiliger Gral, sondern einfach nur der nächste Tag. Das ist schon wild. Aber das teile ich ja mit ein paar Menschen, denen es da recht ähnlich geht in ihren Abenteuern.


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