Herzensprojekt gescheitert? Frei von Unverpacktladen in Nürnberg steht auf der Kippe

Lara Hitzemann

16.6.2022, 11:16 Uhr
Leider geht es immer mehr Unverpacktläden in der Region, ähnlich wie dem Frei von Unverpacktladen in Nürnberg.

© Pexels.de/cottonbro Leider geht es immer mehr Unverpacktläden in der Region, ähnlich wie dem Frei von Unverpacktladen in Nürnberg.

Es ist traurig, aber wahr: Der Frei von Unverpacktladen in der Hans-Sachs-Gasse 9 in Nürnberg schließt gegen Ende des Sommers seine Türen. Der Grund? Eine zu geringe Nachfrage und andere Prioritätensetzung der Zielgruppe.

"Ich wünschte, wir würden uns eine Scheibe vom Umgang mit Lebensmitteln von unseren Nachbarn, den Franzosen, abschneiden" meint Denise, eine der Gründer:innen des Unverpacktladens. Es scheint, als würde die deutsche Bevölkerung zunehmend zu einer Massenmentalität transformieren. Wichtig ist, dass man schnell möglichst satt wird und dass die Mahlzeit günstig ist. Bei einer klassischen "Pizza Neapolitana" in Italien beispielsweise zählt: Weniger ist mehr, dafür müssen alle Zutaten möglichst hochwertig und geschmackvoll sein.

Außerdem erzählt Denise, dass die Wertschätzung, welche sich während Corona für Lebensmittel entwickelt hat, seit dem Ende des Lockdowns verloren gegangen ist. Durch den Wegfall der offenen Gastronomie und die damit verbundene Angewiesenheit auf die eigene Küche, seien viele inspiriert gewesen, sich völlig neu mit ihrer Mahlzeit auseinanderzusetzen. "Die Leute fingen an, ihr eigenes Brot zu backen, und im Laden fand ein reger Austausch über gesunde, regionale Nahrungsmittel statt", meint Denise.

Ein weiterer Grund des Ablebens des Unverpacktlädens ist die zunehmend geringer werdende Aufmerksamkeit der Klimakrise in den Massenmedien. Andere Problematiken (Corona, Ukraine-Krieg usw.) rücken in den Vordergrund und lassen das Problem Umweltschutz als vergleichsweise klein und rettungslos wirken.

Große Supermarkt-Filialen begegnen diesem Thema, laut Denise, mit Mundpropaganda. "Sein Obst in Stoffbeuteln zu kaufen, ist gerade mal der erste Schritt zu einer nachhaltigen Lebensweise." Anhand dieser Mentalität stülpt man die Ermüdung des Themas Nachhaltigkeit auf den Kunden ab, und lässt ihn somit glauben, er würde seinen Beitrag leisten. Bei Produkten in Supermärkten in Amsterdam bestehen bereits 1/3 der Verpackungen aus Papier. Das Fazit dieses Beispiels: Wenn man wirklich etwas ändern möchte, hätte man es schon längst getan.

Leider geht es immer mehr Unverpacktläden in der Region, ähnlich dem Frei von Unverpacktladen in Nürnberg. Die Nachfrage sinkt und die Finanzpläne gehen nicht mehr auf. Denise wünscht sich für die Zukunft, das die Achtsamkeit für eine hochwertige Ernährung wieder zurückkehrt und die Leute bereit sind, wieder mehr auf Qualität statt auf Quantität zu achten.


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