Politik
Das waren die Bundespräsidenten von 1949 bis heute
13 Bilder 10.1.2017, 11:19 UhrFrank-Walter Steinmeier (seit Februar 2017)
Am 12. Februar 2017 wählte die Bundesversammlung den SPD-Politiker Frank-Walter Steinmeier, der bis kurz vor der Wahl das Amt des Außenministers innehatte, zum zwölften Bundespräsidenten Deutschlands. 931 der von 1239 gültigen Stimmen fielen dabei auf ihn. Am 13. Februar 2022 darf er sich auf seine Wiederwahl freuen -nachdem SPD, Grüne und FDP ihre Unterstützung angekündigt hatten. © dpa
Theodor Heuss (1949-59)
Heuss (FDP) wurde 1949 zum ersten Bundespräsidenten der neu gegründeten Republik gewählt. Er sollte das Ansehen der Deutschen im Ausland verbessern, das nach den schrecklichen Verbrechen der Nazi-Zeit ramponiert war. Heuss sah sich als Hüter der Verfassung, bei den Bürgern war er sehr beliebt - sogar eine dritte Amtszeit, für die die Verfassung hätte geändert werden müssen, wurde ihm angetragen. 1952 hielt er im ehemaligen Konzentrationslager Bergen-Belsen eine Rede, in der er seine Landsleute aufforderte, sich mit der Wahrheit über die NS-Verbrechen zu befassen und nicht länger zu behaupten, man habe von nichts gewusst. "Wir haben von den Dingen gewußt (...) die Deutschen dürfen nie vergessen, was von Menschen ihrer Volkszugehörigkeit in diesen schamreichen Jahren geschah." © dpa
Heinrich Lübke (1959-69)
Bevor Heinrich Lübke (CDU) - hier in Bonn mit Queen Elizabeth II. - zum Bundespräsidenten gewählt wurde, war er Landwirtschaftsminister in Adenauers Regierung. Bei seinen Auslandsreisen setzte er sich für Hungerbekämpfung ein - trat aber auch in Fettnäpfchen. So empfahl er nach einer Madagaskar-Reise: "Die Leute müssen ja auch mal lernen, dass sie sauber werden." Das wohl bekannteste Zitat ("Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Neger!") lässt sich indes nicht zweifelsfrei belegen. Umstritten war Heuss aber auch wegen seiner Tätigkeit als Ingenieur während des Zweiten Weltkriegs. Auf der Ostseeinsel Usedom leitete er Bauarbeiten an einem Luftwaffenstützpunkt - dort mussten hunderte Zwangsarbeiter aus von den Deutschen besetzten Ländern sowie KZ-Häftlinge schuften. © Manfred Rehm / dpa
Gustav Heinemann (1969-74)
Heinemann (SPD), hier 1974 bei einem Besuch in Nürnberg vor dem NN-Gebäude in der Marienstraße, war nur eine Amtszeit Bundespräsident. Zuvor war er - allerdings nur ein Jahr - Innenminister, später Justizminister. Er sah sich als "Bürgerpräsident" und lud auch einfache Leute zum Neujahrsempfang ein. Heinemann setzte sich für eine Versöhnung mit den europäischen Nachbarn ein. Während der NS-Zeit hatte er sich in der Bekennenden Kirche engagiert und im Keller illegale Flugschriften produziert. Bei seinem Amtsantritt sagte er: "Nicht weniger, sondern mehr Demokratie – das ist die Forderung, das ist das große Ziel, dem wir uns alle und zumal die Jugend zu verschreiben haben." © NN / Friedl Ulrich
Walter Scheel (1974-79)
Scheel (FDP) war Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Außenminister, bevor er 1974 ins höchste Staatsamt gewählt wurde. Junge Menschen ermutigte er, sich zu engagieren - sie sollten aber auch aus den Fehlern der älteren Generationen lernen. Der 2016 verstorbene Scheel litt in seinen letzten Lebensjahren an Demenz und wurde in einem Pflegeheim betreut. © Bernd-Jürgen Fischer / NN
Karl Carstens (1979-84)
Der Absolvent der Yale-Universität Carstens (CDU) - hier links im Bild 1981 während eines Besuchs der Kunsthalle Nürnberg mit deren Direktor Curt Heigl - war zunächst Staatssekretär im Verteidigungsministerium und Kanzleramt. 1972 wurde er in den Bundestag gewählt, 1976 zum Bundestagspräsidenten. Drei Jahre später trat er das Amt des Bundespräsidenten an, auch wenn die Presse ihn wegen seiner frühen Mitgliedschaft in der NSDAP kritisierte. Carstens gab sich volksnah, begegnete beim Wandern vielen Menschen. Dass die Friedensbewegung, darunter auch Geistliche, gegen die Stationierung von Atomwaffen in Deutschland mobil machten, sah der Präsident kritisch. © Rudolf Contino
Richard von Weizsäcker (1984-94)
Bereits 1974 wollte von Weizsäcker (CDU) Bundespräsident werden, verlor jedoch gegen Walter Scheel. 1981 wurde er zum Regierenden Bürgermeister von Berlin gewählt, 1984 klappte es dann mit dem Präsidentenamt. Er trat für Gespräche mit Sowjetunion und DDR ein und wandte sich in Reden auch an die Deutschen auf der anderen Seite des Grenzzauns. Mit Blick auf den Zweiten Weltkrieg schrieb er jüngeren Generationen ins Stammbuch: "Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals geschah. Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird." Von Weizsäcker trat für weltweite Solidarität ein. "Wir in Europa können nicht weiterhin eine Insel des Wohlstands, der Demokratie und des Friedens sein, wenn in anderen Teilen der Welt Hunger, Ungerechtigkeit, Flüchtlingselend, Terror und Gewalt herrschen", sagte er 1987 nach einer Lateinamerika-Reise. Von Weizsäcker gilt als einer der beliebtesten Bundespräsidenten. In einer Umfrage aus dem Jahr 2015 bezeichneten ihn 38 Prozent als den "besten" Präsidenten in der Geschichte der Bundesrepublik. © Jan Woitas (dpa)
Roman Herzog (1994-99)
Herzog (CDU) war Sport- sowie Innenminister in Baden-Württemberg, ab 1983 war er Richter am Bundesverfassungsgericht. Als erster Bundespräsident residierte er von Anfang an im Schloss Bellevue in Berlin. 1996 trat er deutlich gegen Ansprüche auf ehemalig deutsche Gebiete in Osteuropa ein. Er führte den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus ein. 1997 sprach er sich für Wirtschaftsreformen und eine Vorbereitung auf das 21. Jahrhundert aus: "Durch Deutschland muss ein Ruck gehen. Wir müssen Abschied nehmen von liebgewordenen Besitzständen. Alle sind angesprochen, alle müssen Opfer bringen, alle müssen mitmachen." © Winfried Rothermel/Archiv (dpa)
Johannes Rau (1999-2004)
20 Jahre lang war Rau (SPD) - hier 2002 bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde der Seoul National University in Südkorea - Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, von 1978 bis 1998. Dazwischen versuchte er sich als Kanzlerkandidat, unterlag 1987 aber Helmut Kohl. Sein Motto lautete "Versöhnen statt spalten". In seiner ersten Berliner Rede (2000) sagte er zur damaligen Debatte über Zuwanderung und Asylpolitik: "Auch Deutsche waren einmal Wirtschaftsflüchtlinge. Auch Deutsche sind vor politischer Verfolgung geflohen. Auch Deutsche haben zum Aufbau anderer Länder beigetragen." © Ralf Hirschberger / dpa
Horst Köhler (2004-10)
Köhler (CDU) arbeitete im Wirtschafts- und im Finanzministerium, wurde 1990 Staatssekretär. Ab 1993 führte er den Deutschen Sparkassen- und Giroverband, wurde 1998 Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, 2000 schließlich Geschäftsführender Direktor des Internationalen Währungsfonds. Als Bundespräsident sprach er sich für wirtschaftliche Reformen und mehr Investitionen in Bildung aus. Die Bürger forderte er auf, Verantwortung zu übernehmen, "statt sie immer nur vom Staat oder von 'der Politik' einzufordern. Denn letztlich muss unsere Devise lauten: Die Demokratie - das sind wir!" Im Mai 2010 erntete er heftige Kritik, als er in einem Interview erklärte, dass "im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege (...)". Daraufhin erklärte er am 31. Mai seinen sofortigen Rücktritt. © dpa
Christian Wulff (2010-12)
Ab 1994 saß Wulff (CDU) im niedersächsischen Landtag, 2003 wurde er Ministerpräsident. 2010 zum Bundespräsidenten gewählt, sprach er sich für mehr Miteinander der Religionen und Kulturen aus: "Das Christentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das Judentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das ist unsere christlich-jüdische Geschichte. Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland." 2012 berichteten Medien über Wulffs Nähe zu Unternehmern und daraus resultierende persönliche Vergünstigungen. Nachdem die Staatsanwaltschaft Hannover die Aufhebung von Wulffs Immunität beantragt hatte, trat der Präsident am 17. Februar zurück. © dpa
Joachim Gauck (2012-2017)
In der DDR war Gauck (parteilos) evangelischer Pastor in Mecklenburg-Vorpommern und engagierte sich gegen das SED-Regime. Nach der Wende war er von 1990 bis 2000 Beauftragter für die Stasi-Unterlagen, ab 2003 Vorsitzender des Vereins "Gegen Vergessen – Für Demokratie". Als Bundespräsident setzte er sich unter anderem für Freiheit und mehr Europa ein: "Oftmals scheint es den Menschen in Westeuropa nicht bewusst zu sein, wie präsent die Folgen des Zweiten Weltkrieges und der Jahrzehnte der kommunistischen Herrschaft in vielen Ländern Mittel- und Osteuropas immer noch sind. Es ist keine Charaktermauer, die die Menschen im alten Osten und im Westen voneinander trennten, sondern es sind Jahrzehnte ganz unterschiedlicher Lebensmöglichkeiten." Gaucks Lebensgefährtin ist die ehemalige NZ-Redakteurin Daniela Schadt. © Michael Matejka
Frank-Walter Steinmeier (ab Februar 2017)
Steinmeier (SPD) soll am 12. Februar von der Bundesversammlung zum nächsten Bundespräsidenten gewählt werden - darauf hat sich die Große Koalition geeinigt. Der amtierende Außenminister ist Umfragen zufolge der Lieblingspolitiker der Deutschen. Unter Gerhard Schröder war er Kanzleramtsminister und damit auch für die Geheimdienste zuständig - kritisch gesehen wird seine Rolle im Fall des Guantánamo-Häftlings Murat Kurnaz: Laut Untersuchungsausschuss des EU-Parlaments verhinderte Deutschland damals eine mögliche Freilassung durch die USA. Steinmeier bestreitet das. Im Kampf gegen den Terror mahnte er schon 2007 zur Zurückhaltung: "Nicht alles, was vorstellbar ist, darf auch politisch gangbar gemacht werden. Es gelten die Grenzen des Grundgesetzes. Die lassen sich nicht überspringen wie ein Gartenzaun." © Michael Kappeler (dpa)