Aktion mit flotten Sprüchen
#deinneuesteam: Erlanger Waldkrankenhaus wirbt um Pflegekräfte
8.11.2021, 14:30 UhrDie Krankenhäuser schlagen Alarm: Gerade in Corona-Zeiten wurde der Pflegenotstand virulent, in den vergangenen Wochen und Monaten haben Kündigungen in dem Bereich die Situation auf den Stationen noch verschärft. Das Malteser Waldkrankenhaus (WKH) St. Marien will dem Missstand nun etwas entgegenwirken und wirbt daher seit Ende Oktober in Erlangen und Forchheim mit großflächigen Plakaten um neue Mitarbeitende.
Unter dem Motto (und auch dem Hashtag) "deinneuesteam" stellen sich Beschäftigte mit einem flotten Spruch auf den Lippen vor: "Familie kannst Du Dir nicht aussuchen - Dein Team in der Pflege schon", heißt es auf den Postern etwa oder "Wir sind auch nicht perfekt - aber mit Dir können wir die Pflege jeden Tag besser machen."
Das ist vor allem in einer Zeit nötig, da Kliniken und ihre Intensivbetten derzeit erneut insbesondere mit Covid-Patienten belegt sind und die Mitarbeitenden alle Hände voll zu tun haben.
Pflegedirektor: "Stellenwert der Pflege wird deutlich zunehmen"
"Die Politik hat in den vergangenen Jahren viele Anstrengungen unternommen, um die Situation der Pflege zu verbessern", sagt WKH-Pflegedirektor Thomas Paule im Gespräch mit diesem Medienhaus. Das sei begrüßenswert, reiche jedoch noch nicht aus. Der Stellenwert der Pflege werde in den nächsten Jahren deutlich zunehmen und viele medizinischen Entwicklungen beeinflussen.
Das ist im Prinzip schon jetzt der Fall - und gerade die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig hochqualifiziertes (Intensiv-)Pflegepersonal in unseren Krankenhäusern ist. Doch in der jüngsten Vergangenheit haben weitere Pflegekräfte bundesweit den Kliniken den Rücken gekehrt und sich einen anderen (womöglich weniger belastenden) Arbeitsplatz gesucht. "Es geht mittlerweile nicht nur um Corona", sagt Paule dazu und fügt an, "es kann verschiedene Umstände im privaten Bereich geben, die einen Wechsel sinnvoll erscheinen lassen."
Doch soziale Berufe, so scheint es, verlieren zunehmend an Attraktivität: Beschäftigte und Arbeiternehmervertreter klagen über schlechte Arbeitsbedingungen, zu wenig Geld und mangelhafte Anerkennung. Derzeit finden Tarif-Verhandlungen im Öffentlichen Dienst auch für den Gesundheitsbereich statt. Sind Tätigkeiten mit Nacht- und Schichtdiensten nicht mehr anziehend beispielsweise für junge Abiturientinnen und Abiturienten? Pflegedirektor Thomas Paule macht da im Waldkrankenhaus andere Erfahrungen. "In unserem letzten Kurs, die im März die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben, waren die Lernenden größtenteils Abiturienten", berichtet er.
Ausbildungskurse wurden verdoppelt
Ohnehin könne das Haus in der Rathsberger Straße nicht generell über mangelnden Nachwuchs in der Pflege klagen. Man habe seit 2020 die Kurse verdoppelt und biete in diesem Jahr zum zweiten Mal im April und September jeweils einen Ausbildungskurs an. "Hierbei", betont der Pflegedirektor, "übersteigt die Nachfrage an Ausbildungsplätzen das Angebot."
Doch warum dann diese Kampagne, mit der das Waldkrankenhaus vor allem bereits ausgebildete, interessierte Gesundheits- und Krankenpfleger, Operationstechnische Assistenten, Medizinische Fachangestellte, Rettungsassistenten ansprechen möchte? "Wir wollen unsere Pflegeteams in der Weiterentwicklung stärken um so die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Patientenversorgung weiter zu optimieren." Auch (ältere) Berufsrückkehrer sowie Quereinsteiger sind willkommen, betont Paule.
Mit Kanälen wie YouTube oder WhatsApp dürften die Verantwortlichen doch wohl verstärkt Jüngere ansprechen. "Wir wollen mit unserer Werbung für das Waldkrankenhaus dort sein, wo auch unsere Pflegekräfte sind", sagt Paule. Zudem ermöglichten Kurznachrichtendienste eine schnelle Kontaktaufnahme. Zusätzlich zu den Social Media- Aktionen sind Zeitungsinserate geplant - eben neben den Plakatierungen.
Auf eine Zahl, wie viele Pflegekräfte das Waldkrankenhaus aus welcher Fachrichtung besonders braucht, will sich Paule indes nicht festlegen. "Jeder Bereich ist besonders wichtig", antwortet er, "denn in jedem Bereich werden Menschen gepflegt. Wir brauchen stetig viele Pflegekräfte, um unser Haus zukunftsfähig auszurichten und unseren Patienten die bestmögliche Pflege zukommen zu lassen."
Das Universitätsklinikum Erlangen (UKER) hatte im Herbst 2019 mit "Komm ins Team" eine ähnliche Image-Kampagne gestartet. Doch auch zwei Jahre später fehlt es auch noch immer an dringend benötigtem Personal.
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