Denkmal für Symbolfigur der Öko-Bewegung
19.7.2011, 08:29 UhrFreude kommt auf in den Reihen der CSU, als Stadträtin Christine Seer (Grüne) den U-Bahn-Bau in Richtung Stein und Eibach anspricht. „Das ist ja ein historisches Ereignis“, lächelt Konrad Schuh. Unionskollege Andreas Krieglstein legt nach: „Ich finde es toll, dass Sie den Bau nun unterstützen.“ Das sei nicht immer so.
Hintergrund ist der im Ausschuss diskutierte Nahverkehrentwicklungsplan: Bis 2025 soll festgelegt werden, wohin die Reise in Sachen ÖPNV im Stadtgebiet geht. Seer ist der Meinung, dass bei einem Weiterbau der U-Bahn über Röthenbach hinaus in Richtung Stein, der Ast nach Eibach ebenso kommen müsse: „Wir dürfen doch das neue Siedlungsgebiet Röthenbach Ost, das sich prächtig entwickelt, nicht links liegen lassen.“
CSU rudert zurück
Glauben die CSU-Räte nun, dass die Pläne für den U-Bahn-Bau an Fahrt aufnehmen, so legen sie beim Thema „Kreisverkehr Färberstraße“ jetzt den Rückwärtsgang ein — obwohl sie sich bisher schwer für einen Kreisel in der Kreuzung Dr.-Kurt-Schuhmacher- und Färberstraße in der Altstadt einsetzten. Klar ist: Die Gegenargumente von Chef-Verkehrsplaner Frank Jülich wiegen schwer. Die CSU scheint davon nun überzeugt: Weil die Bebauung dort nur einen Kreisel von 16 Metern Durchmesser zulässt, dürfte der nur markiert werden. Bei einer festen, runden Bebauung in der Mitte des Kreisels hätten Lkw enorme Schwierigkeiten, das Hindernis zu umfahren. Die Markierung alleine berge allerdings auch Gefahren: Es gibt Autofahrer, die sich dazu verleiten lassen, den aufgemalten Kreisel zu ignorieren. Sie fahren dann kreuz und quer. Das wird am Beispiel „Minikreisel in Erfurt“ deutlich: Auf der Internetplattform „youtube“ zeigt ein Film, wie chaotisch sich Verkehrsteilnehmer am Minikreisel verhalten. Mit knapp 80000 Euro soll der Kreisel in der Färberstraße zubuche schlagen, Nicht eingerechnet ist eine statische Untersuchung. Die fällt an, weil unter der Kreuzung ein denkmalgeschütztes Gewölbe liegt. So wie es derzeit aussieht, bleibt es also bei der Ampel.
Vom Kreisel zum Aufzug für behinderte Menschen an der S-Bahnstation „Ostring“ in Mögeldorf. Ein Thema, das einigen Räten die Zornesröte ins Gesicht treibt. Vor zweieinhalb Jahren stellten SPD, Grüne und ÖDP ihre Anträge. Demnach soll die Stadtverwaltung mit dem Wirtschaftsministerium in Kontakt treten. Das Ziel: Die Regierung müsse dafür sorgen, dass der Bahnsteig zeitnah barrierefrei ausgebaut wird. Bis heute ist aber außer Schriftwechseln nichts geschehen. Aus dem letzten Brief des zuständigen Wirtschaftsministerium geht hervor, dass eine „Planungsvereinbarung“ mit der Bahn angestrebt sei. Fragen zur Finanzierung seien noch nicht geklärt, einen zeitlichen Fahrplan für den Einbau des Aufzugs gebe es auch noch nicht. SPD-Stadtrat Lorenz Gradl kommentiert das so: „Das ist eine bodenlose Frechheit! Die schlafen doch im Wirtschaftsministerium.“
Überrumpelte Anwohner
Der Sozialdemokrat moniert auch einen anderen Punkt: die Erschließung der neuen Lok-Servicestelle am Rangierbahnhof. „Keine Frage“, so Gradl, „die Arbeitsplätze der Servicestelle brauchen wir“. Doch die Anwohner fühlten sich überrumpelt. Sie fordern eine andere Zufahrt, als die über die Bauernfeind- und Paulistraße, um eine starke Lärmbelastung künftig zu vermeiden. Doch die Bahn lehnte ab.
Zu guter Letzt beschließt der Ausschuss auf Antrag der Grünen, den Bauernplatz in Gostenhof in Petra-Kelly-Platz umzutaufen. Kelly war Mitbegründerin der Partei „Die Grünen“ und galt als Symbolfigur für die ökologische Bewegung. 1982 wurde ihr der alternative Nobelpreis verliehen. Die Politikerin hatte seit 1970 ihren Lebensmittelpunkt in Nürnberg. Bei den Bundestagswahlen 1980 und 1983 kandidierte Kelly für den Stimmkreis Nürnberg-Nord und saß von 1983 bis 1990 für die Grünen im Bundestag. Im Oktober 1992 wurde sie von ihrem Freund erschossen. Er nahm sich anschließend selbst das Leben.