Die fünf Schlösser von Muhr
4.4.2016, 08:01 UhrDie Turmhügelburg in Altenmuhr hat vermutlich im 9./10 Jahrhundert am Knie der Altmühl gelegen. Sie war auf zwei Seiten vom Fluss umgeben. Davon kündete bis 1968 der auf zwei Seiten erhaltene Wassergraben. Heute ist dort ein verflachter Hügel knapp über dem Hochwasserspiegel der Altmühl sichtbar, zudem geringe Wallreste.
Die Burg ist vielleicht identisch mit dem „steinernen Turm“, den Ulrich von Muhr der Ältere zusammen mit dem Schloss vom Bischof zu Eichstätt 1300 als Lehen erhielt (1417 als „Obermuhr“ genannt). Einen Hinweis auf diese kleine Anlage hat Günter Niekel im Salbuch von 1549 gefunden. In den Rentamtsakten Gunzenhausen wird vom „clainen Stain Hauß hinten auf der Whal“ gesprochen. Das Grundstück hieß früher, als es noch landwirtschaftlich genutzt wurde, der „Whal-Acker“. Bodenfunde aus dem 14. bis 16. Jahrhundert (Fragmente von Tonpuppen, Geschirrscherben) gibt es. Nur wenig unter der Erdoberfläche lassen sich Fundamentreste von zwei Gebäuden feststellen.
Das Schloss Altenmuhr, so wie es heute noch existiert, ist eines der ältesten Schlösser an der Altmühl. Als Wasserburg errichtet wurde es später zum Schloss umgebaut. Auf dem Areal stehen heute das Hauptschloss, die Gutsscheune mit gewölbtem Stall, das ehemalige Brauhaus, das Dienstbotenhaus und ein barockes Gartenhaus, der Bergfried und zwei Geschosse des Hauptbaues aus dem 12. Jahrhundert. Der Ostbau stammt aus dem 14. Jahrhundert, das Obergeschoss des Hauptbaues ist aus dem 16. Jahrhundert. Weitere Bauten sind aus dem 17. und 19. Jahrhundert. 1351 ist das Schloss erstmals urkundlich in einer Beschreibung des Schlosses im Salbuch von 1551 und 1734 erwähnt worden.
Als ehemalige Wasserburg besitzt es keine Flure. Vom Treppenhaus aus geht man von Zimmer zu Zimmer. Im Ostbau und im zweiten Stock des Hauptbaues sind einige bedeutende Räume mit französischen Papiertapeten aus dem Jahr 1815 und Stuckdecken des Nürnberger Meisters Hans Kuhn aus der Zeit um 1620 zu bestaunen. Die Galerie der Besitzer des Schlosses: Herren von Muhr, Herren von Lentersheim (bis 1790), Preußischer Minister Freiherr von Hardenberg (bis 1809), Freiherr von Wülkenitz (bis 1810), bayerischer Besitz (bis 1825), Freiherr von Danckelmann (bis 1837), Familie von Le Suire (bis heute). Das Schloss war Schauplatz des Kinderfilms „Der Räuber Hotzenplotz“ und vermutlich auch Schauplatz eines Teils von Schillers Drama „Die Räuber“. Herrliche Fotos finden sich im Internet (www.samson-magazin.de)
Das Schloss Mittelmuhr, südlich der St.-Johannis-Kirche gelegen, wurde wohl im 14. oder 15. Jahrhundert gebaut. 1448 wird Conrad von Lentersheim „zu Mittelmuhr“ genannt. In den Rentamstakten wird es anfangs das „neue Schloß“ und 1734 das „oede Schloß“ genannt. Nach einer Beschreibung aus dem 16. Jahrhundert war das Schloss sehr klein. 1572 ist es abgebrannt und nicht wieder aufgebaut worden.
1607 wurde Mittelmuhr mit Altenmuhr vereinigt, und seither verschwindet der Name des kleinen Dorfes. Auf dem Burgstall siedeln sich später jüdische Familien an. Ein ehemaliges Vorhofgebäude brannte 1903 ab. Die Kellergewölbe des Schlosses wurden 1951 beseitigt. Eine etwas ungenaue Ansicht befindet sich auf dem Stammbaum der Herrn von Lentersheim im Schloss Rammersdorf, ebenso ein Grundriss samt Beschreibung im Salbuch von 1734.
Schloss Neuenmuhr zählte zu den größten Schlössern im oberen Altmühltal. Es lag südlich des Dorfes. 1371 wird das Schloss im Rahmen eines Streitfalles erwähnt. Genaue Beschreibungen liefern die Salbücher. Das Schloss war eine Wasserburganlage. Innerhalb des quadratischen Burgareals lag nicht nur das Schloss, sondern auch ein großer Garten.
Im Vorhof standen etliche Scheunen, ein Haus für das Gesinde und die Schlosskirche. 1502 wurde es umgebaut. Nach Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg wurde das Schloss renoviert. 1834 ließ Freiherr von Danckelmann das intakte Gebäude abbrechen, um Steine, Holz, Erde von den Wällen und was sonst noch da war zu verkaufen. Die Schlosskapelle war schon 1824 abgebrochen worden. Grundrisse sind in den Salbüchern und in den Steuerbüchern zu finden.
Früher „Kellerhaus“
Eine Abbildung der Nord- und Südwestseite samt Schlosskapelle ist auf dem Stammbaum der Herrn von Lentersheim in Schloss Rammersdorf (Stahlstich) vorhanden. Karl Ballenberger hat eine Bleistiftzeichnung des Schlosses mit einer Ansicht von Norden und von Nordosten angefertigt. Die Stelle des einstigen Schlosses markiert heute ein Gedenkstein.
Das Witwenschloss auf dem Julienberg wurde über einem riesigen, in den Felsen gehauenen Keller aus dem 15. Jahrhundert im 16. Jahrhundert errichtet. Es besteht aus einem einfachen, zweigeschossigen Haupthaus mit Renaissancegiebel. Teile der Außenmauern und die Innenmauern sind in Fachwerk errichtet, ebenso das an der Ostseite angebaute, lang gestreckte Wirtschaftsgebäude, das heute sehr baufällig ist. Den Namen „Julienberg“ erhielt das Anwesen nach einer Schlossherrin, früher wurde das Haus nur „Kellerhaus“ genannt. Viele Spukgeschichten ranken sich um Haus und Umgebung.
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