Tennis-Profi

Doch ein Heimturnier: Härteis beim ATP-Challenger in Eckental

Katharina Taubeneder

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4.11.2021, 11:14 Uhr
War im Hauptfeld nahe dran an einem Überraschungssieg gegen Maxime Cressy: Johannes Härteis aus Postbauer-Heng.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink War im Hauptfeld nahe dran an einem Überraschungssieg gegen Maxime Cressy: Johannes Härteis aus Postbauer-Heng.

Der Mittwoch war ein entspannter Tag für Johannes Härteis. Einfach mal nichts tun. "Ich fasse den Tennisschläger nicht an", antwortet der 25-Jährige auf die Frage, was ein Tennisprofi an einem freien Tag so macht, "relaxen und ein paar Übungen", mehr nicht. Abends traf sich der gebürtige Nürnberger noch mit einem Kumpel.

Oft gibt es solche Tage nicht im Leben von Johannes Härteis. Seine Freizeit ist begrenzt, und kann manchmal auch ganz schnell ein Ende haben. Wenn sich irgendwo auf der Welt eine Option auftut, macht sich Härteis auf den Weg. Wer, wie Härteis, aktuell Nummer 407 der Weltrangliste, noch nicht zu den ganz Großen gehört, kann sich oft nicht aussuchen, wo es als nächstes hingeht.

Den Durchbruch zu namenhaften Turnieren hat der Sportler aus dem Landkreis Neumarkt bislang nicht geschafft, Ranglistenpunkte holt er sich auf der ATP-Challenger-Tour oder der ITF Future Tour, der untersten Kategorie der Profi-Wettbewerbe. Scheidet er früh bei einem Turnier aus, muss er schnell schauen, dass er eine neue Chance bekommt. Es geht immer weiter.

Familie und Freunde akzeptieren das, sie kennen es nicht anders. Und Härteis geht es genauso. "Jeder weiß, dass ich Tennis spiele, dass ich, wenn es sein muss, los muss." Man müsse diesen Lebensstil auch mögen, sonst geht es nicht. "Tennisspielen ist nicht nur Vor- und Rückhand", sagt Härteis. Für einen Leistungssportler bedeutet es auch oft unterwegs und spontan zu sein. "Wenn es schnell gehen muss, fahren mich mein Bruder, mein Vater, meine Mama, ich nehme den Zug oder steige ins Flugzeug."

USA, Portugal, Tschechien, Niederlande, Spanien - als Profi kommt man viel herum. Umso schöner sind deshalb die wenigen Turniere in der Heimat, darunter das ATP-Challenger-Turnier in Eckental im Landkreis Erlangen-Höchstadt. Aus Postbauer-Heng, wo Härteis mit seinem Vater wohnt, ist es nur eine gute Dreiviertelstunde Autofahrt. Allein deshalb werde es wohl "nie einen Grund geben, in dieser Woche ein anderes Turnier zu spielen", sagt Härteis.

In der Qualifikation hat er sich jeweils mit 2:1 gegen Lucas Miedler aus Österreich und Uladzimir Ignatik aus Weißrussland durchgesetzt. Am Dienstagabend kam es dann auf dem Centercourt im House of Sports zum ersten Hauptrunden-Match. Die Stimmung in der Halle war gut, viele Freunde und Familienmitglieder haben Härteis angefeuert. "Das hat mich getragen." Gegen den US-Amerikaner Maxime Cressy - in der Weltrangliste auf Position 133 geführt und daher Favorit - lieferte Härteis einen grandiosen Kampf, unterlag nach zwei Stunden aber doch mit 1:2 (7:6, 4:6, 3:6).

"Der Teppich ist extrem schnell, es zählt jeder Punkt"

"Es ist ein bisschen enttäuschend, so knapp verloren zu haben. Trotzdem war es kein schlechtes Turnier. Ich habe sehr gut gespielt, drei Sätze lang, im zweiten und dritten Satz gab es jeweils ein Aufschlagspiel, das mich das Match gekostet hat", sagt Härteis. Cressy sei ein "brachialer Aufschläger", da habe er "zwei Breaks zu viel" kassiert. In Eckental ist das besonders bitter. "Der Teppich ist extrem schnell, es zählt jeder Punkt."

Dennoch war der Einzug ins Hauptfeld ein Schritt nach vorne. Die Saison war für den Oberpfälzer "sehr durchwachsen", was vor allem an einer Verletzung Anfang des Jahres lag. "Meine Ellbogen-OP war Ende Februar, ein halbes Jahr lang habe ich nicht gespielt. Die erste Zeit danach lief es sehr schlecht, ich habe kaum Matches gewonnen." Erst seit zwei Monaten sei er "auf einem guten Weg".

Kein Sportler lässt sich leichtfertig operieren, auch Härteis hatte vorab zehn Wochen lang "alles probiert". Letztlich aber ging es nicht anders. "Es war zwar mein linker Arm", Härteis' Schlagarm, "doch man verlernt das Tennisspielen dadurch nicht". Für den Leistungssportler war es auch nicht die erste Verletzung seiner Karriere. "Doch es ist ein Unterschied, ob man schmerzfrei ein bisschen Tennis spielt. Oder ob man auf diesem Niveau mithalten und das Pensum, im Training und auf Turnieren, mitgehen kann."

"Sonst hätte ich nicht den Willen dafür"

Es dauerte also, bis Härteis zurück war. "Der Kopf spielt eine entscheidende Rolle. Die Verletzung hält einen zurück. Doch es zeichnet einen aus, danach wieder aufzustehen." Das will Härteis tun, auch in Zukunft. Er glaubt an seinen Durchbruch auf der ATP-Tour. "Ich sehe mich in Zukunft dort, sonst würde ich damit nicht weitermachen, hätte den Willen nicht dafür. Ich weiß auch, dass es nicht von alleine passieren wird, und versuche jeden Tag daran zu arbeiten."

Ein Zeitlimit hat sich der ehemalige Bundesliga-Spieler des 1. FC Nürnberg nicht gesetzt. Ich möchte, dass es so schnell wie möglich passiert." Viele fragen, warum er noch nicht dort oben sei, wo andere, jüngere Profis längst sind. "Doch im Tennis kann man eh nichts planen, die Leistung kommt nur über hartes Training", entgegnet Härteis dann. Seine Familie unterstützt ihn dabei. Mehr muss er langfristig nicht wissen. Einen Plan gibt es aber doch schon: Samstag geht es nach Südtirol. Zum nächsten Turnier.

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