Beim Deutschen Verkehrssicherheitsrat hegt man große Sympathie für Tempo-30-Vorstöße auf kommunalen Hauptverkehrsrouten, sagt Sprecherin Julia Fohmann. Der DVR ermuntert daher zu Modellversuchen wie in Cadolzburg. Dort gilt Tempo 30 zurzeit auf einem Stück der Ortsdurchfahrt. Bis Jahresende sammelt man Erfahrungen damit.
An zwei Schulen gelten neue Regeln
Die Straßenverkehrsordnung schreibt 50 km/h als innerörtliche Regelgeschwindigkeit vor. Doch könnte die aktuelle StVO-Novelle zur Förderung einer sicheren, klimafreundlichen und modernen Mobilität – sie sieht unter anderem vor, die Hürden auch für Tempo-30-Modellversuche zu senken – Vorhaben wie dem der Grünen Rückenwind geben. Das Kabinett hat die Reform bewilligt, nun ist der Bundesrat am Zug.
Auf der vierspurigen Schwabacher Straße müssen Autofahrer seit September vor zwei Schulen runter vom Gas. Nach einem Beschluss des Fürther Verkehrsausschusses sollen die punktuellen Tempolimits bald ausgedehnt werden – auf die ganze Strecke zwischen Theresien- und Jahnstraße. Für die Grünen wäre das ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.
Suche nach Schlupflöchern
Für Matthias Bohlinger an sich auch. Der Leiter der Verkehrsplanung im Stadtplanungsamt argumentiert mit einem dann gleichmäßiger fließenden Verkehr und mehr Lebensqualität für Anwohner an einer Stelle in der Stadt, wo der Verkehrslärm mit am schlimmsten ist. Ideal wäre eine durchgängige und ganztägige Tempo-30-Regelung, sagt er, schränkt aber ein: "Noch ist nichts konkret." Und solange sich an der Tempo-50-Vorschrift auf Bundesebene nichts ändere, müsse die Stadt für Tempo 30 "immer nach Schlupflöchern suchen" und aufwendige Verkehrsversuche mit Vorher-Nachher-Vergleichen starten. Der Vorstoß sei sinnvoll, aber faktisch zurzeit nicht umsetzbar.
Bei den Grünen schätzt man die Lage optimistischer ein. "Man muss sich Stück für Stück vorwärtskämpfen", findet Riedel und schreckt auch nicht vor einer "stadtverträglicheren Umgestaltung" der Nürnberger Straße, immerhin einer Bundesstraße, zurück. Riedel hält 30 km/h auch deshalb für segensreich, weil sich die Geschwindigkeiten unterschiedlicher Fahrzeuge wie Pkw, Bus, Pedelec oder E-Scooter aneinander angleichen und Schutzstreifen in letzter Konsequenz überflüssig würden. "Der Radverkehr schwimmt dann ohne eigene Infrastruktur mit."
Busse bald auf Abruf?
Der Anstoß für eine Ringbuslinie zwischen den Vororten kommt von Busfahrer Christoph Wallnöfer, Vorstandsmitglied der Grünen in Fürth und örtlicher Sprecher des Verkehrsclubs Deutschland. Ein Ringbus brächte Stadtrandbewohner in Gewerbegebiete, ohne das Stadtzentrum zu passieren. Am liebsten wäre Wallnöfer dabei der Einsatz wasserstoffbetriebener Fahrzeuge.
Im Rathaus befasst man sich laut Bohlinger gegenwärtig mit anderen Fragen. Etwa der, ob man künftig nur noch Hauptverkehrsrouten mit großen Bussen und festen Fahrplänen abdecken, entlegenere Ecken und Randzeiten hingegen auf Abruf via App "bedarfsgesteuert" mit kleineren Fahrzeugen erschließen könnte. Für den Ringbus-Vorschlag zeigt sich Bohlinger offen, mahnt aber mit Blick auf die S-Bahn in Berlin an, dass die Nachfrage zu gering sein könnte.
"Ringsysteme funktionieren in großen Ballungsräumen, wo man ganz andere Fahrgastzahlen hat." In Fürth könne er sich eine Ringlösung allenfalls in Fragmenten vorstellen, etwa zwischen den DB-Bahnhöfen Vach und Burgfarrnbach.