Drehleiter im Einsatz
14.05.2014, 06:00 UhrIn 30 Metern Höhe herrschen besondere Bedingungen. Vor allem, wenn man sich dabei in einem dachlosen Metallkorb mit nur etwa einem Quadratmeter Fläche befindet. Es ist kälter als unten auf dem Parkplatz, der Wind weht schneller und erschüttert mit jeder Böe die kleine Plattform.
Fährt man als Gast zu Vorführungszwecken mit hinauf, ist man hinterher stolz darauf, sich einfach nur am Geländer festgekrallt und es überstanden zu haben. An diesem Ort hochkonzentriert zu arbeiten und auch noch Verantwortung für das Leben anderer Menschen zu tragen, klingt erst einmal unrealistisch.
Doch Johann Peter lässt sich von all den widrigen Umständen nicht beeindrucken. Ruhig und aufmerksam steuert er die Hebel, die den Korb am oberen Ende der Drehleiter nach links und rechts bewegen, heben und senken. Bereits seit 17 Jahren steht der 30-jährige Agraringenieur im aktiven Dienst der Oberasbacher Feuerwehr. Mehrere hundert Einsätze hat er als Gruppenführer dabei schon absolviert. Mit dem Drehleiterfahrzeug hat es bisher aber immer nur zu Übungen bei den benachbarten Wehren gereicht. Nun verfügt die Stadt Oberasbach endlich über ein eigenes Fahrzeug dieses Typs.
„Wir sind sehr froh darüber, dieses Thema nun endlich hinter uns zu lassen und uns wieder auf unsere Rettungseinsätze konzentrieren zu können“, meint der Kommandant der Oberasbacher Feuerwehr, Jürgen Stegmann.
Das neu angeschaffte Drehleiterfahrzeug ersetzt eine über 50 Jahre alte Anhängeleiter, mit der die Oberasbacher Lebensretter absurder Weise nur mit Tempo 20 zum Einsatzort hätten fahren dürfen. Das dortige Aufstellen der Gerätschaft hätte dann noch einmal weitere 20 Minuten in Anspruch genommen: Ein völlig unzumutbarer Zustand angesichts eines Rettungseinsatzes.
Zudem ist die Verfügbarkeit einer solchen Rettungsleiter rechtlich unabdingbar für die Stadt. Denn für Gebäude, die nicht über den zweiten Rettungsweg verfügen – in Oberasbach befinden sich solche Häuser vornehmlich in der Abrecht-Dürer-Straße, der Hochstraße, der Nürnberger und der Kulmbacher Straße – muss die Kommune diesen durch ihre Rettungsleiter garantieren.
Nachbarschaftshilfe
„Da dies mit dem vorhandenen Gerät nicht möglich war, haben in den letzten 20 Jahren die Nachbarn aus Zirndorf und Stein unsere Drehleiter-Einsätze übernommen. Im Schnitt war das knapp 20 Mal pro Jahr“, erklärt Holger Harbich, Pressesprecher der Oberasbacher Wehr.
Gerne hätte man zuletzt aus Oberasbacher Sicht den Deal mit Zirndorf auch rechtlich in trockene Tücher gebracht. Doch das bayerische Innenministerium hatte das Oberasbacher Vorhaben auf eine gültige Zweckvereinbarung mit der Stadt Zirndorf mit schwerwiegender Skepsis kommentiert. Zu groß seien die Bedenken, dass die vorgeschriebene, zehnminütige Hilfsfrist nicht immer eingehalten werden könne. Zudem gäbe es keine Lösung für den absoluten Ernstfall. Wenn gleichzeitig in beiden Städten der Einsatz einer Drehleiter von Nöten wäre, würde einer auf der Strecke bleiben.
Weil dann – verständlicherweise – auch Zirndorf weniger Euphorie für eine solche Zweckvereinbarung zeigte, entschied man sich noch im Jahr 2012 endgültig für die Anschaffung eines eigenen Drehleiterfahrzeugs. 550 000 Euro betrugen letztendlich die Anschaffungskosten für das Fahrzeug. Auf 192 000 Euro beläuft sich der Zuschuss des Freistaats, der Rest geht zu Lasten der Oberasbacher Stadtkasse.
„Dafür sind wir jetzt technisch aber auch auf dem neuesten Stand“, freut sich Kommandant Stegmann. Im Landkreis leisten sich sonst noch Stein, Zirndorf, Cadolzburg und Langenzenn ein solches Fahrzeug. Das Oberasbacher Gerät verfügt allerdings als einziges über eine so genannte Gelenkleiter. Diese kann den bemannten Rettungskorb auf den letzten Metern durch ein Gelenk in der Leiter abknicken lassen, wodurch sich schwer zugängliche Einsatzorte erreichen lassen. Innerhalb der Feuerwehr Oberasbach erfreut sich das rote Ungetüm größter Beliebtheit. Acht Aktive nahmen am Lehrgang zum Drehleitermaschinisten teil, der von zwei Ausbildern der Feuerwehrschule Würzburg geleitet wurde. Weitere acht Feuerwehrmänner verfügen bereits über diese Zusatzausbildung. „Wir sind jetzt wirklich sehr gut ausgestattet und vorbereitet“, meint Pressesprecher Harbich. „Dennoch hoffen wir natürlich zum Wohle der Oberasbacher Bürger, dass wir das Fahrzeug nicht allzu oft brauchen werden.“
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen