Ein ganz großes Dankeschön im kleinen Scheckkartenformat
8.12.2016, 20:03 UhrEin Jahr ist vergangen, seitdem sich Thomas Henrich des Projektes Ehrenamtskarte für Nürnberg angenommen hat. Nach der Einführung der Bayerischen Ehrenamtskarte durch das Bayerische Sozialministerium 2011 gab es des Öfteren Impulse im Stadtrat, die Karte auch nach Nürnberg zu holen. Im Weg stand allerdings lange Zeit die Frage nach der Finanzierung.
Für Kommunen, die die Ehrenamtskarte einführen möchten, gibt es vom Freistaat lediglich eine einmalige Finanzspritze von 5000 Euro — „ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Thomas Henrich. Der 69-Jährige ist selbst seit Jahren ehrenamtlich engagiert, unter anderem beim Zentrum Aktiver Bürger und beim Theater Rote Bühne.
Hohe Nachfrage bei Bürgern
In der Stadt Nürnberg sind etwa 100 000 Bürger ehrenamtlich tätig. Viele von ihnen erkundigten sich schon vor Monaten im Rathaus, ob und wann es die Ehrenamtskarte auch in Nürnberg gebe. Dass sie nun endlich eine beantragen können, ist auch der Brauerei Tucher zu verdanken, die das Projekt als Sponsor die nächsten fünf Jahre unterstützt.
„In kleinen Gemeinden mit weniger Ehrenamtlichen lässt sich die Umsetzung schneller realisieren als in großen Städten“, weiß Claudia Leitzmann vom Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement, das die Kommunen bei der Bewerbung berät.
Das zweite große Hindernis, die Suche nach einem Projektleiter außerhalb der Reihen des Sozialreferats, konnte dank der ehrenamtlichen Bereitschaft von Thomas Henrich überwunden werden.
Vor allem die Anwerbung der Akzeptanzpartner, die den Besitzern der Karte viele Vergünstigungen bieten, sei ein hartes Geschäft, das viel Hartnäckigkeit erfordere, erzählt der Projektmanager.
Mit Vergünstigungen werben unter anderem die städtischen Museen, das Staatstheater, zahlreiche Cafés und Restaurants, Optiker, Apotheken, Geschäftsleute und auch der Einzelhandel. Beim Staatstheater etwa gibt es für Ehrenamtskartenbesitzer 25 Prozent im Vorverkauf und sogar 40 Prozent an der Abendkasse.
67 Akzeptanzpartner verzeichnet die Stadt Nürnberg im Moment, bis Mitte nächsten Jahres sollen es mindestens 100 werden. Auch über die Stadtgrenze hinaus winken Rabatte bei den insgesamt 5000 bayerischen Akzeptanzstellen, wie etwa bei einem Besuch der Schlösser und Burgen, die zum Träger der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung gehören.
„Es gibt kaum noch weiße Flecken, es sind fast alle mit dabei“, berichtet Henrich. Fast alle — das sind 79 Landkreise und kreisfreie Städte im Freistaat. Fürth hat die Ehrenamtskarte beispielsweise schon 2015 eingeführt, der Landkreis Erlangen-Höchstadt, ausgenommen die Stadt Erlangen, ist schon seit zwei Jahren an der Aktion beteiligt.
Den Antrag zur Ehrenamtskarte kann jeder Bürger für sich selbst oder auch für eine andere Person stellen. In der Regel läuft die Beantragung über einen Sammelantrag der Vereine, so Uli Glaser vom Sozialreferat. Voraussetzung ist ein Mindestalter von 16 Jahren und die Bestätigung durch die betreffende Organisation.
Die blaue Karte gibt es ab zwei Jahren ehrenamtlichen Engagements und mindestens 250 Stunden im Jahr, sie muss aber alle drei Jahre erneuert werden. Die lebenslang gültige goldene Variante wird an besonders Engagierte ab 25 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit übergeben.
Im August startete die Stadt den ersten Aufruf, dass die Ehrenamtskarte nun beantragt werden könne. Seitdem sind bereits 500 Anmeldungen eingegangen. Die ersten 300 Karten wurden nun am Internationalen Tag des Ehrenamts von Oberbürgermeister Ulrich Maly im Historischen Rathaussaal übergeben.
Zu den Ausgezeichneten an diesem Abend gehörten auch Hildegard und Udo Anderlohr. Seit fast zehn Jahren ist das Ehepaar in der Senioreneinsatzgruppe „50+“ der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) aktiv. Als „Nothelfer“ opfern sie ihre Freizeit und helfen bei Veranstaltungen wie Schulungen, Taucherlehrgängen und großen Festen der Stadt aus.
Hildegard Anderlohr kümmert sich dabei vor allem um die Verpflegung, vom Frühstück bis zum Abendessen. Ihr Mann Udo packt als Handwerker da an, wo Not am Mann ist. „Wenn man Kinder hat, ist man immer engagiert“, sagt Udo Anderlohr. Beiden ist es ein großes Anliegen, zu helfen, wo es geht. „Aber man könnte sicher noch mehr tun“, meint seine Frau.
Mehr als 250 Stunden im Jahr
„Ohne Ehrenamt kann’s nicht funktionieren“, da ist sich auch Oberbürgermeister Ulrich Maly sicher. Wer sich ehrenamtlich engagiert, der investiert viel Zeit und Energie — und das ohne Bezahlung. Viele Ehrenamtliche müssen so manchem Ungläubigen erklären, dass sie kein Geld bekommen — das weiß Maly aus eigener Erfahrung in der Jugendarbeit.
Bei allem Engagement geht es auch um Nachhaltigkeit. „Viele investieren mehr als 250 Stunden im Jahr. Die Ehrenamtskarte kann auch keine Bezahlung sein“, sagt OB Maly, vielmehr sei sie eine Form, „Dankeschön“ zu sagen und Respekt gegenüber den zahlreichen unermüdlichen Ehrenamtlern zu zeigen.
Neben der Vergabe der Ehrenamtskarten wurden im Historischen Rathaussaal auch die Ehrenamtlichen des Monats Dezember geehrt. Gerhard März von der Elterninitiative Aktivspielplatz Zeisigweg, Peter Laemmert von den Nürnberger Harley-Fans und Aleyna Özdemir, Mediatorin am Melanchthon-Gymnasium. erhielten den „EhrenWert“-Preis für ihr Engagement im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit. Ein Porträt der drei Preisträger finden Sie demnächst im Stadtanzeiger.
Alle Akzeptanzstellen unter www.ehrenamtskarte.nuernberg.de
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