"Schockverliebt"

Beginn einer neuen Ära: Kult-Café „Salon Regina“ in Gostenhof nach Umbau wieder eröffnet

Jannik Westerweller

Nordbayern.de

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17.7.2024, 12:26 Uhr
Jessica Thomä und Natalie Werner sorgen für neuen Wind im "Café Regina".

© Jannik Westerweller Jessica Thomä und Natalie Werner sorgen für neuen Wind im "Café Regina".

Es war ein Paukenschlag in der Nürnberger Gastronomie, als die langjährige Inhaberin Heike Stahl verkündete, Nachfolge für den "Salon Regina" zu suchen.

20 Jahre lang hatte Heike Stahl das Kult-Café geführt, im November 2022 teilte sie mit, ihre Pacht aufzugeben. Ein Schock für die Stammgäste, die sich und das Café teils seit vielen Jahren kennen, die sagen "Komm, wir gehen in die Regina", sobald die ersten Sonnenstrahlen über der Fürther Straße herauskommen. Die mit der Regina durch dick und dünn gegangen sind, die jede Veränderung an der Currywurst-Rezeptur über die Jahre miterlebt haben.

Doch ihren geliebten Laden, das Café, das sie über zwei Dekaden hinweg mit Liebe aufgebaut hat, wollte sie nicht einfach an irgendjemanden weitergeben. "Ich bin schon immer ein Mensch mit einem starken Bauchgefühl gewesen. Und meine innere Stimme sagt mir, dass es für mich einfach Zeit wird, abzugeben. Das Regina ist wie eine Tochter, die ich großgezogen und durch die Pubertät gebracht habe und die jetzt flügge werden darf. Jetzt will ich sie gut verheiraten!", sagte Stahl damals.

Würdige Nachfolge für die "Regina"

Diese würdige Nachfolge scheint nun gefunden. Im Juni, gerade noch rechtzeitig zum 20-jährigen Jubiläum des Cafés, konnte es jetzt nach mehreren Wochen Umbau wieder öffnen - unter neuer Leitung. So viel sei vorweggenommen: In der "Regina" hat sich alles und nichts verändert.

Und wie fühlt es sich an, ein Kult-Café wie den "Salon Regina" zu übernehmen? "Aufregend ist schon das richtige Wort, weil Heike hier in den letzten 20 Jahren etwas erschaffen hat", erzählt Jessica Thomä. Mit ihrer Freundin Natalie Werner hat sie die "Regina" übernommen, in den vergangenen Wochen viel Herzblut, Schweiß und Tränen in das kultige Schaufenstercafé gesteckt.

"Schockverliebt" - so bezeichnen Thomä und Werner das Gefühl, als sie den Laden das erste Mal betreten haben. "Die großen Schaufenster, Altbau, die hohen Decken - ich habe sofort das Potenzial gesehen", erzählt Thoma von ihrem ersten Besuch. Werner ergänzt: "Ich konnte richtig sehen, wie die Kreativität in sie geschossen ist." An ihrer Begeisterung für das Café hat sich nichts geändert. "Würde ich hier in der Nachbarschaft wohnen, würde ich auch jeden Tag hierherkommen", schwärmt Thomä. "Bist du ja jetzt", platzt es aus Werner heraus, beide lachen.

Jeden Tag da sind Thomä und Werner schon seit Wochen, vor der Wiedereröffnung haben sie teils sogar im Café geschlafen. Denn der Umbau hat sich gezogen. "Ich schließe das Regina nicht einfach ab, sondern ich suche jemanden, der in Zukunft anstatt meiner diesen Ort bespielt. Der den ‚Regina-Spirit‘ am Leben erhält und zugleich neuen Glanz und neue Farbe bringt!", sagte Heike Stahl damals. Jetzt erstrahlt die "Regina" wahrlich in neuem Glanz und Farbe. Denn auf den ersten Blick ist im neuen "Café Regina" kein Stein auf dem anderen geblieben.

Neuer Look für die "Regina"

Vieles, was einst die "Regina" ausmachte, ist gewichen. Der frühere Omi-und-Plüsch-Betrieb, dessen Besuch fast einer Zeitreise in die 50er und 60er glich, hat einen neuen, moderneren Anstrich bekommen. Thonet-Kaffeehausstühle und Blümchen-Service gehören der Vergangenheit an, die neue "Regina" erstrahlt im Wiener Kaffeehaus-Stil und Boho-Chic mit Monsteras, Pileas und einer neuen grünen Fliesentheke. Die Fototapete ist strahlend weißen Wänden gewichen und wird komplementiert von einem Dunkelgrün, das man im Baumarkt am ehesten unter dem Namen "Dschungel" finden würde.

In der neuen "Regina" wirkt alles heller, offener, moderner. An den Wänden haben Thomä und Werner mit Absicht Platz gelassen - hier sollen künftig Werke lokaler Künstlerinnen und Künstler hängen.

Dass die Tische und Bänke gleich geblieben sind, fällt in dem Zusammenhang kaum auf. In der Deko bleiben Thomä und Werner dem Boho-Stil treu: Statt Blumenvasen stehen Gläser mit kleinen Grünpflanzen-Ablegern auf den Tischen. "Die habe ich schon lange gezüchtet und bald kann ich sie eintopfen. Dann haben wir bald ganz viele Pileas hier stehen", erzählt Thomä begeistert und gibt zu: "Ich habe ein Deko-Problem."

Bis alles so aussah, wie es das nun tut, war ein steiniger Weg. Mehrere Wochen hat der Umbau gedauert. Und dabei hat alles länger gedauert als geplant. Beispiele dafür: Ursprünglich wollten die Schreiner in nur vier Tagen fertig werden. Letztlich hat es zwei Wochen gedauert. Denn in einem Altbau wie dem Haus, in dem das "Café Regina" ist, muss jedes Brett einzeln angepasst werden. Außerdem musste die gesamte Elektrik neu gemacht werden. Das allein hat drei Wochen gedauert. "Eine Hiobsbotschaft nach der anderen", erzählt Werner. "Im Problemlösungsmodus sind wir Profis geworden", ergänzt Thomä schmunzelnd. Werner zuckt mit den Schultern. Altbau eben.

Schon während des Umbaus seien immer wieder Stammgäste ins Café gekommen, hätten gefragt, wann es denn endlich weiter gehe, erzählt Werner. Die große Wiedereröffnung war dann jedoch recht spontan: "Am Mittwoch kam das ‚Go‘, am Samstag haben wir spontan geöffnet", erzählt Werner weiter. Und das am bisher heißesten Tag des Jahres: "Wir haben gedacht, es kommt keiner. Am selben Tag waren ja auch Fußball und andere Veranstaltungen wie der Hinterhofflohmarkt." Und dennoch war der Tag der Wiedereröffnung ein voller Erfolg: "Ganz Gostenhof war gefühlt da."

Vor allem viele ehemalige Stammgäste kommen seit der Wiedereröffnung regelmäßig in die "Regina". "Das Feedback ist durchweg positiv. Sie freuen sich, dass sie wieder in die Regina kommen dürfen", erzählt Werner. Thomä ergänzt: "Sie merken, dass wir hier viel Liebe hineingesteckt haben." Thomä und Werner wollen ihre Stammgäste ebenso wie das "Regina"-Personal einbeziehen, beispielsweise bei der Gestaltung der Karte.

Das Currywurst-Dilemma

Doch bis in der "Regina" richtig gekocht werden kann, wird es vermutlich noch bis August dauern, denn noch fehlen wichtige Teile für die Dunstabzugshaube. "Die Gäste wollen und wir wollen auch", erklärt Thomä. Dann soll auch die Currywurst, das vielleicht beliebteste Gericht in der "Regina" wieder auf der Karte stehen, wenn auch nicht dauerhaft. Ob es künftig einen dedizierten Currywurst-Tag, die Currywurst nur am samstags und sonntags oder vielleicht auch nur an einem bestimmten Wochenende im Monat auf der Karte stehen wird, steht noch in den Sternen, aber: "Die Currywurst wird ihren Auftritt haben. Nur noch nicht jetzt", erklärt Thomä.

Und auch wenn sich so vieles geändert hat, soll eines gleich bleiben: das Konzept der Regina als Nachbarschaftscafé, in dem alle willkommen sind. Und vielleicht es ist es auch genau das, was Thomä und Werner zu würdigen Nachfolgerinnen macht.

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