Im Irrerbad
Café Honigapfel eröffnet in Nürnberg: Kaffee trinken, wo einst Dürer gebadet hat
11.7.2024, 10:24 UhrMelanie Stummhöfer huscht durch das kleine Café am Ende der malerischen Weißgerbergasse mit Blick auf die Sebald-Kirche. Fast alle Tische sind besetzt und die Kuchenauslage ist schon merklich dezimiert worden. "Gestern kam ein Zeitungsartikel heraus", erklärt Stummhöfer "und heute wollten dann alle unseren Käsekuchen probieren".
Nicht nur ihr Käsekuchen hat sich durchaus schon bewährt - auch Melanie Stummhöfer selbst ist schon seit über zwei Jahrzehnten Teil der Nürnberger Gastro-Szene. Anfang der Zweitausender gründete sie gemeinsam mit ihrem Mann das Café e Té La Violetta, das sie 2016 aufgeben mussten, als der Mietvertrag nicht verlängert wurde.
Damals war Leo, Stummhöfers Sohn, noch ein Kind und erinnert sich nur an das Ende der zwölf Jahre Violetta. Heute macht er eine Kochausbildung im Schindlerhof - und unterstützt "freiwillig", wie Mutter und Sohn betonen, im Café Honigapfel. Die Gastronomie ist ihm einfach ins Blut übergegangen. Leo findet den Kundenkontakt im Café reizvoll, besonders im Kontrast zu seinem Ausbildungsberuf in der Küche - und somit hinter den Kulissen.
Auf die Frage, warum es nach dem Ende des ersten Cafés Violetta und dem zweijährigem Intermezzo als Leiterin des Cafés Maulbeere im Sebalder Pfarrhof jetzt wieder etwas Eigenes gebraucht hätte, antwortet Melanie Stummhöfer kurz und klar: "Wir sind einfach gerne Gastgeber!"
Neben Kaffee und Kuchen nach Familienrezepten verkauft die gelernte Floristtechnikerin in ihrem Laden auch Kunst, Kerzen, Dekorationsgegenstände und Vasen mit Inhalt. Sie betont allerdings, dass es sich bei ihnen weder um einen Blumenladen noch um ein reines Café handele, sondern um "Einzelhandel mit Verkostung" – selbst die Möbelstücke im ehemaligen Irrerbad können Kunden und Kundinnen erwerben. Stummhöfer dekoriere sowieso regelmäßig um, da komme solch ein stetiger Wandel dem Gesamtkonzept nur zugute.
Richtig aufblühen würde das Konzept dann zu Weihnachten. Wenn sich hinter den Schaufenstern noch mehr Kerzen und selbst gebundene Adventskränze stapeln, komme erst ihre richtige Leidenschaft als Blumenbinderin heraus. Aber auch unter dem Jahr ist ihre Philosophie grundsätzlich nur "Produkte mit Seele" zu verkaufen. Und ob man will oder nicht, man spürt diese Seele tatsächlich ein wenig in den wundervoll restaurierten Räumen des ehemaligen Irrerbads.
Das Haus, in dem das Café Honigapfel seinen Platz gefunden hat, ist nämlich kein gewöhnliches. Von den Altstadtfreunden aufwändig restauriert, reicht seine Geschichte bis ins Mittelalter zurück. So hat wahrscheinlich auch Dürer dort gebadet, wo heute Kerzen und Café über die Theke gehen.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen