Diese Restaurants in der Region haben Corona nicht überlebt
21.5.2021, 11:47 UhrPlötzlich stand das Erlanger Café Bel Ami leer. Ein Einzelfall ist es in diesen Tagen nicht, der lange Lockdown hinterlässt Spuren in der Gastro-Welt. "Wir haben ab 1. April dauerhaft geschlossen", heißt es auch auf der Webseite des spanischen Restaurants Titos in Nürnberg. Im Sosein in Heroldsberg zieht man sich für eine "kreative Schaffenspause" zurück. Im Lokal Gummi Wörner in Erlangen räumt Inhaber Alexander Jordan derweil alles aus.
Mit der Kultkneipe im ehemaligen Gummi-Fachgeschäft Wörner in der Erlanger Hauptstraße ist jetzt also auch Schluss. Alexander Jordan zieht aus dem Gebäude aus. Grund ist aber nicht nur die Corona-Pandemie, sagt er. Sein Zehnjahresmietvertrag endet und die neuen Hauseigentümer verlangen mit 9750 Euro monatlich eine Miete, die er sich einfach nicht leisten kann.
Ganz pleite ist er noch nicht und sein Lokal hätte er wegen der hohen Pacht ohnehin schließen müssen, allerdings tut er das wegen der Pandemie nun mit Verlust. Zwar will er an einem anderen Ort weitermachen und im Sommer gern Getränke draußen servieren, ein Lokal will er aber in diesem Jahr nicht mehr anmieten: "Während der Pandemie ist das Risiko einfach zu groß." Jordan ist enttäuscht von der Politik.
Neuer Pächter für einen der beliebtesten Biergärten in Franken
Zwar hat er Corona-Hilfen bekommen, trotzdem hat er bislang einen hohen sechsstelligen Betrag investiert, um sein Lokal am Leben zu erhalten. "Ich bin ein kreativer Kopf, aber da ich hier auch meine Wohnung verliere und bisher noch keine neue habe, wache ich teilweise schon nachts auf."
Der Vermieter wird nicht belastet
Er fordert von der Regierung, die Vermieter mehr in die Pflicht zu nehmen, denn die Corona-Hilfen würden vollständig in die Bezahlung der Pacht fließen. Laufende Fixkosten müssten Wirte von ihrem Ersparten zahlen. "Wir schultern alles und der Vermieter wird überhaupt nicht belastet – und das ist einfach nicht gerecht."
Neben Gummi Wörner ist in Erlangen auch das Café Bel Ami verschwunden. Unter seinem Betreiber Berhane Abraham hatte es sich in den vergangenen Jahren zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt. Über die Gründe für die Schließung kann man allerdings nur spekulieren.
Weil der Pachtvertrag nicht verlängert wurde, wollen sich die Betreiber des spanischen Restaurants Andalusischer Hund in Nürnberg eine neue Bleibe suchen, allerdings erst nach der Pandemie. Auch die in der Nürnberger Radbrunnengasse hat bereits ihre Flaschen ausgeräumt. Ohne Außenbereich sei das Thema Ausschank obsolet geworden, schreibt Inhaber Florian Seyberth in einer Abschiedsnachricht auf Facebook. Er wolle nun weiterhin nebenher verkaufen, "bald auch an einem neuen, konspirativen Ort".
Mit einem Aufruf zu letzten Bestellungen hat sich auch das spanische Restaurant Titos in Nürnberg verabschiedet. Erst im August 2020 hatte sich Ivan Olmedo mit der Eröffnung einen lang gehegten Wunsch erfüllt. Nun ist das Restaurant "dauerhaft geschlossen", heißt es auf der Webseite. Andere, wie zum Beispiel der Wurstdurst in Nürnberg, haben sich wieder zurück gekämpft. Nachdem das Lokal vergangenes Jahr für ein paar Wochen geschlossen war, hieß es am 3. Mai: "Wir sind wieder zurück!" Seitdem ist der Wurstdurst täglich zum Abholen geöffnet. Nebenher hat man einen Online-Verkauf auf die Beine gestellt.
Auch Bastian Silberkuhl, Inhaber der Nürnberger Bar Bela Lugosi, ist kreativ geworden: Durch einen T-Shirt-Verkauf, aber auch mit Hilfe von Spenden, hat er versucht, fehlende Einnahmen zu kompensieren. Wie die anderen Gastronomen hofft er, dass er im Juni seinen Außenbereich für Gäste öffnen darf, denn das Ersparte wird knapp. "Die Deadline ist für uns gekommen, wenn wir Schulden machen müssen", sagt er. Die Überbrückungshilfe II reiche noch bis Ende Mai.
Auch er zeigt kein Verständnis für die fehlenden Perspektiven für Gastronomen. In der Hoffnung auf eine baldige Öffnung hätten Lokale viel Arbeit in ihre Hygienekonzepte investiert. "Einem Kind stellt man aber doch auch nicht eine Belohnung in Aussicht und vertagt es dann", sagt Silberkuhl. "Es ist ein Gefühl der Ohnmacht, weil man aktiv nichts machen kann. Angstschweiß wäre mir in diesem Fall lieber als dieser Frust."
Angst hat Terence Parris schon, ganz so negativ denkt er aber nicht. Der Brite mit den karibischen Wurzeln hat erst im September die Räume der ehemaligen HeyHey-Bar in der Nürnberger Klaragasse von seinem Ersparten gekauft, denn der ehemalige Betreiber Harry Pelloth will sich nun dem Bierbrauen widmen.
Unter dem Namen The Original Bar will Parris die Bar als Kulturtreffpunkt im jamaikanischen Stil weiterführen. Im Oktober konnte er sein Konzept aus Rum, jamaikanischem Essen und Musik auch schon testen, danach musste er wegen der Pandemie wieder schließen. "Bisher war diese Bar immer mein Traum. Nun habe ich den perfekten Platz gefunden und solange ich noch Geld habe, will ich diesen Traum weiter verfolgen", sagt er.
Parris zeigt sich zuversichtlich, dass die Menschen nach der Öffnung der Gastronomie in Scharen kommen: "Das gehört zu den Sachen, die die Leute am meisten vermissen. Sie haben genug von Corona und Online-Meetings. Sie wollen sich in echt treffen." Bis es soweit ist, will er an den Wochenenden nun einen To go-Verkauf anbieten.
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